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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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wieder Bauchgrimmen. Leg das weg.«
    Der Dicke legte eingeschüchtert das Hühnerbein, in das er gerade hatte hineinbeißen wollen, auf den Teller zurück.
    »Wenn ich Bauchschmerzen bekomme, kannst du mir doch einen Trank brauen, Laura.«
    »Das könnte dir so passen. Unsere Tränke sind für andere Zwecke da, als deine Verfressenheit zu kurieren. Benimm dich.« »Jawohl, Liebste.« Der Dicke stand da wie ein gescholtener Schuljunge. Er wagte nicht, noch einmal ans kalte Büfett zu gehen, obwohl er begehrlich auf die restlichen Köstlichkeiten schielte und ihm gewiss das Wasser im Mund zusammenlief. Letitia staunte.
    »Ist das immer so bei den Mortons?« fragte sie Angus.
    »Das ist noch gar nichts. Du solltest erst einmal erleben, wie es ist, wenn eine der Morton-Frauen richtig böse auf einen Mann wird.«
    »Was geschieht denn dann, Angus?«
    »Sie verhext ihn. Wenn er Pech hat, stirbt der Ärmste.«
     
    *
    Letitias Kehle wurde trocken. Wieder fiel ihr ein, was ihr die Mutter erzählt hatte. Letitia erstarrte und wusste nicht, was sie sagen sollte. Angus beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr.
    »Verschwinde schleunigst. Weißt du wirklich nicht, weshalb man dich hergeholt hat, du unschuldiger Engel? Die Alte will…«
    Angus verstummte. Entsetzen malte sich in seinem Gesicht. Als Letitia sich umdrehte und seinem Blick folgte, sah sie, dass Ann und Fiona hinter ihnen standen. Ann lachte laut auf.
    »Angus ist ein Scherzbold«, sagte sie, schlug dem jungen Mann burschikos auf die Schulter und legte einen Arm um Letitia. »Jetzt hat er dich aber verblüfft, Letty, was?« Ann hatte alles gehört, sogar das, was Angus Letitia zuflüsterte. »Er führt die Leute gern an der Nase herum. Wir und hexen? Das ist wirklich ein Witz. Sehe ich vielleicht wie eine Hexe aus?«
    Ann fragte das laut und herausfordernd. Alle im Saal hörten es. Zuerst ertönte Gekicher. Dann lachten die Morton-Frauen laut heraus. Sie deuteten auf Angus und konnten sich nicht beruhigen.
    »Der Witzbold Angus hat wieder zugeschlagen!«, hörte Letitia.
    Und: »Angus hat uns als Hexen bezeichnet. Ist das nicht fabelhaft?«
    Und: »Nein, so ein Gag.«
    Angus war totenblass geworden. Er zitterte. Ein Blick abgrundtiefer Verzweiflung traf Letitia. Letitia wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte.
    Mit ihrem Übergewicht, dem vollen rotgeschminkten Mund und dem aufgetürmten Haar sah Ann im Abendkleid wirklich nicht wie eine Hexe aus. Eher wie eine Provinz-Partylöwin.
    »Bring deinen Mann nach Hause, Fiona«, sagte sie. »Er hat zu viel getrunken. Jetzt schämt er sich, weil er solchen Unsinn redete und dabei ertappt wurde. Wirklich, Angus, ich muss schon sagen. Diese geschmacklosen Scherze solltest du unterlassen.«
    Sie drohte Angus mit dem Finger. Letitia drängte sich an Angus heran. Sie fasste seinen Arm. Er schaute Ann in die Augen wie hypnotisiert.
    »Ist es wahr, Angus?« fragte Letitia. »Ich helfe dir, das verspreche ich. Dir wird nichts geschehen. Sind die Mortons Hexen und Hexer?«
    »Na, antworte schon, Angus«, verlangte Ann. Sie wendete sich an Fiona. »Dein Mann soll die Wahrheit sprechen.«
    »Bitte, Angus«, sagte die blasse Blondine daraufhin. »Jetzt zier dich nicht.«
    »Es war nur ein dummer Scherz von mir, Letty«, sagte Angus daraufhin in einem ganz anderen Tonfall als zuvor. »Ich habe Unsinn geredet. Das tue ich öfter. Ich bedaure, wenn ich dich erschreckt habe.«
    Ann winkte. Fiona hakte sich bei ihrem Mann ein und führte ihn hinaus. Angus ließ es willenlos mit sich geschehen, obwohl er groß und kräftig war und auf Letitia durchaus den Eindruck gemacht hatte, er könne sich durchsetzen. Ann baute sich neben Letitia auf.
    Das Gekicher und Gelächter war verstummt. Die drei außer Angus noch anwesenden Männer hatten kaum eine Miene verzogen. Sie drängten sich zusammen wie eine Schafherde, um die der Wolf kreist.
    »Dieser Angus ist nicht ganz richtig«, sagte Ann und tippte sich an die Stirn. »Er sieht zwar beeindruckend aus, aber er ist leider schwachsinnig. Nun ja, für die Arbeit auf dem Fischkutter genügen seine geistigen Fähigkeiten. Fiona kann mit ihm leben. Ich möchte es nicht. Wir wollen uns durch seine Albernheiten aber nicht den Abend verderben lassen, Kleine.«
    »Ich bin nicht deine Kleine, Tante Ann, und ich heißt nicht Letty, sondern Letitia.«
    »Wie du meinst. Niemand im ›Haus der sinkenden Sonne‹ will dir etwas Böses, Letitia. Wir sind alle glücklich, dass Marys Tochter zu uns

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