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Nachts sind alle Katzen geil.

Nachts sind alle Katzen geil.

Titel: Nachts sind alle Katzen geil. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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Charakter ihrer Frage war ihr im Moment gar
nicht bewusst. »Wenn Du willst, können wir Deine Damenriege
zuerst besteigen und anschliessend bespritzen« grölte Rudi, der
Metzger.
     
Er war für seinen deftigen Humor bekannt, tat aber keiner
Fliege etwas zuleide – Schweine, Rinder und Kühe mal
ausgenommen.
     
Man wurde sich handelseinig – vor dem grossen Auftritt
würden zwei Proben stattfinden.
     
Eine Woche später machte Barbara »ihre« zehn Frauen mit
den Plänen vertraut. »Wir studieren einen Tanz ein. Was
Langsames.«
     
Dann, fürs Publikum völlig unerwartet, betreten die
uniformierten Feuerwehrmänner die Bühne und bespritzen uns
mit ihren Schläuchen. »Was für Schläuche denn?« fragte Lora,
angehende Krankenschwester, mit schalkhaftem
Augenaufschlag. Nervöses Kichern machte sich breit. Die
Frauen liiiiiebten Fantasien, in denen Feuerwehrmänner
vorkamen. Jede hatte sich schon mal vorgestellt, einer würde sie
aus dem Flammenmeer erretten und sie hinaustragen in die
Frische der Nacht, auf ein verlassenes Feld, und ihren
hungernden Körper dort mit kleinen Küssen übersäen. Die
Realität: Ein paar Zentimeter weiter drüben schnarchte Hugo,
der Mittelschullehrer, oder Wunibald, der Kürschner.
     
Bald darauf trafen die sechs Feuerwehrmänner und die zehn
Riege-Frauen zum ersten Mal aufeinander. Sie kannten sich
zumindest vom Sehen, klar. Auf eigentümliche Weise traf
Fiktion auf Realität.
     
Cornelia, die Gärtnerin, hatte sich neulich im Traum von
Klaus-Heinz, dem Automechaniker, ficken lassen, und zwar auf
ihrem Küchentisch. Heissa, war da die Post abgegangen. Nora,
Full-Time-Hausfrau mit vier Kindern, hatte Reto, dem Sigrist,
einen geblasen.
     
Neben ihr schnarchte ahnungslos Robert, der
Gemeindepräsident.
     
Sehnsüchtig hatte sie sich tags darauf auf dem Weg zur
kleinen Kirche gemacht. Und, meinerseel, da stand er, der
Sigrist, in seiner vollen Grösse, und grüsste sie mit wissendem
Lächeln und mit Namen! Die siebzehn Personen (sechs
Feuerwehrmänner + zehn Riege-Frauen + Barbara) verstanden
sich auf Anhieb recht gut und tranken sich Mut zu. Dann ging’s
ins Schulhaus zur Garderobe.
     
Barbara hatte nicht bedacht, dass Geschlechtertrennung
womöglich angesagt war, weil es sich nicht gehörte, dass Rudi,
der Metzger, Lina, die Frau von Walter, dem Posthalter, in
Unterwäsche oder womöglich sogar splitternackt sehen konnte.
Der Einfachheit halber machte sich aber der ganze Pulk in der
kleinen Schülerinnengarderobe breit, und man hörte
Reissverschlüsse zippen, Knöpfe klacken und Socken ripsen. Es
wurde beäugt, begafft, geblödelt, gesabbert und gelitten (Walter,
der Posthalter, war ausgesprochen eifersüchtig und ertrug es
nicht, dass seine Feuerwehrkollegen seine geliebte Lina in
giftgrüner Unterwäsche sehen konnten). Aber die moralischen
Standards wurden weitestgehend eingehalten, und am Schluss
standen sich sechs perfekt uniformierte Feuerwehrmänner und
zehn Riege-Frauen in sexy weissen Kleidchen gegenüber. Der
Sportplatz war ausnahmsweise leer, die Bühne musste man sich
einfach hinzudenken. Aus einem kleinen Kassettenrecorder
erscholl ein lasziver Tango; die Frauen setzten sich in
Bewegung. »Die eine ist schöner als die andere, ich wage
einfach nicht abzuspritzen«, witzelte Michel, der Bauer vom
Unterhof. Das Wasser in den Schläuchen war warm, der Abend
sommerlich und angenehm. Auf Barbaras Kommando hin
zielten die sechs Männer auf die sich im Rhythmus wiegenden
Frauen, und das Wasser spritzte zwischen den kreischenden
Frauen hindurch.
     
»Stop, so nicht«, fuhr Barbara dazwischen und brachte ihre
Riege erneut in Position. Nach dem vierten Versuch machte sich
eine gewisse Coolness breit, die Frauen tanzten zwischen den
Wasserstrahlen ungerührt weiter. Erst als Klaus-Heinz, der
Automechaniker, seinen Wasserstrahl exakt zwischen den
Beinen von Claudia, der Krankengymnastin, hindurch zischen
liess, kam es kurz zu Unruhe. Die beiden Gruppen gewöhnten
sich aber aneinander und arbeiteten fieberhaft auf ihren Auftritt
hin. Claudia liess es sich nicht nehmen, das Gefühl, das der
warme Wasserstrahl zwischen ihren Schenkeln auslöste, mit
lasziven Hüftbewegungen zu intensivieren. Es sah aus als reite
sie auf einem farblosen Regenbogen. So entstand auch der
Name für die bevorstehende Show: »Colourless Rainbow«.
     
Es gab mittlerweile nichts, was die zehn Frauen unter ihren
hautengen weissen Kleidchen verbergen konnten. Es war
einfach alles zu sehen: Claudias

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