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Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam

Titel: Nachts wenn der Teufel kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Beamten, der so viel besser boxen kann als er, mit immer neuen Details aufzuwarten. Franz merkt das und ist deshalb in der Beurteilung dieser Gespräche sehr zurückhaltend.
    Längst hat sich der Kriminalkommissar die Akten des Reichskriminalpolizeiamts kommen lassen. Längst hat er begonnen, Brunos Schilderungen mit den zum Teil zehn, fünfzehn Jahre und noch länger zurückliegenden Tatortberichten zu vergleichen. Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob alles zueinander passen würde. Im ersten Eifer, denkt sich Franz, sieht das immer so aus.
    An Bruno Lüdkes Hose wurden Blutflecke festgestellt. Das Gerichtsmedizinische Institut läßt sich Zeit mit der Analyse. Endlich kommt das Gutachten. Aus ihm geht hervor, daß die Blutflecke nur von der im Köpenicker Staatsforst ermordeten Frau Frieda Rösner stammen können. Diesen Mord scheint Bruno Lüdke mit Sicherheit verübt zu haben.
    Aber die anderen? Diese schrecklichen Fälle, die er mit dem Eifer eines Schülers, der sich ein Fleißbillett verdienen will, erzählt? Diese grausamen, blutrünstigen Schilderungen, an denen dieser eher gutmütig-rohe Mann seine besondere Freude zu haben scheint?
    Plötzlich schweigt Bruno Lüdke. Plötzlich lächelt er nicht mehr. Er ist blass. Er hat Schweißausbrüche, stammelt, weint. Jetzt, nachdem er tagelang hemmungslos mit seinen Untaten angab, kommt es zu einer Art Schock.
    »Wat wird aus mir, Herr Kommissar?« fragt er.
    Der junge Chef der Mordkommission zuckt die Schultern.
    »Kommt die Rübe runter?«
    »Na, na, na«, entgegnet Franz. »Wer wird denn gleich so schwarz sehen?«
    »Mir kann doch nischt passieren. Ick hab' doch den Eenundfuffziger. Hören Se, wenn Se mir det nicht schriftlich jeben, sage ick keen Wort mehr.«
    Franz verspricht es. Allen Polizeibeamten, die mit dem Verhafteten in Berührung kommen, schärft er ein, auf dieser Linie zu bleiben. Ob diese Methode fair ist oder nicht, darum schert er sich nicht. Einem vielfachen Mörder gegenüber braucht man keine Rücksicht zu nehmen.
    Nacht für Nacht sitzt der Kriminalkommissar in seiner Wohnung und vergleicht die Akten mit Brunos Angaben. Wie kann der Mann ein solches Gedächtnis haben? Wie kann er die Tatorte, die Häuser, die Räume, die Sträucher, die Gräben noch so genau und präzise angeben? Der schwachsinnige, der Dorftrottel, der harmlose, doofe Bruno? Der sterilisiert wurde, den die Polizei wiederholt in Gewahrsam hatte und doch immer wieder laufen ließ, weil er ihr zu einfältig und tollpatschig erschien, und das bei einer Zeit, in der schon einem Hühnerdieb die Sicherungsverwahrung drohte?
    Nach einer Woche weiß Franz, daß die meisten Angaben Bruno Lüdkes stimmen dürften. Daß der Mann, ein wundersames Monstrum, vierzig, fünfzig und noch mehr Morde auf dem Gewissen hat. Er weiß es, und er fährt von Köpenick zum Reichskriminalpolizeiamt. Er muß Bericht erstatten, bevor noch etwas von Lüdkes Untaten durchsickert.
    »Wo fahren Se denn hin, Herr Kommissar?« fragt Lüdke.
    »In die Stadt.«
    »Können Se mich da nicht mitnehmen? Ick hab' da ne Kleene.«
    »Ne, Bruno«, erwidert Franz, »diesmal bleibst du schön hier.«
    »Aber lassen Se mich nicht so lange hier sitzen. Alleene is det immer so langweilig. Wenn ick so mit Ihnen plaudere, dann verjeht die Zeit so schnell.«
    »Na, Bruno, du wirst es schon überstehen«, antwortet Franz.
    Als Kriminalkommissar Franz seinen Fall im Reichskriminalpolizeiamt vorträgt, lacht man ihn aus.
    »Mensch, Sie träumen wohl nachts unruhig«, sagt Kriminalrat S. »Ich glaube ja gern, daß Ihr Mann den Mord im Köpenicker Stadtwald verübt hat. Aber das langt. Glauben Sie mir, Franz, ein solcher Kretin mordet nicht zwanzig Jahre lang vor unserer Haustür.«
    »Ich würde Sie doch bitten, sich die Akten anzusehen, Herr Kriminalrat.«
    »Selbstverständlich tue ich das. Als Schlaflektüre heute abend. Bleiben Sie noch hier. Ich habe da eine Sache in Magdeburg, bei der ich Sie unter Umständen gern einsetzen würde.«
    »Ich kann jetzt nicht weg«, erwidert Franz. Er muß sich zusammennehmen, damit man ihm seinen Unwillen nicht anmerkt.
    »Ach so, Sie wollen an Ihrer Räubergeschichte weiterbasteln. Na, wollen mal sehen. Morgen um neun Uhr sprechen wir uns.«
    Ganz so gelassen und selbstsicher, wie Kriminalrat S. tut, ist er in Wirklichkeit nicht. Am gleichen Tag noch trägt er seinen Mitarbeitern und Vorgesetzten vor, was ihm Kriminalkommissar Franz mitteilte. Aber die Konferenz wird zur

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