Nachts lockt das Verlangen
rief sich selbst zur Ordnung. Sie wollte nicht, dass er mit ihr flirtete. Sie graute sich vor dem Gedanken, dass er versuchen könnte, mit ihr zu flirten.
„Es ist wegen Steve“, sagte er, und seine Stimme wurde noch tiefer, als er sich ihr weiter näherte.
Ihr Bauch zog sich vor Angst zusammen. Sie wollte nicht über Steve reden. Sie wollte nicht mal über Steve nachdenken.
„Byron und ich haben seine neue Taktik durchschaut.“
Devin schluckte. „Ist es schlimm?“ Musste sie sich Sorgen machen?
„Verabscheuungswürdig“, sagte Lucas und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, wischte die letzten Wassertropfen fort. Die hinabperlenden Tropfen ließen ihn verwegen und gefährlich aussehen. „Er will Amelia enterben lassen.“
Devin riss sich zusammen. „Wie meinst du das?“
„Steve versucht zu beweisen, dass sie kein Recht auf die zehn Prozent von Pacific Robotics hat.“
„Kann er das?“
„Er hat ein Schlupfloch im Testament gefunden“, sagte Lucas. „Er denkt, wenn er beweisen kann, dass die Ehe von Konrad und Monica nur Betrug war …“
„Sie war nur Betrug“, fühlte sie sich verpflichtet zu sagen.
Lucas verschränkte die Arme vor seiner muskulären Brust. „War sie nicht. Aber das ist nicht der Punkt.“
Sie antwortete nicht, da sie annahm, dass Lucas sie nicht allzu warten lassen würde, bevor er ihr erzählte, was der Punkt war.
„Der Punkt ist …“ Er holte tief Atem. „… dass du ihm unbeabsichtigt helfen könntest.“
„Unbeabsichtigt?“ Auf welchem Planeten hatte Lucas die letzten Wochen gelebt? „Wenn er beweisen will, dass die Ehe von Konrad und Monica Betrug war, dann werde ich ihm absichtlich helfen.“
Lucas trat einen Schritt auf sie zu, legte den Kopf leicht zur Seite. „Das kannst du nicht tun, Devin.“
„Ich werde nicht lügen, Lucas.“
„Ich bitte dich nicht zu lügen.“
„Konrad hat Monica nicht geliebt.“
„Er hat sie geliebt.“
Devin presste ihre Kiefer zusammen. Wenn Amelia ein Recht auf ihr Erbe hatte, würde sie mit allen Mitteln darum kämpfen. Aber wenn sie kein Recht darauf hatte …
„Du hast doch keine übersinnlichen Fähigkeiten, dass du in Konrads Kopf gucken kannst“, sagte Lucas.
„Meinst du nicht eher in sein Herz?“
„Du musst das Gesamtbild betrachten.“
„Nette Ausdrucksweise.“
„Du musst die Möglichkeit in Betracht ziehen, wie klein auch immer sie sein mag, dass du dich getäuscht hast, was Konrad angeht.“
„Ich muss gar nichts tun.“ Die Wahrheit blieb die Wahrheit.
„Hör mir zu …“
„Du klammerst dich an einen Strohhalm.“ Sie hatte unzählige Nächte damit zugebracht, Monica wegen Konrads Betrug zu trösten. Er hatte ihre Schwester tief verletzt, und Devin war nicht bereit, die Dinge schöner zu malen, als sie waren.
„Amelia ist die gesetzliche und rechtmäßige Erbin meines Großvaters“, knurrte Lucas. „Du und ich …“ Er hielt inne, kämpfte eindeutig darum, seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Wir schulden es Konrad und Monica und meinem Großvater, Amelias Interessen zu schützen.“ Lucas hatte die Schultern gestrafft, das Kinn vorgereckt, und seine Augen funkelten schwarz im dämmrigen Licht.
Als sie nicht antwortete, fuhr Lucas fort: „Und das bedeutet, wir beide müssen aufhören, miteinander zu streiten.“
„Wir streiten doch gar nicht.“ Gut, vielleicht taten sie es im Moment. Aber in den vergangenen Tagen waren sie ziemlich gut miteinander ausgekommen. Tatsächlich waren sie sehr gut miteinander ausgekommen, viel zu gut für Devins Seelenfrieden.
„Ich rede vom Streit um die Vormundschaft“, sagte Lucas. „Wir müssen ihn beenden.“
Es brauchte ein paar Momente, bis die Bedeutung seiner Worte zu ihr durchdrang. Und als sie es tat, sank ihr das Herz. Sie wusste nicht, warum sie so enttäuscht war. Sie hätte nicht einmal überrascht sein sollen. „Ist das irgendeine frei erfundene Einschüchterungstaktik, damit ich die Vormundschaftssache fallen lasse?“
Seine Augenlider senkten sich. „Nein.“
„Hat Steve wirklich etwas im Testament gefunden?“
„Devin …“
„Ich glaube dir nicht.“ Warum, verdammt, warum ließ sie nur immer wieder ihre Schutzmauern ihm gegenüber fallen? Was war mit ihr los?
„Glaub mir“, sagte Lucas, seine Stimme war hart wie Stahl. „Steve hat etwas gefunden. Und wenn du und ich den Fall vor Gericht ausfechten, wird Amelia die Verliererin sein. Deine Zeugenaussage, so fehlgeleitet wie sie ist, wird
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