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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zeitalters oder in einem Trödelladen in einer Kleinstadt dieses Blechzeitalters, sich anmaßen, wenn sie ihre Meinung zur Entropie bekunden wollen, ohne frei heraus darauf zu sprechen zu kommen. »Die wurde nicht zusammengebaut, mein Junge. Ich will damit sagen, sie wurde gegossen. Ich könnte vielleicht die Linse abschrauben, und das werde ich, wenn du es willst, und ich habe in das Filmfach gesehen, obwohl ich genau gewußt habe, ich würde keinen Fehler finden jedenfalls keinen ersichtlichen , und so war es auch. Aber mehr kann ich nicht tun. Ich könnte einen Hammer nehmen und auf sie einschlagen und könnte sie zerdeppern, aber ich will damit sagen reparieren?« Er breitete die Arme aus.
    »Nichts zu machen.«
    »Ich schätze, dann muß ich sie eben « doch umtauschen, wollte er sagen, aber Pop unterbrach ihn.
    »Wie dem auch sei, mein Junge, ich glaube, du hast das gewußt.
    Ich will damit sagen, du bist ein kluger Junge, du siehst selbst, wenn etwas aus einem Stück ist. Ich glaube nicht, daß du diese Kamera zum Reparieren hergebracht hast. Ich glaube, du weißt auch, selbst wenn sie nicht aus einem Stück wäre, könnte ein Mann nicht reparieren, was dieses Ding macht, jedenfalls nicht mit einem Schraubenzieher. Ich glaube, du hast sie zu mir gebracht, weil du wissen wolltest, was damit los ist.«
    »Können Sie mir das denn sagen?« fragte Kevin. Plötzlich war er am ganzen Körper verkrampft.
    »Möglicherweise«, sagte Pop Merrill ruhig. Er beugte sich über den Stapel Fotos mittlerweile achtundzwanzig, einschließlich dessen, das Kevin zu Vorführzwecken geschossen hatte, und Pops eigenem, das er zu Vorführzwecken gemacht hatte. »Sind die in der richtigen Reihenfolge?«
    »Eigentlich nicht. Aber ziemlich. Ist das wichtig?«
    »Ich glaube schon«, sagte Pop. »Sie sind alle ein wenig anders, oder nicht? Nicht viel, aber ein bißchen.«
    »Stimmt«, sagte Kevin. »Ich kann den Unterschied bei manchen erkennen, aber «
    »Weißt du, welches das erste war? Ich würde es wahrscheinlich selbst herausfinden, aber Zeit ist Geld, mein Junge.«
    »Ganz einfach«, sagte Kevin und nahm eins von dem unordentlichen kleinen Stapel. »Sehen Sie den Zuckerguß?« Er deutete auf einen kleinen braunen Fleck auf dem weißen Bildrand.
    »Jaha.« Pop hatte kaum einen Blick für den Zuckergußflecken übrig. Er betrachtete die Fotografie genau, und einen Augenblick später machte er eine Schublade seiner Werkbank auf. Darin lagen unordentlich Werkzeuge verstreut. Auf einer Seite jedoch lag für sich allein ein in Juweliersamt eingewickelter Gegenstand. Den holte Pop heraus, schlug den Stoff zurück und hob ein großes Vergrößerungsglas mit einem Schalter am Stil hoch. Er bückte sich über das Polaroidbild und drückte auf den Schalter. Ein greller Lichtkreis fiel auf die Oberfläche des Bildes.
    »Stark!« sagte Kevin.

    »Jaha«, sagte Pop wieder. Kevin sah, daß er für Pop nicht mehr da war. Pop studierte das Bild eingehend.
    Hätte man die seltsamen Umstände seiner Entstehung nicht gekannt, hätte das Bild diese eingehende Aufmerksamkeit kaum gerechtfertigt. Wie die meisten Fotos, die mit einer anständigen Kamera, einem guten Film und von einem Fotografen gemacht wurden, der immerhin intelligent genug ist, nicht den Finger vor die Linse zu halten, war es scharf, verständlich und, wie so viele Polaroids, seltsam unspektakulär. Es war ein Bild, auf dem man jeden Gegenstand erkennen und benennen konnte, aber der Inhalt war so flach wie die Oberfläche. Es war nicht originell komponiert, aber nicht die Komposition war daran falsch diese unspektakuläre Zweidimensionalität konnte man kaum als Makel bezeichnen, ebensowenig wie man einem gewöhnlichen Tag im wirklichen Leben einen Makel nachsagen konnte, nur weil in seinem Verlauf nichts passiert war, das auch nur für einen Fernsehfilm getaugt hätte. Wie bei so vielen Polaroidbildern waren die Gegenstände auf dem Bild einfach da, wie ein freier Schaukelstuhl auf einer Veranda, eine unbenutzte Kinderschaukel im Garten oder ein Auto ohne Insassen an einem unscheinbaren Bordstein und selbst ohne einen Platten, der es interessant oder einzigartig gemacht hätte.
    Der Makel des Bildes bestand in dem Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Kevin konnte sich an das Gefühl des Unbehagens erinnern, als er den Inhalt des Bildes komponiert hatte, das er machen wollte, und an die Gänsehaut auf seinem Rücken, als er im grellen Aufleuchten des Blitzlichts im Zimmer gedacht hatte:

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