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Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)

Titel: Nachts auf der Hexeninsel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Einbildung bezichtigt hatte.
    »Ich bin sicher. Von Angus Mortons Tod hast du hoffentlich wenigstens schon gehört?«
    »Ja. Ich habe auch den Totenschein gesehen. Darauf steht, dass Angus unverhofft einem Herzschlag erlag. Doktor Addams hat das festgestellt.«
    »Dass ich nicht lache! Angus war kerngesund und ein Kerl wie ein Baum. Die Mortons haben ihn umgebracht, weil er Letitia warnte und damit das Missfallen der Mortons erregte.«
    »Doktor Addams ist ein ehrenwerter Mann. Sicher, Angus machte einen kerngesunden Eindruck. Aber du kannst in keinen hineinsehen, Peter. Auch junge Leute, denen nie etwas fehlte, können einen Herzschlag erleiden. Solche Fälle gibt es.«
    »Das weiß ich. Aber unter den Umständen finde ich Angus Mortons Tod äußerst merkwürdig. Also, was gedenkst du zu tun? Willst du das arme Mädchen aus London in der Gewalt der Teufelsanbeter lassen?«
    Konstabler Hayward fuhr sich durch das schüttere Haar. Er stand auf.
    »Nein, auf gar keinen Fall, wenn es so ist, wie du behauptest, Peter. Wir gehen jetzt gleich zu der Morton-Villa. Dort werde ich mich erkundigen und darauf bestehen, mit Letitia Cabell zu sprechen. Ich will aus ihrem Mund hören, wie es sich verhält, ob sie gejagt und verschleppt wurde und gegen ihren Willen festgehalten wird.«
    »Denkst du, die Mortons gestatten dir einfach, sie zu sehen und mitzunehmen, nachdem du ihre Geschichte gehört hast?«
    Konstabler Hayward schnallte das Koppel mit seiner Dienstwaffe um. Er öffnete die Pistolentasche, zog den Browning hervor und überprüfte die Waffe. Er steckte zwei Reservemagazine ein. Dann zog er die Jacke an und setzte den Helm auf.
    »Ich bin hier die Polizeigewalt, Peter, und ich dulde keine Verbrechen. Ich kenne meine Pflicht. Die Mortons werden nicht wagen, mir Letitia Cabell vorzuenthalten. Oder ich werde andere Saiten aufziehen. Ein Telefonat von mir, und es rückt Verstärkung vom Festland an.«
    »Du solltest besser gleich telefonieren und Bescheid sagen, Ernest, damit deine vorgesetzte Dienststelle informiert ist. Ich rechne mit Schwierigkeiten. Unterschätze die Mortons nicht. Sie haben ganz Stornoway hinter sich.«
    »Hier untersteht sich niemand, gegen mich, den Konstabler, vorzugehen!«
    Peter wusste, dass er den Konstabler nicht umstimmen konnte. Der hochgewachsene Lehrer und der stämmige untersetzte Konstabler verließen die Polizeiwache.
     
    *
    Die vier Morton-Frauen schrien Letitia ihre Gesänge in die Ohren und bespritzten sie mit einer übelriechenden Flüssigkeit. Immer noch läutete die Totenglocke. Sie verstummte erst, als die Kutsche in einer Gasse in Stornoway hielt. Letitia musste aussteigen. Ihre Hände blieben auf den Rücken gefesselt.
    Man führte sie ins Haus. Die kleinen Fenster ließen nur wenig Licht durch. Ann und die anderen brachten Letitia zu einer Kammer, aus der stetiges Schluchzen ertönte. Angus lag aufgebahrt da, die Fäuste auf der Brust. Er trug ein schwarzes Leichenhemd, sein Gesicht war verzerrt.
    Er musste unter großen Schmerzen gestorben sein. Letitia erschrak bei seinem Anblick. Tränen schössen ihr in die Augen. Sie vergaß ihren schmerzenden Fuß und, die eigene Not und Gefahr.
    Angus war auf gemeine, furchtbare Weise umgebracht worden, nur weil er sie zu warnen versucht hatte. Die Bosheit der Teufelsanbeter kannte keine Grenzen. Von dieser Minute an hasste Letitia ihre Verwandten, besonders die alte Helen und Ann.
    Fiona, Angus' blasse blonde Witwe, kniete neben dem Bett und weinte bitterlich. Zweifellos war sie auch eine Morton, sie betete den Teufel an. Aber Angus' Tod hatte sie tief getroffen.
    Oder heuchelte sie? Dann war sie die beste Schauspielerin, die Letitia je erlebt hatte.
    Am Kopfende des Bettes, auf dem der Tote lag, standen rechts und links zwei schwarze Kerzen in langstieligen silbernen Kandelabern. Über dem. Bett hing eine Teufelsmaske an der Wand, von deren Augen ein fluoreszierendes Licht ausging. Im Licht der Kerzen schien die Maske zu leben.
    Die Fensterläden waren geschlossen.
    Ann gab Letitia einen Stoß, dass sie vorwärts taumelte, wegen ihres verstauchten Fußes einknickte und fast hingefallen wäre.
    »Da siehst du ihn«, sagte Ann. »So ergeht es allen, die sich gegen die Mortons stellen. Satan ist mit uns!«
    Fiona sprang auf.
    »Mörderin!«, schrie die schwarzgekleidete Witwe bebend und deutete auf Ann. »Ihr seid alle Mörder. Ihr habt Angus vergiftet, obwohl ihr mir sagtet, ihr wolltet ihn nur verwarnen! Wenn ihr doch alle sterben

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