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Nachts sind alle Katzen geil.

Nachts sind alle Katzen geil.

Titel: Nachts sind alle Katzen geil. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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Unsere Blicke fallen genau auf das kleine
Toilettenhäuschen. Durch die linke Tür können wir nackte
Männerrücken sehen, wie sie seitlich zu uns gewandt stehen.
Die entscheidende Hälfte der Körper wird durch die Wand
bedeckt.
     
Seit sie da ist, kann ich nicht mehr ruhig liegen. Ihre kleinen
Brustwarzen stellen sich im Wind auf, ihre Zähne leuchten
gerade aufgereiht, während sie blinzelnd in die Sonne lacht.
Eine Spange hängt schief in ihrem Haar.
     
»Ich bin es ja gar nicht gewöhnt, so nackt herumzulaufen«,
sagt sie.
     
»Ich traue mich auch nicht«, sage ich. »Nicht einmal bis zum
Klo.«
     
Sie lacht.
     
Andrea lacht auf eine besondere Art. Ihr Tonfall hat etwas
Männliches, sie schießt die Worte rau hervor. Sie reagiert
schnell. Kaum hat man ausgesprochen, ist ihre Erwiderung da.
Die oft eine Ergänzung ist, eine Fortführung.
     
»Das war ja vielleicht heute ein Stress«, sage ich.
     
»Wahnsinn«, schießt sie hervor, »das war der Wahnsinn.«
     
Ich muss lachen.
     
Ihre Wortknallerei ist wie ihre Kameraknallerei. Wenn sie
Fotos macht, sagt sie: »Die knall ich alle ab.«
     
Wenn ein braungebrannter FKKler vorbeimarschiert, sagt sie:
»Die sind auch ganz schön abgebrutzelt hier.«
     
Wenn ich meine hohen Schuhe trage, sagt sie: »Rattenscharfe
Schuhe hast du an!«
     
Ihre Worte sind Reize, kühle, dünne Metallstangen, an denen
man sich reiben kann. »Das ist der Wahnsinn. Das ist der
Wahnsinn.«
     
Sag’s nochmal, Andrea! Sag’s nochmal!
     
Ich möchte unter deiner schaurigen Schnodderigkeit duschen,
dahinter deine Weichheit erahnen, mich an dein Schnellreden
anlehnen. Ich mit meinem leicht versiegenden Singsang, meiner
Jammertendenz, meiner Hingabemasche. Vor unseren Augen
glitzert der See. Kleine Wellchen in Blau und Grün. Andrea hat
sich aufgesetzt, die Brustwarzen haben sich aufgestellt. Und sie
schaut überrascht auf das Wasser.
     
»Es ist irre hier«, sagt sie. »Fast wie am Strand.«
     
Wenn ich wollte, könnte ich sie zu Allem überreden. Wenn ich
meinen Finger in ihre Wärme stecken würde, würde sie unter
mir glucksen und dem glasigen Glanz in ihren Augen
nachgeben. Mit ihr könnte ich spielen.
     
»Was hast du denn, du kleines Biest? Warum schaust du mich
so schimmernd an?«
     
Den Finger langsam quälend in ihr hin und her schieben.
     
»Warum stöhnst du so? Geiles Luder.«
     
Ihn fest in sie hineinstoßen.
     
Ihre Fußnägel sind sanft lila lackiert. Als wir vor Tagen zum
ersten Mal am See waren, damals noch am Badehosenstrand, sie
war oben ohne, hat sie ihre Fußnägel auf der Luftmatratze
lackiert. Wenn sie aufgestanden ist, hat ihr Busen mir
zugewinkt. Ihre Nachgiebigkeit hat mir Hoffnung gemacht, von
Anfang an.
     
Ihre schnelle Ping Pong Kommunikation, die keine
Verlegenheit aufkommen lässt. Sie sagt immer sofort Ja. Oder
Nein.
     
»Das ist mir heute echt zu viel«, schreibt sie via sms, am
Abend der Bierzeltverabredung. »Diese lauten gröhlenden
Menschen. Ich krieg meine Tage …«
     
Ohne Hintergedanken. Da ist kein Stauraum hinter ihrer
Psyche, keine blubbernde Seelenblase, womöglich kurz vorm
Platzen. Keine Vorbehalte und keine heimlichen Ängste. Keine
Aversion.
     
So wie ihr Körper glatt und übersichtlich ist – wenn sie auf
dem Bauch auf dem Handtuch liegt, hat sie einen runden,
symmetrischen Po – ist sie ein klarer Widerstand. Ein Wesen
ohne Watteschicht.
     
Wir reden über Schwangerschaft.
     
»Das Schlimmste ist,« sage ich, »dass die Männer einen nicht
mehr so anschauen wie sonst. Sie ignorieren einen einfach.
Starren nur noch mit diesem verwirrten Blick auf den Bauch.«
     
»Echt!« sagt sie sofort. »Das stimmt. Verrückt.«
     
Sie rollt die »r«s.
     
»Total verrückt. Der Wahnsinn.«
     
»Wenn man dann den Kinderwagen schiebt, sieht’s schon
wieder anders aus«, sage ich.
     
»Da wird’s laaaangsam besser«, wirft sie mir herüber. »Aber
nur laaangsam!«
     
Sie hat Sehnsucht nach etwas, das ich mit den Fingerspitzen
tasten kann. Sie möchte atemlos werden, vergessen, was sie
sagen wollte.
     
Ihre Lüste schweben über dem See. Vor uns hängt ein
männliches Geschlechtsteil.
     
»Dass diese Typen sich einem genau vor die Nase setzen
müssen«, sagt sie. »Da kennen die nix.«
     
»Stimmt«, sage ich und werfe einen Blick auf das groß
überhängende Teil.
     
»Sollen wir ein Stück rüber rutschen?« fragt sie.
     
»Ach nein«, sage ich. Ich will sie zwingen, ihre Grenzen zu
überschreiten. Sie gibt nach. Ich

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