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Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam

Titel: Nachts wenn der Teufel kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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nischt passiert. Ick komm' in 'ne Anstalt. Weeßt du, 'ne janz feine Sache. Weiße Betten und so viel zu fressen, wie du willst. Und in zwee Jahren komm' ick wieder raus.«
    Beiger lacht.
    »Und du hast alles zugegeben?«
    »Klar«, erwidert Bruno, »det sind alles prima Kerle, det kannste dir jar nicht vorstellen. Gib mir noch 'ne Zigarette, Kumpel.«
    »In vier Wochen bist du tot«, sagt Beiger. »Weißt du, was sie mit dir machen? Früh um vier Uhr wecken sie dich auf. In Plötzensee. Dann schleppen sie dich über einen Gang. Dann lesen sie dir alles noch einmal vor. Dann binden sie dir den Kopf fest und ziehen dir 'nen Sack darüber. Dann drückt einer auf das Knöpfchen, und du bist deine Rübe los. Für alle Zeiten.«
    »Hör uff!« sagt Bruno. »Hör uff, sonst mach' ick wat mit dir.«
    Er springt auf und rennt in der Zelle hin und her, schweratmig, plump und schwitzend. Auf einmal zittert er vor Angst.
    »Nee!« brüllt er. »Nee, det stimmt alles nicht. Ick will den Franz sprechen, jetzt gleich. Der soll dir sajen, daß mir jar nischt passiert.«
    Beiger beobachtet seinen Zellengenossen. Er sieht, wie ihn die Angst immer erregter werden läßt. Er beobachtet, wie der Mann plötzlich weint und wimmert. Er beobachtet, wie Lüdke auf ihn zugeht und die Fäuste ballt, wie er an der Tür rüttelt. Wie er wieder um eine Zigarette bettelt.
    »Wenn du nichts zugibst, kannst du immer noch davonkommen«, sagt Beiger.
    »Ick hab' doch schon alles zujejeben.«
    »Dann mußt du eben widerrufen. Mensch, mach es doch wie ich. Ich hab' auch drei umgelegt. Aber von mir erfahren die gar nichts. Die sperren mich ein paar Wochen ein, und dann müssen sie mich wieder laufen lassen. Und das kannst du auch machen. Du brauchst nur Köpfchen, weiter nichts … Sag mal, hast du die eigentlich alle umgebracht, die du zugegeben hast?«
    Bruno feixt.
    »Det sind noch lange nicht alle. Mensch, was meenste denn … Ick hab' doch mindestens 80 oder 90 umjelegt. Da war ick doch janz jroß. Da, schau mal her, wat ick für Muskeln hab'.«
    »Mensch, Quatsch … Du hast sie doch gar nicht umgebracht. Du hast das doch alles bloß gesagt, weil du Zigaretten gekriegt hast. Oder hast du keine Zigaretten gekriegt?«
    »Natürlich. Zigaretten. Und Kartoffeln ooch. Weeste, meine Leibspeise.«
    Immer und immer wieder fragt Beiger, ob Bruno die Morde verübt hat. Und erhält immer dieselbe Antwort: Ja.
    Das Gespräch mit dem Zellengenossen hat Bruno völlig durcheinander gebracht. Er ist blass und verstört. Er sitzt mit zusammengepressten Lippen auf dem Stuhl und sagt kein Wort.
    »Was hast du denn heute?« fragt Kriminalkommissar Franz.
    »Ihr wollt mich alle uff'n Arm nehmen«, entgegnet Bruno.
    »Wer sagt dir denn das?«
    »Der Erich hat det jesagt. Und der Erich kennt sich aus, der hat schon oft jesessen.«
    »Welcher Erich?«
    »Der mit mir in der Zelle war. Det ist een janz Doller. Der hat ooch dreie umjelegt, aber der jibt nischt zu, der is nich so doof wie ick.«
    »Aber Bruno, du warst doch allein heute Nacht, du hast das alles geträumt.«
    Kriminalkommissar Franz läßt ihn abführen. Ein paar Mal schon hatte Bruno Launen und sagte nichts. Franz glaubt, daß die wirre Rede einem Traum zuzuschreiben ist. Sicherheitshalber aber ruft er die Gefängnisleitung an.
    »Ich habe eine dumme Frage«, meldet er sich, »Lüdke war doch heute nach allein in der Zelle?«
    »Nein, Herr Kriminalkommissar.«
    »Ja, wieso denn nicht?«
    »Ein Kriminalrat aus Hamburg war bei ihm, mit Genehmigung der Staatsanwaltschaft. Er wurde für einen Häftling ausgegeben.«
    Franz ist außer sich, fragt bei der Staatsanwaltschaft zurück. Zwischen den Behören glühen die Drähte an diesem Morgen. Das Reichskriminalpolizeiamt beschwert sich beim Reichssicherheitshauptamt, dem es eingegliedert ist. Die Sonderkommission erklärt, daß sie vielleicht überhaupt nicht mehr mit Lüdke arbeiten kann, da er seit dem Gespräch mit dem Hamburger Kollegen völlig verstört sei.
    Kriminalrat B. versichert, daß er nur im Interesse der Sache gehandelt hätte. Es sieht so aus, als ob er strafversetzt würde, aber nach monatelangem Papierkrieg schläft die Geschichte ein. Letzten Endes ist das Experiment von Kriminalrat B. ja völlig danebengegangen. Gegen seinen Willen muß er der Sonderkommission einen zusätzlichen Beweis liefern, daß Bruno Lüdke der langgesuchte Frauenmörder ist.
    Die Sonderkommission geht mit Lüdke auf Reisen, um die Landkarte seiner Verbrechen

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