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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sicherlich hören, was wir bis jetzt über ihn ermitteln konnten. Nun,
viel ist das nicht. Alle Brandstiftungen ereigneten sich während der letzten
zwölf Monate. Und zwar in den südlichen Landkreisen vor der Stadt. Eine klare
Linie ist zwar nicht zu erkennen, doch soviel steht fest: Bei etwa 80 Prozent
der niedergebrannten Objekte wurden von den Besitzern hohe Versicherungssummen
kassiert. Damit ergibt sich automatisch der Verdacht, daß ,warm abgerissen 1 wurde, wie es in der Fachsprache heißt. Das bedeutet: Brandstiftung, um das
Versicherungsgeld einzustreichen. Bei den restlichen 20 Prozent handelte es
sich um nicht versicherte Gebäude. Aber auch dort lag Brandstiftung vor. Was
steckt nun dahinter? Da gibt es zwei Theorien; Entweder ein einziger Täter, der
Feuerteufel, ist von Zerstörungswut und krankhafter Freude am Feuer besessen
und legt Brände — wobei es versicherte und unversicherte Gebäude trifft,
oder... 11
    Herr Glockner nahm erst einen
Schluck Kaffee, bevor er fortfuhr, „...es handelt sich um mehrere Täter und
kaltblütigen Versicherungsbetrug. Das hieße, die unversicherten Gebäude wurden
lediglich niedergebrannt, um von dem ,Warm-Abreißen’ abzulenken, um Verwirrung
zu stiften. Übrigens wurden nicht alle Brände nach der gleichen Methode
gelegt.“
    „Was tut man jetzt, um
vorzubeugen?“ fragte Tarzan. Herr Glockner hob die Achseln. „In den betroffenen
Landkreisen haben wir die Polizeistreifen verstärkt. Leider ist das die einzige
Gegenmaßnahme. Uns fehlt’s am Personal.“
    „Und die Versicherungen, die
den Schaden tragen — tun die was?“ forschte Tarzan.
    „Bis jetzt nicht, obwohl nur
eine einzige Versicherungsgesellschaft für nahezu alle Schadensfälle aufkommen
muß.“
    „Welche?“
    „Die SLV.“
    „Die Sach- und
Lebens-Versicherungs AG?“
    „Allerdings.“
    „Wir kennen zufällig den Sohn
des zuständigen Versicherungsinspektors“, erklärte Tarzan. „Norbert Hecker ist
ein Klassenkamerad.“
    Kommissar Glockner nickte. „Mit
seinem Vater habe ich wegen dieser Fälle recht häufig zu tun. Ein rühriger
Mann! Aber er scheint vom Pech verfolgt zu sein.“
    Karl, der zwar viel, aber doch
nicht alles weiß, fragte: „Wie stellt man eigentlich fest, ob ein Feuer
zufällig entsteht — durch einen technischen Defekt — , oder ob Brandstiftung
vorliegt?“
    „Eine gute Frage, Karl“, lobte
der Kommissar. „Für den Laien ist nämlich ein Feuer wie das andere, für den
Brandfahnder aber nicht. Zuerst suchen wir immer nach der Stelle, an der das
Feuer ausgebrochen ist. Ruß-Spuren zeigen uns den Weg. Feuer breitet sich nicht
nach Belieben aus, sondern folgt bestimmten Gesetzen. Die Verrußung zum
Beispiel nimmt ab, je weiter man sich vom Brandherd entfernt. Nahe beim
Brandherd ist die Verrußung sehr stark. Sie zieht regelrecht Kreise. Man könnte
sagen, Feuer verhält sich wie Wasser — in das ein Stein geworfen wird.“
    „Und was wird dann untersucht?“
fragte Tarzan.
    „Vor allem die Asche! Sie wird
im Labor des Landeskriminalamtes von Chemikern unter die Lupe genommen. In
luftdichten Behältern verwahrt man die Asche zwei Tage. Mit einer
Injektionsspritze saugt man dann die Luft aus dem Behälter. Jetzt kann die
Asche mit dem Gas-Chromatographen untersucht werden. Einem Gerät — in dem auch
die geringsten Spuren von Benzindunst noch zu erkennen sind. Benzin wiederum
ist das meist verwendete Hilfsmittel von Brandstiftern. Auch unser Feuerteufel
geht verschwenderisch damit um.“
    „Trotz der enormen
Benzinpreise?“ fragte Klößchen verblüfft — und erntete mal wieder einen
Lacherfolg.
    „Brandstiftung“, meinte Herr
Glockner - und wurde wieder ernst, „ist auch ein volkswirtschaftliches Problem.
Ein einziger Feuerteufel, der die Polizei 20 Jahre lang an der Nase
herumführte, hat mit über 200 Bränden einen Gesamtschaden von mehr als 100
Millionen Mark angerichtet. Stellt euch das vor! Der Mann war seelisch krank —
sein Motiv Haß auf die Gesellschaft. Daß bei unserem Feuerteufel etwas
ähnliches dahintersteckt, glaube ich allerdings nicht.“ Die Jungs dankten für
die Informationen und verabschiedeten sich. Bald war Mittagszeit — da wollten
sie die Glockners nicht stören, obwohl Gabys Mutter bestimmt gefragt hätte, ob
sie bleiben und mitessen möchten. Klößchen hätte es nur zu gern darauf ankommen
lassen, denn der Nährwert seiner Kaulquappe war offensichtlich gering — er
hatte schon wieder Hunger; aber Tarzan und Karl wollten

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