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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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dringen. Zu sehen war nichts.
    Hätte sie das Fenster geschlossen, würde sie nichts mehr gehört haben. Aber ihre Neugierde war nun geweckt. Sie wollte wissen, was da vorging.
    Letitia huschte zur Tür, verließ auf Zehenspitzen das Zimmer, lauschte, und als sich im Haus nichts regte, schritt sie durch den Korridor ans Flurfenster. Das Fenster bildete ein helleres Viereck an der Wand.
    Durchs Fenster konnte Letitia hinab in den Park sehen. An der äußersten Ecke des Grundstücks leuchtete ein fahlgrünes Licht, das giftig und beängstigend zugleich wirkte. Es flackerte, und es wurde mal schwächer, mal stärker. Bäume und Sträucher verdeckten Letitia den Blick auf die Lichtquelle.
    Die Bäume und Sträucher sahen gegen das Licht, das zwischen ihnen durchschimmerte, geisterhaft aus. Die Äste waren wie Finger, die umhergriffen und jeden packen würden, der sich in ihre Nähe wagte.
    Letitia öffnete nach kurzem Zögern das Fenster. Kalt blies ihr der Wind ins Gesicht. Sie kniff die Augen zusammen und spähte zu dem unheimlich flackernden grünlichen Licht.
    Was ging da vor? In Stornoway und im »Haus der sinkenden Sonne« war anscheinend überhaupt nichts normal.
    Letitia strengte ihr Gehör an, um das Gemurmel verstehen zu können. Aber sie verstand die Sprache nicht. War es wieder Gälisch?
    Dann hörte Letitia ein Wort, das sie elektrisierte und ihr einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Dieses Wort wiederholte sich mehrmals.
    Es gehörte nicht der gälischen Sprache an.
    »Satanas!« und immer wieder: »Satanas! Satanas!«
    Grauen packte Letitia. Es war also wahr. Sie war unter Teufelsanbeter geraten. Sie musste annehmen, dass das Ritual zumindest mit der Billigung der Morton-Frauen stattfand. Letitias Herz hämmerte und klopfte bis zum Hals. Ihre Handflächen waren plötzlich schweißfeucht.
    Letitia hatte eine religiöse Erziehung genossen, war jedoch nicht sonderlich fromm. Ihre Mutter hatte sie so erzogen, wie es üblich war. Letitia besuchte im Jahr zwei-, dreimal die Kirche. Ab und zu, wenn ihr danach war, betete sie. Ganz gewiss wäre es ihr nie eingefallen, zum Teufel zu beten.
    Letitia hätte am liebsten das Haus auf der Stelle verlassen und nie wieder betreten.
    »Teufelsanbeter«, flüsterte sie. »Die Mortons sind Teufelsanbeter.«
    Sie presste die Hand auf das wild schlagende Herz. Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatte, beschloss sie, in ihr Zimmer zurückzukehren, sich ins Bett zu legen und zu schweigen. Am Morgen gedachte sie, sich völlig unbefangen zu geben und später im Garten nachzusehen, was sich an jenem Ort befand, wo jetzt das Licht aufflackerte.
    Anschließend wollte sie nach Stornoway gehen und einen Platz auf der Nachmittagsfähre buchen. Ihr Gepäck konnte sie mit Hilfe der Konstabler aus dem Haus holen. Dann würde sie diesen unerfreulichen Ort verlassen und die Mortons ihrer Teufelsanbeterei überlassen.
    Sie Verwünschte ihren Onkel Thomas, der sie hergelockt hatte, und alle Mortons dazu, außer dem unglücklichen Angus. Sie musste die Konstabler unbedingt bitten, Angus besonderen Schutz zu geben…
    Trotz ihres Abscheus und ihrer Empörung wusste Letitia, dass sie auf jeden Fall vorsichtig und klug vorgehen musste. Teufelsanbeter und Jünger des Bösen konnten zweifellos sehr gefährlich werden. Jetzt verstand Letitia die Warnung ihrer Mutter. Ihre Mutter war aus der erstickenden Enge von Stornoway und vor dem Teufelsglauben geflohen.
    Sie hatte Letitia erst auf dem Sterbebett davon erzählt, zweifellos, weil sie sie vorher nicht belasten wollte. Mary Cabell hatte für eine normale religiöse Erziehung ihrer Tochter gesorgt und sie von dem Teufelsglauben total ferngehalten.
    Leise schloss Letitia das Fenster. Durchfroren und zitternd kehrte sie in ihr Zimmer zurück, schloss diesmal von innen die Tür ab, ließ das Fenster einen Spalt offen und legte sich nieder. Nur manchmal glaubte sie Gemurmel zu vernehmen.
    Endlich schlief Letitia ein. Sie erwachte erst, als helles Tageslicht in ihr Zimmer fiel.
     
    *
    Es klopfte.
    »Schlafmützchen!«, rief eine Frauenstimme, als Letitia sich im Bett aufsetzte und zunächst nicht wusste, wo sie sich befand. »Das Frühstück ist fertig.« Die Klinke wurde niedergedrückt. »Ah, du hast abgeschlossen.«
    Siedend heiß fiel Letitia ein, was sie in der vergangenen Nacht erlauscht und gesehen hatte. Sie wollte sich auf gar keinen Fall verraten.
    »Wer ist da?«
    »Ann.«
    Letitia fuhr sich hastig über die Haare, stieg aus

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