Nachts auf der Hexeninsel (German Edition)
sofort.«
Hayward packte Peter am Ärmel. Er konnte den kräftigen jungen Mann jedoch nicht von der Stelle bewegen.
»Letitia!«, rief Peter, als Letitia sich abwandte und die Treppe hinaufging.
Sie schaute noch einmal zurück.
»Konstabler, bringen Sie ihn weg. Ich habe Angst vor diesem Mann.«
»Wir sollen den Teufel anbeten«, sagte Thomas Morton empört. »Das ist einfach lachhaft. Blödes und krauses Zeug. Nächstens behauptet Trent noch, der Teufel würde hier wohnen oder irgendwo auf dem Grundstück aufgestellt sein.«
»Wie ist es denn mit dem Teufelstempel hinten auf eurem Grundstück?« fragte Peter aggressiv.
»Ha, da steht eine Gartenhütte, sonst nichts!«, entgegnete Morton.
»Jetzt reicht es!« Hayward packte Peter und führte ihn fast mit Gewalt weg. Er redete auf ihn ein. »Sei doch vernünftig, Mensch. Ich weiß nicht, was dir passiert ist, aber du brauchst ärztliche Hilfe. Du bist arm dran. Hoffentlich ist dieser Wahn nur vorübergehend und zu heilen. Mach keinen Ärger, Mensch.«
Peter kochte vor Zorn. Er hätte Letitia am liebsten mit Gewalt weggeholt. Aber das war nicht möglich. Hätte er gebrüllt und gewütet, würde man ihm das als gemeingefährliche Verrücktheit ausgelegt haben. Konstabler Hayward war schon verärgert und misstrauisch genug wegen Peters angeblich wirren Reden und Einbildungen.
Es fiel Peter schwer, sich zu beherrschen. Doch das musste sein. Widerstandslos ließ sich Peter von Hayward aus der Villa und vom Grundstück führen.
Als sie durch den Hohlweg gingen, sagte der Konstabler: »Da hast du mir etwas Schönes eingebrockt. Und ich Rindvieh habe dein Gerede für bare Münze genommen. Was fangen wir jetzt bloß mit dir an?«
Peter konnte ihm seine Gedanken förmlich von der Stirn ablesen. Hayward hielt ihn für irre und befürchtete, er würde ihn womöglich angreifen. Der Konstabler war felsenfest davon überzeugt, dass nichts von dem stimmte, was ihm Peter erzählt hatte, und die Einwohner von Stornoway würden ihn in der Ansicht noch bestärken.
Peter wusste nicht, wie er Letitia helfen sollte. Er fragte sich gequält, was die Mortons mit Letitia angestellt hatten. Denn ihr Verhalten war unverständlich. Übrigens wurde die Lage für Peter nun auch schwierig. Hayward würde Peters angeblich verrücktes Verhalten und seine Anschuldigungen nicht für sich behalten. Da die Stornowayer alle zusammenhielten, würde Peter als der Irre dastehen.
Als solcher war er als Lehrer nicht tragbar. Es konnte leicht so kommen, dass Peter nicht nur seine Stellung in Stornoway verlor, sondern sogar aus dem Schuldienst entlassen wurde. Beklemmung erfüllte ihn, als er erkannte, In welche Situation er geraten war.
*
Letitia wurde von Ann und Thomas in den Keller gebracht und in einen düsteren, verliesartigen Raum gesperrt. Sie sank auf die Pritsche nieder.
»Die Gegenüberstellung ist ja noch einmal gut verlaufen«, sagte Ann zu Thomas. »Ich hatte schon Zweifel, ob wir sie so schnell beeinflussen können Satan hat uns geholfen.«
»Gepriesen sei Satanas!«, sagte Thomas Morton.
Die Tür fiel ins Schloss. Ein Schlüsselbund klirrte. Letitia war eingeschlossen. Sie presste die Hände gegen die Schläfen. In ihrem Kopf ging alles durcheinander. Letitia kämpfte mit aller Energie, um sich zu erinnern und Einbildung von Tatsachen zu unterscheiden. Doch das Erinnern fiel ungeheuer schwer. Es war ihr, als sei eine ganze Zeitspanne nichts anderes als eine schwarze Leere. Hin und wieder glaubte sie, sich an irgendeine Kleinigkeit erinnern zu können. Doch sie ließ sich nicht in ein Gesamtkonzept fügen. Was blieb, das war die Satansfratze… Die alte Helen… Eine Stimme. Dann die Kutsche mit dem Teufelskopf. Der Sturz, vom Fahrrad. Die Meute, die Letitia jagte, und wie sie eine Düne erklomm. Ein Becher mit bitterem Inhalt, den sie hatte austrinken müssen.
Das war es. Der Becher war der zentrale Punkt, um den sich das Puzzle der Erinnerungsbilder sortierte und ordnete. Letitia war stark benommen, doch sie fand wieder Kontakt zu der Realität.
Man hatte sie von dem Haus. In dem Angus Morton aufgebahrt lag, in die Villa gefahren. Dort wurde sie der alten Helen gegenübergestellt, die befahl, ihr einen Trank zu reichen. Er war Letitia von mehreren Männern und Frauen mit Gewalt eingeflößt worden.
Der Trank benebelte sie. Die alte Helen hatte sie mit einem sich drehenden Spiegel hypnotisiert. In dem überheizten Salon hatte die mumienhafte, mit Schmuck behangene Greisin
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