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Nachts sind alle Katzen geil.

Nachts sind alle Katzen geil.

Titel: Nachts sind alle Katzen geil. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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spüre einen kleinen Rausch von
Macht.
     
Mein erster Blick auf ihren nackten Körper, nachdem sie sich
ausgezogen hatte, tat weh. Sie setzte sich auf das Handtuch
neben meinem, unser Busen vervielfachte sich. Über ihrem
Bauchnabel wellte sich die Haut. Schwangerschaft. Auf meinem
Brustkorb spürte ich sie wie einen Magnet. Eine Anziehung, die
nicht nachgebbar war. Wir saßen da, durch unsere Körperhüllen
getrennt.
     
Sehnsucht nach ihr. In ihre Dunkelheit zu kriechen, nur noch
ihre Stimme zu hören. Nicht zu wissen, wie sie aussieht, wie
verletzlich sie ist. Nur zu wabern in ihrer Gegenwart. Doch ich
bin außerhalb von ihr und kann es nicht rückgängig machen.
Nicht weiter zu ihr vordringen als an ihre äußere Hülle. An ihre
Hautkühle oder Hitze, ihren Saft, dessen Geruch fremd bleibt.
     
Ihr Geheimnis ihres Innenraums bleibt ihr Geheimnis.
     
Ich will sie quälen. Mit Lüsten, die ich ihrer Hülle antue. Sie
soll dieselbe Sehnsucht verspüren und sie nicht erfüllt
bekommen. Nur das Prallen gegen Mauern, unser Voneinander-
abstoßen.
     
Ich bekomme die Gelegenheit, als mein Handy klingelt. Ein
Internetbekannter ist dran. Wir wollen uns treffen.
     
»Ich kenne ihn noch nicht«, sage ich zu Andrea. »Ich habe nur
eine Geschichte auf seiner Homepage gelesen.«
     
Ich fange sie mit einem Hauch von wohldosierter Verlegenheit
bei dem Wort »Geschichte«.
     
»Eine Geschichte?« fragt sie. »Was für eine?«
     
Sie zieht die Augenbrauen hoch und klingt für ihre
Verhältnisse verdammt zweideutig.
     
»Erotische«, sage ich. Sie hat es gewollt.
     
»Aber wie er seine Website aufmacht, gefällt mir nicht. Sie ist
zu pornografisch. Nichts gegen Pornos …«
     
»Aber die meisten sind Schrott«, sagt Andrea.
     
»Viele«, sage ich. »Aber nicht alle …«
     
»Ach jaaaa?« Sie horcht auf. »Wo hast du die denn gesehen?«
     
Es gibt kein Halten mehr.
     
»Im Pornokino.«
     
Sie schaut mich an.
     
»Ich würde mich ja nie alleine in ein Pornokino trauen … oder
mit wem warst du da?«
     
»Mit D. Und mit A.«
     
»Echt …« Sie macht eine kurze Pause. Dann sagt sie: »Bring
mir doch mal einen guten Film mit.«
     
Mir fällt mein Zustand ein beim Anschauen solcher Filme, ich
sehe mich und sie so wie jetzt nackt auf den Handtüchern zu
Hause bei ihr auf dem Sofa, ich spüre eine Sinnesverwirrung.
Ich bin zu weit gegangen, ich kriege dicke Hartgummibeine und
-arme.
     
»Naajaaa«, sage ich und wünschte, ich säße im tiefsten
Erdloch.
     
Warum kann ich auch nie den Mund halten. »Wo soll ich den
denn hernehmen …?«
     
»Weißt du was?« sagt sie.
     
»Ich trau mich jetzt was. Ich gehe zum Wasser. Splitternackt.«
     
Sie steht auf. Ich wage nicht, ihr nachzuschauen. Erst als sie
einige Meter tief im Wasser steht, die langen Haare mit der
kecken Spange fallen über ihre Brust, riskiere ich einen Blick.
Sie winkt.
     
Es ist spät geworden. Ich muss gehen. Ich ziehe mich an,
packe ein.
     
Sie schaut aus dem Wasser zu. Ich winke ihr zum Abschied,
sie wedelt mit dem Arm.
     
Wir sehen uns morgen im Büro.

Ralf Thomas: Schicksalhafte Begegnung
Laut schlug die Wohnungstür zu. Endlich war er zur Arbeit
gegangen. Carmen hatte ein für allemal genug. Von diesem
Mistkerl und von diesem Leben. Die letzten Jahre waren die
Hölle für sie gewesen. Er hatte sie drangsaliert, erniedrigt und
geschlagen. So auch gestern Abend, als er wieder angetrunken
nach Hause kam und ihr direkt zwischen die Beine griff. Sie
hatte sich ihm entwunden und deutlich »Nein« gesagt. Und dann
kam es wie immer – er wollte sie sich mit Gewalt nehmen. Doch
dieses Mal war er zu betrunken, sie konnte sich in das Zimmer
ihres Sohnes retten, dass seit ein paar Wochen nicht mehr
bewohnt war. Sie schloss sich ein und verkroch sich unter der
Bettdecke, um sein Schreien und Toben nicht mehr hören zu
müssen.
     
Carmen lauschte eine Weile an der Tür, schlich sich dann
vorsichtig aus dem Zimmer. Er war wirklich nicht mehr da. Sie
verschloss die Wohnungstür von innen, ließ den Schlüssel
stecken, falls er doch gleich wieder zurückkommen sollte. Mit
schweren Schritten trottete sie ins Bad, betrachtete die blauen
Flecken an ihren Oberarmen. Im Spiegel sah sie in ein leeres
Gesicht. Ein Ausdruck ohne Hoffnung, ohne Zukunft. Sie ging
unter die Dusche, wusch sich seinen ekligen Geruch vom
Vorabend weg. Der Blick in den Kleiderschrank war eigentlich
überflüssig. Die schwarze Bluse und der lange, dunkelblaue
Rock versteckten ihre

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