Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
Flur,
der nach hinten zum Hof führte; dann liefen die Kinder hinauf in die Wohnung.
Oskar, der schwarz-weiße
Cocker-Spaniel, hatte sein kleines Frauchen schon gehört und bellte wie wild.
Als er merkte, welchen Besuch sie
da mitbrachte, geriet er ganz aus dem Häuschen. Denn in Tarzan, seinen
besonderen Freund, war er regelrecht vernarrt. Die Begrüßung dauerte jedesmal
lange; und Oskar gab sich große Mühe, wenigstens einem der vier übers Gesicht
zu lecken.
Diesmal paßte Klößchen nicht
auf und erhielt einen feuchten Hundeschmatz auf die Wange.
„Pst!“ machte Gaby. „Könnte
sein, mein Papi schläft noch. Er hat ja die ganze Nacht durchgearbeitet.“
„Wenn er nach dem Geheul noch
schläft“, meinte Karl, „müßte er taub sein.“
„Ich bin’s aber nicht“, rief
Kommissar Glockner lachend aus dem Wohnraum, „und außerdem seit zwei Stunden
auf.“
Er saß in seinem bequemen Lesesessel
und hatte die Zeitung auf den Knien. Auf dem Tischchen neben ihm stand eine
Tasse mit dampfendem Kaffee.
„Aha!“ sagte er, nachdem die
Jungs freundlich gegrüßt hatten. „Die TKKG-Bande in voller Stärke. Und mit
nassen Haaren. Also habt ihr nicht nur in der Sonne gelegen. Wie ist es dir
ergangen, Klößchen? Wieder eine Kaulquappe verschluckt?“
Er sagte das scherzend, weil er
vom vorjährigen Mißgeschick im Wildenau-Bad wußte. Als Gaby, Tarzan und Karl in
wildes Gelächter ausbrachen, hob er verwundert die Brauen.
„Willi“, fragte er, „doch nicht
schon wieder!“
„Doch, Herr Glockner. Diesmal
war’s eine große. Aber in Zukunft nehme ich sie nur noch gebraten — sozusagen
nach Müllerinnen Art, wie die Köche sagen; denn daß die Zubereitung blau — also
gekocht — bei Kaulquappen schmeckt, kann ich mir nicht vorstellen.“
Auch Herr Glockner lachte. „Auf
diese W eise, Willi, wirst du Pionier einer ganz neuen Feinschmecker-Richtung.“
„Ich sehe schon die Menge der
Gourmets ( Feinschmecker) im Wildenau-Bad“, lachte Tarzan, „wie sie mit
geöffnetem Mund durch die Fluten kraulen. Das Eintrittsgeld wird sofort auf
12,50 Mark angehoben. Die Kaulquappen sind dann leider bald ausgerottet; aber
Klößchen gilt als Vorläufer der neuesten Küche, schreibt ein Buch ,Wie sich
der Urmensch verpflegte’ und wird berühmt.“
„So wie du sagst, Tarzan“, Herr
Glockner lächelte, „geht es heutzutage zu. Leider! Was gestern noch Abfall war,
wird morgen als Leckerbissen serviert. Und all die Dummköpfe, die immer auf dem
neuesten Stand sein wollen, machen die Albernheiten mit. Naja, auch das muß es
geben, damit die Welt bunt bleibt. Was habt ihr denn jetzt vor?“
Gaby, die in ihrem weißen
Jeanskleid zum Anbeißen aussah, setzte sich rasch auf seine Sessellehne.
Scheinbar zufällig legte sie den Kopf an Papis Schulter.
Wie eine Schmeichelkatze,
dachte Tarzan.
Dasselbe dachte der Kommissar,
denn schließlich kannte er sein allerliebstes Töchterchen.
„Tja, Papi, weißt du,
eigentlich sind wir gekommen, weil wir uns gern mit dir unterhalten wollen.“
„Das freut mich. Setzt euch.“
Erlegte den Arm um Gaby. „Was Fanhauser betrifft, hat Gaby euch informiert?“
Tarzan nickte. „Damit wären wir auch gleich beim Thema. Gestern abend hat
nämlich Willi bei der Scheune eine Kerze gefunden...“
Er erzählte. Kommissar Glockner
hörte aufmerksam zu. „Die Kerze ist wichtig für uns“, sagte er dann. „Die
brauchen wir unbedingt. Vielleicht lassen sich Fingerabdrücke feststellen. Dann
wissen wir, ob es Fanhausers Kerze ist. Es macht nämlich einen Unterschied, ob
die Scheune durch diese Kerze in Schutt und Asche gelegt wurde, oder ob der
Brand durch was anderes entstand.“
„Ich habe die Kerze in meiner
Fahrradtasche.“ Tarzan sprang auf. „Soll ich sie holen?“
„Aber faß sie am Docht an!“
Tarzan war nach einer Minute
zurück. Auch den Pappdeckel brachte er mit.
Der Kommissar betrachtete die
Kerze. Dann legte er sie und das Pappstück in einen großen Umschlag, den er
sorgfältig verschloß.
„Nun?“ fragte er und kniff Gaby
in die Wange. „Worüber wolltet ihr euch so gern mit mir unterhalten?“
„Über den Feuerteufel,
Papilein.“
Herr Glockner sah Tarzan an.
„Ist das Jagdfieber in dir erwacht?“
Tarzan striegelte mit fünf
Fingern durch seine dunklen Locken. „Ein Kaminfeuer ist herrlich, ein Lagerfeuer
Spitze, aber eine Brandstiftung...! Ein Feuerteufel, meine ich, gehört hinter
Gitter.“
„Da hast du allerdings recht.
Ihr wollt
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