Nachts lockt das Verlangen
durchscheinenden Vorhängen, die er je gesehen hatte. Die Bettdecke war kratzig, und die Laken waren verschlissen, aber aus irgendeinem Grund konnte er sich keinen Ort vorstellen, an dem er in diesem Moment lieber gewesen wäre.
5. KAPITEL
Verwirrt, da die Sonne bereits so hoch stand, erwachte Devin in ihrem eigenen Bett. Ihr erster panischer Gedanke galt Amelia. War ihr etwas passiert?
Als sie in das Zimmer des Babys rannte, fand sie das Kinderbettchen leer vor und fürchtete sofort, dass Lucas das Baby entführt hatte. Gleich darauf verwarf sie den Gedanken wieder und schüttelte den Kopf, um die letzten Reste von Schläfrigkeit loszuwerden. Wenn er mit einem Baby Richtung Grenze flüchten würde, könnte er unmöglich ein Milliarden-Dollar-Unternehmen leiten.
Immer noch durcheinander ging sie ins Wohnzimmer, zwang sich zur Ruhe und zu ein paar tiefen Atemzügen.
Das Wohnzimmer war leer.
Aber durch die Glastüren erspähte sie Lucas, Lexi und Amelia, unten am Strand. Die beiden Erwachsenen saßen auf einem Holzblock, und Amelia grub sich mit einer kleinen roten Schaufel und einem Eimer durch einen Sandhaufen.
Lucas war die Nacht über geblieben. Und er hatte sie ausschlafen lassen.
Diese Erkenntnis brachte sie fast zum Weinen. Wie dumm. Jeder Mensch hatte ein paar gute Eigenschaften, auch Lucas. Sie hatten letzte Nacht Wein getrunken. Vermutlich hatte er danach nicht mehr nach Hause fahren wollen. Offensichtlich hatte er hier geschlafen und war mit Amelia zusammen aufgewacht, hatte dafür gesorgt, dass das Baby ruhig blieb, damit sie, zum ersten Mal seit drei Monaten, ausschlafen konnte.
Sie schniefte und fuhr sich frustriert mit der Hand über die Augen.
Gute Güte. Es war ja nicht so, als hätte der Mann ein Heilmittel für Krebs entdeckt.
Sie stolperte in die Küche, suchte sich eine Tasse und füllte sie mit Kaffee, tat einen gehäuften Löffel Zucker hinein. Sie war sich sicher, dass Lexi den Kaffee gebrüht hatte. Lucas war ja letzte Nacht kaum in der Lage gewesen herauszufinden, wo Spülmittel und Heißwasser waren.
Sie zog sich einen dünnen Pullover über das T-Shirt und die Shorts, in denen sie geschlafen hatte, und lief über die Terrasse und die lange Holztreppe hinab zum Strand.
Amelia entdeckte sie als Erste, grinste und krabbelte schnell auf sie zu. Lexi und Lucas drehten sich um. Sie lächelten zur Begrüßung und wirkten entschieden entspannt.
„Gut geschlafen?“, fragte Lexi grinsend.
„Wie spät ist es?“ Sie hatte nicht auf die Uhr gesehen. Sie wusste nur, dass sie sich erholter fühlte als seit Monaten.
„Elf“, sagte Lucas.
„Wirklich?“
Er nickte.
„Bist du mit Amelia aufgestanden?“ Sie fand es immer noch ein wenig beunruhigend, dass sie die beiden nicht gehört hatte.
„Ja, bin ich.“ Er gähnte. „Gegen vier. Sie hat dann noch ein bisschen auf meiner Brust weitergeschlafen, aber ich hab nicht mehr viel Schlaf bekommen.“
Devin konnte es kaum glauben. „Du hast ihre Windel gewechselt?“
„Da war eine Anleitung auf der Verpackung.“
„Er hat sie ihr verkehrt herum angezogen“, führte Lexi aus.
Devin kniete sich neben sie in den Sand. „Und du hast sie gefüttert?“
Lucas verdrehte die Augen. „Hör auf, so erstaunt zu klingen.“
„Aber es ist erstaunlich.“
Amelia patschte mit ihren sandigen Händen auf Devins nackte Schenkel.
„Ich hab ihr etwas Saft und ein paar Flocken gegeben, und dann ist Lexi vorbeigekommen.“
„Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass ihr mich habt ausschlafen lassen“, bedankte Devin sich bei den beiden und brachte ihren Kaffeebecher in Sicherheit vor Amelias Händen. „Ich fühl mich großartig.“
„Lexi wird für uns babysitten“, sagte Lucas.
„Ich hab gehört, ihr habt ein Date“, fügte Lexi fröhlich hinzu.
„Es ist kein Date“, korrigierte Devin sie eilig. Hatte sie letzte Nacht wirklich zugestimmt, ihn zu dem Ball zu begleiten? Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? „Lucas versucht mich zu ködern, mit gutem Essen und einem traumhaften Tanz, damit ich Steve nicht unterstütze.“
„Verstehst du jetzt, was ich meine?“, fragte Lucas Lexi.
Lexi nickte verständnisvoll.
„Was?“ Sie blickte zwischen den beiden hin und her.
„Er denkt, du bist misstrauisch“, sagte Lexi.
„Natürlich bin ich misstrauisch“, erwiderte sie. „Genau wie du. Und unser Misstrauen ist berechtigt.“ Wieder blickte sie hin und her. „Was hab ich hier eigentlich verpasst?“
Lucas erhob sich von dem
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