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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einem normalen Namen. Wie konnte eine vollkommen anomale Stadt einen normalen Namen haben?
    Alles Straßen, Häuser, Autos, Schilder, die wenigen Fußgänger
    war zweidimensional. Alles hatte Höhe, hatte Breiteaber keine Tiefe. Er kam an einer Frau vorbei, die aussah wie Megs Ballettlehrerin aussehen würde, wenn sie hundertfünfzig Pfund zunehmen würde. Sie hatte Hosen in der Farbe von BazookaKaugummi an. Sie schob einen Einkaufswagen, wie der Penner. Ein Rad quietschte.
    Der Wagen war voller Polaroidkameras Sun 660. Sie sah Kevin voll verkniffenen Argwohns an, während sie aufeinander zuliefen. In dem Augenblick, als sie auf dem Gehweg aneinander vorbeigingen, verschwand sie. Ihr Schatten war noch da, und er konnte auch das gleichmäßige Quietschen noch hören, aber sie war verschwunden.
    Dann tauchte sie wieder auf und sah ihn mit ihrem flachen, argwöhnischen Gesicht an, und Kevin wurde der Grund klar, warum sie einen Augenblick verschwunden gewesen war. Weil das Konzept eines >Blicks zur Seite< nicht existierte, in einer Welt, wo alles vollkommen flach war, gar nicht existieren konnte.
    Dies ist Polaroidsville, dachte er mit einer Erleichterung, in die sich seltsamerweise Grauen mischte. Und das bedeutet, es ist nur ein Traum.
    Dann sah er den weißen Lattenzaun und den Hund und den Fotografen, der im Rinnstein stand. Er hatte eine randlose Brille auf den Kopf geschoben. Es war Pop Merrill.
    Aha, Junge, du hast ihn also gefunden, sagte der zweidimensionale PolaroidPop zu Kevin, ohne das Auge vom Bildsucher zu nehmen.
    Das hier ist genau der Hund. Derjenige, der in Schenectady den Jungen zerfetzt hat DEIN Hund, will ich damit sagen.
    Da wachte Kevin in seinem eigenen Bett auf und hatte Angst, er könnte geschrien haben, aber als allererstes dachte er nicht über den Traum nach, sondern vergewisserte sich, daß er vollständig da war, mit allen drei Dimensionen.
    Das war er. Trotzdem stimmte etwas nicht.
    Dummer Traum, dachte er. Laß es doch ruhen, warum kannst du das bloß nicht? Es ist vorbei, die Fotos sind verbrannt, alle achtundfünfzig. Und die Kamera ist kap
    Sein Gedanke brach ab wie Eis, als die Erkenntnis, daß etwas nicht stimmte, seine Gedanken wieder hänselte.
    Es ist nicht vorbei, dachte er. Es ist «
    Aber bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, versank Kevin Delevan wieder in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Am nächsten Morgen konnte er sich kaum noch an den Traum erinnern.
    Kapitel Acht
    Die zwei Wochen, nachdem er sich Kevin Delevans Polaroid Sun unter den Nagel gerissen hatte, waren für Pop Merrill die aufreibendsten, nervtötendsten, demütigendsten zwei Wochen seines Lebens. Es gab genügend Menschen in Castle Rock, die bekräftigt hätten, daß es keinen hätte treffen können, der es mehr verdient hatte. Nicht, daß jemand in Castle Rock Bescheid wußte aber das war auch der einzige Trost, den Pop hatte. Und es war ein schwacher Trost. Wahrhaftig schwach, herzlichen Dank.
    Aber wer hätte sich je ausmalen können, daß ihn die Verrückten Hutmacher dieser Welt so übel im Stich lassen konnten!
    Es reichte fast aus, daß er sich fragte, ob er ein wenig den Anschluß verlor.
    Was Gott verhüten mochte.

    Kapitel Neun
     
    Damals, im September, hatte er sich nicht einmal gefragt, ob er die Polaroid verkaufen würde; die Frage war nur gewesen, wie schnell und für wieviel. Die Delevans hatten das Wort übernatürlich ins Spiel gebracht, und Pop hatte sie nicht verbessert, obwohl er wußte, was die Sun machte, würden Erforscher des Übersinnlichen eher als paranormales, denn als übernatürliches Phänomen bezeichnen. Er hätte es ihnen sagen können, aber in dem Fall hätten sie sich bestimmt gefragt, wie es kam, daß der Inhaber eines Gebrauchtwarenladens in einer Kleinstadt (und Nebenberufskredithai) soviel über dieses Thema wußte. Tatsache war: Er wußte viel, weil es sich auszahlte, viel zu wissen, und es zahlte sich wegen der Leute, die er >meine Verrückten Hutmacher< nannte, immer aus, viel zu wissen.
    Verrückte Hutmacher waren Menschen, die teure Tonbänder in leere Zimmer stellten und Aufnahmen machten, und zwar nicht, um einen Streich zu spielen oder einen guten Gag bei einer Party zu landen, sondern weil sie leidenschaftlich an die Existenz einer unsichtbaren Welt glaubten und deren Existenz beweisen wollten; oder weil sie mit aller Gewalt Verbindung mit Freunden und/oder Verwandten aufnehmen wollten, die >von uns gegangen< waren.
    (>Von uns gegangen< genau das war der

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