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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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empfindet, wenn jemand anderer durch Zufall oder über
    sinnliche Führung einen genau an der Stelle kratzt, wo man selbst nicht hinkommt, genau an der richtigen Stelle, mitten rein, und es eine Sekunde durch Berührung, de n Druck der Finger, auf wunder
    bare Weise schlimmer macht und dann, o köstliche Erleichte
    rung. So war es mit der Kamera und der Tatsache, daß sein Vater alles wußte.
    »Sie ist kaputt«, sagte Kevin. »Oder nicht?«
    »So kaputt wie Hiroshima, nachdem die Enola Gay die ABombe darauf geworfen hatte«, antwortete Mr. Delevan und fügte dann hinzu: »Zu Klumpatsch zertrümmert, will ich damit sagen.«
    Kevin sah seinen Vater mit großen Augen an und fing hilflos an zu kichern fast zu kreischen. Sein Vater stimmte ein. Kurz danach bestellten sie eine Pizza. Als Mary und Meg Delevan zwanzig nach sieben heimkamen, waren sie immer noch am Kichern.
    »Ihr zwei seht aus, als hättet ihr was angestellt«, sagte Mrs. Delevan etwas verwirrt. Ihre Heiterkeit hatte etwas an sich, das dem weiblichen Zentrum in ihr welches eine Frau nur bei der Geburt eines Kindes oder im Katastrophenfall voll anzapfen zu können scheint ein wenig ungesund vorkam. Sie sahen wie zwei Männer aus, die gerade noch einmal einem Autounfall ausweichen konnten. »Möchtet ihr die Damen nicht einweihen?«
    »Nur zwei Junggesellen, die auf den Putz gehauen haben«, sagte Delevan.
    »Gewaltigauf den Putz gehauen«, bekräftigte Kevin, und sein Vater fügte hinzu: »Will ich damit sagen«, worauf sie einander ansahen und wieder losprusteten.
    Meg sah ihre Mutter aufrichtig bestürzt an und sagte: »Warum machen sie das, Mom?«
    Mrs. Delevan sagte: »Weil sie Penisse haben, Liebes. Geh und häng deinen Mantel auf.«
    Pop Merrill hatte die Delevans, pere et fils, hinausgebracht, dann schloß er die Tür hinter ihnen ab. Er machte alle Lichter aus, abgesehen von dem über der Werkbank, holte die Schlüssel und schloß seine eigene Krimskramsschublade auf. Da holte er Kevins angeschlagene, aber ansonsten unbeschädigte Sun 660 heraus und betrachtete sie starr. Sie hatte sowohl dem Vater wie auch dem Sohn Angst gemacht. Das hatte Pop deutlich gemerkt; sie hatte auch ihm Angst gemacht und machte ihm noch Angst. Aber so etwas auf einen Hackklotz zu legen und zu zertrümmern, das war Wahnsinn.
    Es mußte einen Weg geben, sich das verdammte Ding vergolden zu lassen.
    Den gab es immer.
    Pop schloß sie wieder in der Schublade ein. Er würde darüber schlafen, und morgen würde er wissen, was zu tun war. Um die Wahrheit zu sagen, er hatte schon eine ziemlich gute Idee.
    Er stand auf, schaltete das Arbeitslicht aus und schlurfte im Halbdunkel zur Treppe, die zu seiner Wohnung führte. Er ging mit der zielstrebigen, blinden Sicherheit langjähriger Übung.
    Auf halbem Weg blieb er stehen.
    Er verspürte den Drang, den erstaunlich starken Drang, wieder umzukehren und die Kamera noch einmal anzusehen. Wozu, in Gottes Namen? Er hatte nicht mal einen Film für das gottverfluchte Ding nicht, daß er die Absicht hatte, Bilder damit zu machen.
    Wenn jemand anders Schnappschüsse machen und sehen wollte, wie der Hund näherkam, nur zu. Caveet emperor, wie er immer zu sagen pflegte. Sollte der gottverdammte emperor caveeten so lange und oft er wollte. Er selbst wäre lieber ohne Peitsche oder einen verfluchten Stuhl in einen Käfig voller Löwen gegangen.
    Trotzdem
    »Laß sie in Ruhe«, sagte er schroff in die Dunkelheit, und seine eigene Stimme erschreckte ihn so sehr, daß er sich wieder in Bewe
    gung setzte und nach oben ging, ohne noch einmal einen Blick hinter sich zu werfen.
    Kapitel Sieben
    Am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe hatte Kevin einen so gräßlichen Alptraum, daß er sich hinterher nur bruchstückhaft daran erinnern konnte, wie an isolierte Musikfetzen.
    Er ging durch eine schmutzige kleine Industriestadt. Offenbar war er auf der Walz, da er einen Rucksack auf dem Rücken hatte. Die Stadt hieß Oatley, und Kevin hatte den Eindruck, als wäre sie entweder in Vermont oder im StaatNewYork. Kennen Sie jemand hier in Oatley, der Arbeit für mich hat ? fragte er einen alten Mann, der einen Einkaufswagen auf einem rissigen Gehweg schob. Er hatte keine Lebensmittel in dem Wagen, sondern unidentifizierbaren Abfall, und Kevin stellte fest, daß der Mann ein Penner war. Geh weg! schrie der Penn er. Geh weg! Dieb! Elender Dieb! Elender DIEB!
    Da erst wurde ihm klar, diese Stadt war nicht Oatley oder Hildasville oder eine andere Stadt mit

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