Nachts sind alle Katzen geil.
»Camel Toe« zwischen den
Beinen und ihre kleinen, spitzen Brustwarzen, Noras
Orangenhaut an den Oberschenkeln, Cornelias schwere Titten,
ihre Speckringe an den Hüften und ihr tiefschwarzes Schamhaar,
Linas Bauchnabel …
Zurück in der Garderobe, waren die Feuerwehrmänner derart
strunzgeil, dass sie kaum mehr an sich halten konnten. Wie gern,
wie brennend gern hätte der eine oder andere hier einen Arsch,
da ein Fötzchen, dort ein Nippelchen berührt oder zumindest
daran gelutscht … Aber daraus wurde nichts – Barbara
überwachte den Raum mit strengem Blick und duldete
höchstens verbale Anmache.
Dann, endlich, war es so weit. »Licht aus, Spot an – The
Colourless Rainbow Show« krächzte Willi, der Moderator, ins
Mikrofon, und Barbaras Riege betrat die Bühne. Wie schön
diese Dorffrauen waren, mit bunten Blumen im Haar, silbernen
Armreifen und ihren frechen weissen Kleidchen, die kaum etwas
verbargen. Die Musik setzte ein, und die Frauen begannen sich
zu bewegen. Das Dorfpublikum hielt den Atem an. Etwa mitten
im Stück betraten die Feuerwehrmänner gemessenen Schritts
den vorderen Bühnenrand.
Ein jeder hatte einen schillernden Schlauch in der Hand, und
auf Barbaras Kommando zielten sie auf die Frauen, und zwar
exakt auf deren Scham. Alle atmeten tief durch – das Publikum,
die wackeren Feuerwehrmänner und die Riegedamen.
Allmählich wurden die Kleidchen durchsichtig, und das Dorf
konnte sehen, was es schon lange hatte sehen wollen: Das kecke
Haardreieck oder die glatt rasierte Spalte von ganz
gewöhnlichen Hausfrauen, Krankenschwestern und
Postbeamtinnen. Lasziv schoben sie ihre Hüften vor- und
zurück, vor- und zurück, waren für einen kurzen Moment in
ihrem eintönigen Leben Vamp, Prinzessin, Madonna und Paris
Hilton in einem.
Die Blasenentzündung kam einen Tag später.
Sophie Andresky: Feuervogel
Der Feuervogel hat brennende Flügel und einen glühend roten
Schnabel. Ich habe ihn mir zwischen die Brüste tätowieren
lassen, als ich Oskar kennen lernte. Seine Schwingen reichen bis
zu den Brustwarzen und sein Kopf streckt sich im Flug Richtung
Nabel.
Wenn wir vögeln, wie es unsere Art ist, einander zugewandt
an der Wand stehend, meine Arme weit ausgestreckt, die Hände
mit Oskars verknotet und ein Bein um seine Hüften
geschlungen, sieht es für Oskar so aus, als flöge der Feuervogel
direkt aus meiner Brust auf ihn zu. Und so ist es auch.
Ich bin Janina. Ich bin eine Frau, die liebt, und eine, die jagt.
Mehr gibt es über mich fast nicht zu sagen. Ich wusste immer,
dass ich einen Mann wie Oskar nicht einsperren kann. Am
liebsten würde er alle Frauen dieser Welt vögeln. Und er wusste,
dass ich stumm werden würde wie eine Nachtigall im Käfig,
wenn ich meine Freiheiten nicht habe. Ich brauche
Abwechslung, Aufregung, ich probiere gern etwas aus. Also
haben wir eine Verabredung getroffen.
Während sich unsere Freunde scheiden lassen, neu verlieben,
wieder trennen, sich betrügen und belügen, haben wir ein
einziges Gesetz. Einmal im Monat gibt es eine Auszeit von der
trauten Zweisamkeit. Kleine erotische Abenteuer abseits des
Ehebettes.
Dabei haben wir uns gegenseitig eine Bedingung gestellt: Er
darf keine andere Frau als mich ansehen. Ich darf mit keinem
anderen Mann als ihm sprechen. Er blind, ich stumm, so sind die
Regeln.
Man kann uns, ohne zu lügen, als glückliches Paar bezeichnen.
Wir schleppen keine unerfüllten Phantasien oder
hinuntergeschluckten Wünsche mit uns herum. Wir erleben sie
lieber. Dabei sprechen wir nie darüber, was wir außerhalb
unseres Nests erlebt haben. Wenn wir zusammen sind, ist es so,
als gäbe es nichts anderes. Wir schalten die Handys aus, wir
gehen nicht an die Tür, wir laden selten jemanden von unseren
Freunden zu uns nach Hause ein. Wir sind uns völlig genug.
Und wir haben uns immer noch nicht daran gewöhnt, dass wir
fest zusammen sind und jederzeit Sex miteinander haben
können. Und der Sex ist gut.
Oskar sitzt nackt im Schneidersitz auf dem Bett. Er ist relativ
klein, athletisch gebaut und komplett rasiert. Seine Haut wirkt
noch viel nackter durch seine dichten schwarzen Locken. Ich
sitze auf seinem Schoß, die Beine um seinen Körper
geschlungen, sein Schwanz tief in mir. Wir bewegen uns ganz
sanft, eher schaukelnd als stoßend.
Draußen wird es allmählich hell. Er sieht mich mit seinen
schönen grauen Augen an, sieht, wie meine kleinen Brüste sich
beim Atmen heben und senken, wie sich die brennenden
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