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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Klo-Spülung betätigt. Tarzan huschte zum Speicher und
versteckte die Strickleiter. Klößchen schlich sich ins ADLERNEST.
    Minuten später lagen beide im
Bett.
    „Aber gelohnt hat sich’s doch“,
sagte Klößchen viel zu laut, denn jetzt fühlte er sich sicher. „Die gegrillten
Würstchen waren Klasse.“
    „Pst!“ machte Tarzan. Er hatte
schleichende Schritte gehört.
    „Was ist?“ fragte Klößchen,
wiederum zu laut.
    Schon wurde die Tür geöffnet.
    „Wie ich höre, schlaft ihr
nicht“, sagte Studien-Assessor Guntram. „Ist jemand krank?“
    Tarzan gähnte wie ein Löwe, der
Zahnschmerzen hat. „Durchaus nicht, Herr Guntram. Willi spricht nur manchmal im
Schlaf. Er sagt dann Kochrezepte auf. Aber jetzt ist er wach.“
    „Vielleicht liegt es an der
schönen Mondnacht“, sagte Guntram.
    „Mond?“ krähte Klößchen.
„Nichts wie Wolken. Manchmal dachte ich, ich breche mir den Hals und...“
    Er verstummte. Daß er drauf und
dran war, sich in Teufels Küche zu reden, merkte er wieder mal einen Moment zu
spät.
    „Was meinst du, Willi?“ fragte
Guntram sanft.
    „Er hat schlecht geträumt“,
erklärte Tarzan. „In letzter Zeit wird er regelrecht von Alpträumen
heimgesucht. Jedesmal ist er dann in dunklen, fast mondlosen Nächten unterwegs
— wird über Stock und Stein gehetzt und bricht sich beinahe den Hals.“
    „Soso“, sagte Guntram. „Dann
geht’s ihm wie mir. Ich träume auch. Sogar mit offenen Augen. Daß ich am Tor
stehe, träume ich zum Beispiel, und gerade noch sehe, wie sich zwei
spätheimkehrende Heimschüler, die bekannt sind für ungebremsten Tatendrang, in
die Büsche verdrücken. Ist natürlich eine Halluzination ( Sinnestäuschung ).
Sogar während eines Wachtraums hat man die. Denn wie sollten besagte Schüler in
ein verschlossenes Haus gelangen? Von dem einen könnte ich mir noch vorstellen,
daß er wie ein Fassadenkletterer die Mauer hochturnt. Aber der andere, beleibt wie
unser Willi, der brauchte mindestens eine Strickleiter.“
    Tarzan hielt den Atem an. O
weh! Was wußte Guntram? Was hatte er entdeckt? Oder war er sich nicht sicher —
und klopfte nur auf den Busch?
    Klößchens Stimme klang
regelrecht piepsig, als er sagte: „Eine Strickleiter? Was ist denn das? Ich
dachte immer, eine Leiter besteht aus hölzernen Sprossen und nicht aus
Stricken.“
    „Wenn ich mal eine finde, zeige
ich sie dir“, sagte Guntram. „Und nun schlaft endlich, ihr beiden Rüpel. Der
Feuerteufel ist sicherlich längst im Bett.“
    „Gute Nacht, Herr Guntram!“
sagten sie im Chor. Tarzan wurde vom Teufel geritten, als er hinzufügte: „In
der Stadt, hörte ich, läuft ein doofer Film: Brandkatastrophe ä la Hollywood.
Vielleicht holt sich der Feuerteufel dort Anregungen.“
    Guntram lachte leise. Dann
schloß er von außen die Tür. „Meinst du“, wisperte Klößchen, „er ahnt was?“
    „Ahnen? Er weiß es. Aber er
verpetzt uns nicht. Er hat Verständnis für uns, darf’s aber nicht zugeben, weil
es gegen die Hausordnung verstieße. Am liebsten würde ich ihn mitnehmen. Aber
auch das geht leider nicht.“
    Er rollte sich auf die Seite,
streckte Arme und Beine von sich und war schon halb eingeschlafen, als er
murmelte: „Gute Nacht, Willi! Morgen haben wir großes Programm! Den anonymen
Anrufer müssen wir uns kaufen. Außerdem sind wir im Steinbruch dabei, wenn
Erich Bosselt seine Höllenmaschine in die Luft jagt. Also, bis nachher!“
    „Gute Nacht!“ sagte Klößchen.
Silberpapier raschelte. Bevor er einschlief, bewilligte er sich noch ein großes
Stück — Schokolade.
    Am nächsten Morgen schien die
Sonne.
    Tarzan hielt sich ziemlich
lange unter der eiskalten Dusche auf. Das half immer, wenn die Nacht etwas kurz
gewesen war.
    Klößchen lag noch im Bett. Als
Tarzan ihn an den Ohren zog, drehte er sich brummend auf die andere Seite. Aber
schließlich raffte er sich auf und trottete mit geschlossenen Augen in den
Waschsaal. Als er zurückkam, war er so munter wie ein überfütterter Bär, der
seinen Winterschlaf für ganze fünf Minuten unterbricht.
    Im Speisesaal holten sie sich
Frühstück. Während Klößchen seinen Kakao trank und verdächtig langsam auf der
Semmel herumkaute, setzte Erich Bosselt sich zu ihnen.
    Er war ein ausgeschlafener
Junge — und das nicht nur im übertragenen Sinne. Sein Lausbubengesicht mit den
vielen Sommersprossen glänzte. Die roten Haare hatte er sich mit Wasser
gekämmt. Daß seine Jeans rutschten, war nichts Neues. Mit der linken Hand

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