Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
Ja, das auch. Aber mit
Inhalt. Sie war größer als die vom vorigen Jahr. Verdammt! Ich habe wieder eine
Kaulquappe verschluckt.“
Tarzan ging vor Lachen fast
unter. Gaby bekam aus demselben Grund einen Hustenanfall. Karl, der so eckig
schwamm, als wedele er auf Skiern durchs Wasser, hatte mitgehört.
„Jetzt weiß ich’s!“ rief er.
„Unser Willi stellt sich um. Er kann Schokolade nicht mehr sehen. Er ist
versessen auf Kaulquappen. Aber zugeben will er’s nicht.“
Klößchen rief: „Ich merke, wie
sie in meinem Magen umherschwimmt. Sie lebt noch, o Gott!“
„Sofort wird der Magen
ausgepumpt“, lachte Gaby. „Als Mitglied des Tierschutzvereins bestehe ich
darauf.“
Doch das blieb Klößchen
erspart. Gealbert freilich wurde noch lange. Jeder hielt mal das Ohr an Willis
Magen — als sie wieder auf dem Trocknen waren um sich die Geräusche der
Kaulquappe anzuhören.
„Sie peitscht mit dem Schwanz“,
meinte Tarzan.
„Mal kault sie, mal quappt
sie“, stellte Karl fest.
„Ich glaube, sie ist längst
verdaut“, mutmaßte Gaby. „Was da so rumpelt, ist Willis Gefräßigkeit. Er hat ja
seit mindestens einer Stunde keine Schokolade gegessen.“
„Stimmt nicht!“ Grinsend griff
Klößchen unter sein Badelaken. Er holte die Reste einer Schokoladentafel
hervor.
„Nanu?“ wunderte er sich.
„Bevor ich ins Wasser ging, war doch noch mehr da? Hecker hat mich beklaut?“
Klären konnten sie das nicht,
denn Norbert Hecker war nicht mehr zu sehen.
Faul lagen sie dann nebeneinander
auf dem Bauch. Sie beobachteten das Treiben um sie herum.
Gaby ließ sich von Tarzan den
Rücken mit Sonnenöl einreiben, obwohl unter der Linde nur Schatten war. Aber
das fiel ihnen sonderbarerweise nicht auf.
Tarzan stützte dann das Gesicht
in die Fäuste. „Eigentlich ist es zum Mäuse melken!“ sagte er ärgerlich.
„Was denn?“ Gaby gähnte.
„Das mit dem Feuerteufel. Wir
dachten, wir hätten ihn; aber jetzt kann er weiter zündeln!“
„Pech!“ meinte Karl.
„Aber muß man sich damit abfinden?“
Tarzan kniff die Augen zusammen.
„O je!“ seufzte Klößchen. „Ich
ahne, was kommt. Du fühlst dich herausgefordert. Der Kerl ist uns durch die
Lappen gegangen. Aber beim nächsten Mal kriegen wir ihn. Stimmt’s?“
„Niemand ist gezwungen,
mitzumachen“, knurrte Tarzan in seine Fäuste.
„Aber die TKKG-Bande“, sagte
Karl, „hält zusammen wie Pech und Schwefel. Also sind wir dabei. Was schwebt
dir vor?“
„Wir jagen den Feuerteufel, bis
wir ihn haben.“ Tarzans Augen glänzten. „Das wäre eine gute Tat, eine private
Aktion für das Allgemeinwohl. Außerdem gibt’s eine Belohnung. Mit meinem Anteil
würde ich meiner Mutti eine Ferienreise bezahlen. Sie hat schon sehr lange
keinen vernünftigen Urlaub mehr gehabt.“
„Und wie willst du den
Feuerteufel finden?“ fragte Gaby.
Tarzan tippte an seinen
Gesichtserker. „Mit Spürnase. Aber erst verschaffen wir uns alle Informationen.
Dein Papi ist doch zuständig für den Fall. Bestimmt erzählt er uns, was man bis
jetzt darüber weiß. Es wäre ja nicht das erste Mal. Einiges habe ich in der
Zeitung gelesen. Demnach treibt der Feuerteufel sein Unwesen in einem nicht
allzu großen Gebiet. Und zwar in den südlichen Landkreisen nahe der Stadt.
Unsere Schule liegt mittendrin. Und die Entfernungen sind für uns durchaus zu
bewältigen. Natürlich setzt es voraus“, er grinste, „daß wir auch nachts
unterwegs sind. Aber gerade das ist ja unsere Stärke.“
„Meine nicht“, maulte Gaby.
„Du bleibst ohnehin zu Hause,
wenn Gefahr im Verzug ist. Und nachts ist das meistens so.“
„Gib bloß nicht so an.“
Aber gekränkt war sie nicht.
Wußte sie doch: Eher würde er sich den Daumen abbeißen, als daß er sie in
Gefahr brachte. Er sprach zwar nicht darüber, aber allen war bekannt: Wenn es
darauf ankam, ließ er sich für Gaby zerreißen.
6. Wie man Häuser ,warm’
abreißt
Am späten Vormittag bedeckte
sich der Himmel mit Wolken. Die Luft roch nach Gewitter. Innerhalb von Minuten
leerte sich das Wildenau-Bad.
Auch die TKKG-Bande radelte zur
Stadt. Die Freunde benutzten Schleichwege und bogen schließlich in die schmale
Straße ein, in der Gaby wohnte.
Alte, aber schmucke Häuser
standen hier und lehnten sich aneinander, als wäre es so bequemer. Es war ein
sauberes, ruhiges Wohnviertel mit kleinen Geschäften.
Vor dem Lebensmittelladen, der
Gabys Mutter gehörte, sprangen sie von den Rädern und schoben sie in den
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