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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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würde einfach total durchdrehen, und sie würden ihn nach Juniper Hill schaffen, we il er von echten Hunden in Polaroidwelten und Kameras, die immer nur dasselbe Bild schössen, aber nicht ganz genau, phantasieren würde.
    »Die Polaroidkamera war ein Geburtstagsgeschenk«, hörte er sich mit derselben trockenen Stimme sagen. »Was der Hund um den Hals trägt, war auch eins.«
    Pop schob langsam die Brille auf den Kopf und sah Kevin blinzelnd an. »Ich glaube, ich kann dir nicht folgen, Junge.«
    »Ich habe eine Tante«, sagte Kevin. »Sie ist eigentlich meine Großtante, aber so dürfen wir sie nicht nennen, weil sie sagt, dann fühlt sie sich so alt. Wie auch immer, Tante Hildas Mann hat ihr eine Menge Geld hinterlassen meine Mom sagt, sie ist über eine Million Dollar schwer , aber sie ist ein Knickstiefel.«
    Er, verstummte, damit sein Vater Gelegenheit hatte, einen Einwand anzubringen, aber sein Vater lächelte nur gallig und nickte.
    Pop Merrill, der diese Situation genau kannte (in Wahrheit gab es in Castle Rock und Umgebung nicht viel, was Pop nicht wenigstens zum Teil wußte), hielt einfach still und wartete darauf, daß der Junge die Katze aus dem Sack lassen würde.
    »Sie kommt alle drei Jahre und verbringt Weihnachten bei uns, und dann gehen wir immer zur Kirche, weil sie zur Kirche geht. Wir essen jede Menge Brokkoli, wenn Tante Hilda da ist. Von uns mag ihn keiner, und meine Schwester muß regelrecht darauf kotzen, aber Tante Hilda mag Brokkoli sehr, und darum gibt es ihn. Auf unserer Sommerleseliste stand ein Buch, Große Erwartungen, und darin kam eine Dame vor, die genau wie Tante Hilda war. Es hat sie aufgegeilt, mit ihrem Geld vor ihren Verwandten zu wedeln. Ihr Name war Miss Havisham, und wenn Miss Havisham gepfiffen hat, dann haben die Leute nach ihrer Pfeife getanzt. Wir tanzen auf jeden Fall, und ich glaube, der Rest der Verwandtschaft auch.«
    »Oh, gegen deinen Onkel Randy sieht deine Mutter wie ein Aufwiegler aus«, sagte Mr. Delevan unerwartet. Kevin dachte, sein Vater wollte sich aufheitere Weise zynisch anhören, aber heraus kam eine tiefempfundene, gallige Verbitterung. »Wenn Tante Hilda in Randys Haus pfeift, dann überschlagen sich alle förmlich und tanzen Tarantella bis zum Umfallen.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Kevin zu Pop, »sie schickt mir jedes Jahr dasselbe zum Geburtstag. Ich meine, es ist immer anders, aber im Grunde doch das gleiche.«
    »Und was schickt sie dir, Junge?«
    »Eine Krawatte«, sagte Kevin. »Wie Männer in altmodischen CountryBands sie immer anhaben. Die Nadel ist jedes Jahr anders, aber es ist immer eine Krawatte.«
    Pop schnappte sich das Vergrößerungsglas und beugte sich damit über das Bild. »Himmel, Arsch«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Eine Krawatte! Genau das ist es! Warum ist mir das erst jetzt aufgefallen?«
    »Ich glaube, weil ein Hund so etwas normalerweise nicht um den Hals trägt«, sagte Kevin mit unverändert hölzerner Stimme. Sie waren erst seit etwa einer Dreiviertelstunde hier, aber ihm war, als wäre er um fünfunddreißig Jahre gealtert. Nicht vergessen, dachte er, die Kamera existiert nicht mehr. Sie besteht nur noch aus Trümmern. Weder alle Männer des Königs noch alle Pferde des Königs, nicht einmal die Leute, die in der Polaroidfabrik in Schenectady arbeiten, könnten dieses Ding je wieder zusammensetzen.
    Ja, und Gott sei Dank. Denn dies war das Ende der Fahnenstange.
    Selbst wenn Kevin erst mit achtzig wieder einmal mit dem Übernatürlichen in Berührung kam, und sei es noch so entfernt, wäre ihm das immer noch zu früh.
    »Außerdem ist sie sehr schmal«, sagte Mr. Delevan. »Sie war da, als Kevin die Schachtel aufgemacht hat, und wir haben alle gewußt, was darin sein würde. Fraglich war nur, was dieses Jahr auf der Nadel sein würde. Wir haben noch Witze darüber gemacht.«
    »Was ist denn auf der Nadel?« fragte Pop und sah wieder in das Foto auf das Foto, besser gesagt: Kevin hätte vor jedem Gericht des Landes geschworen, daß es unmöglich war, in ein Polaroidbild zu sehen.
    »Ein Vogel«, sagte Kevin. »Ich bin ziemlich sicher, daß es ein Specht ist. Und genau das hat der Hund auf dem Bild um den Hals.
    Eine Krawatte mit einem Specht auf der Nadel.«
    »Herrgott!« sagte Pop. Auf seine heimliche Weise war er einer der besten Schauspieler der Welt, aber die Überraschung, die er jetzt empfand, mußte er nicht schauspielern.
    Mr. Delevan sammelte brüsk sämtliche Polaroidbilder ein.
    »Werfen wir die

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