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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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dem Bett, schlüpfte in den Morgenmantel, den sie am Vorabend mit einigen anderen Kleinigkeiten doch noch aus dem Gepäck geholt hatte, und ging zur Tür. Sie zögerte, die Klinke anzufassen und den Schlüssel umzudrehen.
    Aber sie musste gute Miene zum bösen Spiel machen.
    Letitia öffnete. Ann stand mit einem Dienstmädchen draußen, das ein Tablett mit verführerischen und lecker duftenden Speisen trug. Ann sah in ihrem tressenbesetzten Hauskleid wie eine Generalin aus.
    Doch ihre Miene war aber zuckersüß.
    »Letitia, liebe Nichte, es ist halb elf und ich hoffe, du hast gut geschlafen. Du hast hoffentlich nichts dagegen, dass ich dir das Frühstück ans Bett bringen lasse.«
    Argwohn keimte in Letitia auf. Die Freundlichkeit musste einen Grund haben. Die Morton-Frauen verfolgten eine Absicht damit, dass sie sie nach Stornoway und in dieses Haus geholt hatten. Es konnte gewiss keine gute sein.
    Da Letitia aber beabsichtigte, ihnen ein Schnippchen zu schlagen und sich das auch zutraute, behielt sie eine freundliche Miene.
    »Vielen Dank, Tante. Das wäre aber nicht nötig gewesen. Ich habe ausgezeichnet geschlafen, und ich fühle mich wunderbar. Soll das alles auf dem Tablett für mich sein? Es sieht eher aus, als ob es für ein Rudel hungriger Holzfäller bestimmt wäre.«
    »Zier dich nicht, wir Morton-Frauen haben alle einen guten Appetit. Das kommt vom Klima. Ich weiß, du heißt mit Nachnamen Cabell. Aber deswegen bist du trotzdem meine Nichte und gehörst zu uns.«
    Niemals, dachte Letitia.
    Sie ließ das Frühstück ins Zimmer bringen und auf dem Tisch abstellen. Ann wollte ihr Gesellschaft leisten. Sie stellte sich beim Fenster auf, dessen einen Flügel sie öffnete, und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich weiß, dass es unhöflich ist, in einem Schlafzimmer zu rauchen. Aber ich blase den Rauch aus dem Fenster. Dieses Laster habe ich nun einmal. Ich kann es nicht loswerden. Was glaubst du, was ich schon alles versucht habe. Du bist Nichtraucherin?«
    »Ja.«
    »Du Glückliche.«
    Letitia duschte, frisierte sich und kleidete sich an. Nachdem sie ihre Zigarette aufgeraucht hatte, setzte Ann sich zu ihr an den Frühstückstisch. Ann griff beim Essen mit zu. Letitia hatte nichts dagegen, das Frühstück war ohnehin viel zu üppig für eine Person.
    Ann aß fast mehr als Letitia.
    »Helen möchte dich gegen Mittag sehen«, sagte Ann. »Was hast du heute denn sonst noch vor?«
    »Ich möchte mich ein wenig in Stornoway und auf der Insel umsehen, um Land und Leute kennenzulernen.«
    »Wie gefällt es dir bei uns? Was ist dein erster Eindruck?«
    »Mir ist alles noch sehr fremd.« Allzu große Begeisterung wäre verdächtig gewesen. »Bedenke, dass ich aus London stamme, Tante Ann, und eine ganz andere Umgebung gewohnt bin.«
    »Ja, verstopfte Straßen, jede Menge Häuser, stinkende Autos, Geschäfte mit unnützem Zeugs und Menschen, die nicht an den wahren Herrn dieser Welt glauben«, murmelte Ann. »In Stornoway ist es viel schöner.«
    »Wer ist denn der wahre Herr dieser Welt?«
    »Die höchste Macht. Das ist eine Frage des Glaubens. Du wirst zu gegebener Zeit eingeweiht werden, Letitia.«
    Das wollte Letitia vermeiden. Ann plauderte mit ihr, und Letitia merkte, dass sie sie auszuhorchen versuchte. Letitia blieb auf der Hut. Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatte, sagte sie Ann, dass sie auspacken wolle.
    »Aber das kann doch das Mädchen besorgen.«
    »Nein, das erledige ich lieber selbst. Es sind meine Sachen, und dann weiß ich wenigstens, wo was liegt. Ich darf mich dann doch ein wenig im Haus umschauen?«
    »Bitte. Komm dann um zwölf in die Halle, man wird dich zu Helen bringen. Sie ist eine wunderbare Frau. Wenn wir sie nicht hätten, wäre der Clan schon lange auseinandergefallen. Weißt du eigentlich, seit wann es den Morton-Clan auf der Insel gibt?«
    »Nein.«
    »Seit dreihundert Jahren. Seit dieser Zeit herrschen wir Frauen, es hat sich ausgezahlt. Wir sind den Ursprüngen der Natur näher als die Männer. Wir wissen, was ihnen fehlt, und Helen hat uns den richtigen Weg geführt.«
    »Aber doch nicht schon vor dreihundert Jahren?«
    Ann schaute Letitia merkwürdig an.
    »Ich muss jetzt gehen. Du hast bisher falsch gelebt, Letitia. Aber noch bist du nicht verloren. Vertrau auf deinen Clan.«
    Letitia schwieg dazu, doch sie war froh, als sich die Tür hinter Ann geschlossen hatte. Letitia atmete auf. Die Gegenwart ihrer Tante verursachte ihr Unbehagen. Letitia öffnete das Fenster weit und

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