Nachts
gefragt hätte: »Wer? Der Teufel soll mich holen, wenn ich das weiß. Ich glaube, manche sind >Erforscher des Übersinnlichem, zumindest nennen sie sich so oder ähnlich, aber ich halte es für wahrscheinlicher, daß die meisten einfach herumspielen, wie Leute, die bei Parties QuijaBretter einsetzen.«
Er sah Kevin grimmig an, als hätte er ihn gerade eben wiederentdeckt.
»Hast du ein Ouija, mein Junge?«
»Nein.«
»Schon mal mit einem herumgespielt?«
»Nein.«
»Laß es bleiben«, sagte Pop grimmiger denn je. »Die Scheißdinger sind gefährlich.«
Kevin wagte nicht, dem alten Mann zu gestehen, daß er nicht die leiseste Ahnung hatte, was ein OuijaBrett war.
»Wie auch immer, sie stellen ein Tonband zum Aufnehmen in ein leeres Zimmer. Es muß natürlich ein altes Haus ein, will ich damit sagen, eines mit einer Vorgeschichte, wenn sie eins finden können.
Weißt du, was ich meine, wenn ich von einem Haus mit einer Vorgeschichte spreche, mein Junge?«
»Ich glaube so was wie ein Spukhaus?« riet Kevin. Er stellte fest, daß er leicht schwitzte, wie letzte s Jahr jedesmal, wenn Mrs.
Whittacker eine mündliche Prüfung in Algebra bekanntgegeben hatte.
»Gut, das genügt. Diese Leute haben es am liebsten, wenn es ein Haus mit einer blutigen Vorgeschichte ist, aber sie nehmen, was sie kriegen können. Wie dem auch sei, sie stellen das Gerät auf und nehmen in dem leeren Zimmer auf. Dann, am nächsten Tag sie machen es immer nachts; sie sind erst zufrieden, wenn sie es nachts machen können, im Idealfall um Mitternacht , am nächsten Tag spielen sie es ab.«
»Das leere Zimmer?«
»Manchmal«, sagte Pop mit einer nachdenklichen Stimme, die möglicherweise aufrichtige Gefühlsregungen verbarg, möglicherweise aber auch nicht, »sind Stimmen darauf.«
Kevin zitterte wieder. Also waren doch Hieroglyphen auf der Säulenplatte. Nicht, daß jemand sie lesen wollte, aber ja. Sie waren da.
»Echte Stimmen?«
»Für gewöhnlich Einbildung«, sagte Pop wegwerfend. »Aber einoder zweimal habe ich Leute, denen ich vertraue, sagen hören, sie hätten echte Stimmen gehört.«
»Aber Sie nie?«
»Einmal«, sagte Pop brüsk, und dann so lange nichts, daß Kevin schon dachte, er wäre fertig, als er fortfuhr: »Es war ein Wort. So deutlich wie ein Glockenschlag. Es wurde im Wohnzimmer eines leerstehenden Hauses in Bath aufgenommen. Ein Mann hatte dort 1946 seine Frau ermordet.«
»Was war das für ein Wort?« fragte Kevin und wußte, er würde es nicht erfahren, ebenso wie er wußte, keine Macht der Welt, sicher nicht seine eigene Willenskraft, hätte ihn davon abhalten können, trotzdem zu fragen.
Aber Pop sagte es ihm doch.
»Becken.«
Kevin blinzelte. »Becken?«
»Jaha.«
»Das ergibt keinen Sinn.«
»Schon«, sagte Pop gelassen, »wenn man weiß, daß er ihr die Kehle durchgeschnitten und ihren Kopf dann über ein Becken gehalten hat, um das Blut aufzufangen.«
»Großer Gott!«
»Jaha.«
»Großer Gott, wirklich?«
Pop machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten.
»Kann es nicht getürkt gewesen sein?«
Pop deutete mit dem Pfeifenstil auf die Polaroids. »Sind es die da?«
»Großer Gott.«
»Jetzt zu Polaroidkameras«, sagte Pop wie ein Erzähler, der zu einem neuen Kapitel in einem Roman kommt und die Worte In der Zwischenzeit, in einem anderen Teil des Waldes liest. »Ich habe Bilder mit Leuten drauf gesehen, und die anderen Leute auf dem Bild haben jeden Eid geschworen, daß diese Leute nicht bei ihnen waren, als das Bild gemacht wurde. Und es gibt eines ein berühmtes , das eine Dame drüben in England aufgenommen hat. Sie hat ein Bild von Fuchsjägern gemacht, die am Abend nach Hause kamen.
Man sieht sie, alles in allem etwa zwanzig, wie sie über eine schmale Holzbrücke reiten. Auf beiden Seiten der Brücke erstreckt sich eine Landstraße mit Bäumen rechts und links. Die ersten haben die Brücke schon überquert. Und auf der rechten Seite des Bildes steht eine Dame mit einem langen Kleid und einem Hut mit Schleier, so daß man ihr Gesicht nicht erkennen kann, am Straßenrand und hält ein Notizbuch auf dem Arm. Man kann sogar sehen, daß sie ein Medaillon um den Hals trägt, oder eine Uhr.
Als die Dame, die das Bild gemacht hat, es zu sehen bekam, drehte sie völlig durch, und niemand konnte ihr daraus einen Vorwurf machen, mein Junge, denn ich will damit sagen, sie hat ein Bild von den heimkehrenden Fuchsjägern gemacht und von sonst niemand, weil sonst niemand da war. Aber auf
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