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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hohles Plastikgehäuse, das ein kleines Kind plattstampfen könnte, ohne sich anzustrengen, und selbst wenn du Glück hast und deinen Fuß auch verfehlst, wird Pop dich sehen. Er wird nichts sagen; es wird nicht notwendig sein. Sein Blick wird alles sagen.
    Und er dachte auch: Es ist einerlei, ob ich treffe oder nicht. Es ist ein Zauber, eine Art Zauberkamera, die man nicht kaputtmachen KANN.
    Selbst wenn du sie voll triffst, wird der Hammer einfach abprallen wie eine Kugel von Supermans Brust.
    Und dann hatte er keine Zeit mehr, etwas zu denken, weil der Hammer genau auf die Kamera traf. Kevin hatte wirklich so fest ausgeholt, daß er keine Kontrolle mehr hatte, aber er hatte Glück. Und der Vorschlaghammer schnellte auch nicht wieder in die Höhe und traf Kevin womöglich genau zwischen die Augen und tötete ihn, wie der Schlußgag in einer HorrorStory.
    Die Sun barst nicht, sie detonierte förmlich. Schwarze Plastiksplitter flogen überallhin. Ein langes Rechteck mit einem glänzenden schwarzen Fleck an einem Ende ein Bild, das nie gemacht werden würde, überlegte Kevin flatterte neben dem Hackklotz auf den Sandboden und blieb verkehrt herum liegen.
    Es folgte ein Augenblick so durchdringender Stille, daß sie nicht nur die Autos auf der Lower Main Street hören konnten, sondern auch Kinder, die einen Block entfernt auf dem Parkplatz hinter Wardell’s Country Store, der vor zwei Jahren Pleite gemacht hatte und seitdem leer stand, Fangen spielten.
    »Soviel also dazu«, sagte Pop. »Du hast den Hammer geschwungen wie Paul Bunyan, Kevin! Ich will lächelnd ein Schwein küssen, wenn es nicht so ist!«
    »Das brauchen Sie nicht«, sagte er danach zu Mr. Delevan, der so zimperlich Plastikscherben vom Boden aufhob wie ein Mann, der ein Glas fallengelassen hat und die Glassplitter aufhebt. »Alle ein oder zwei Wochen kommt ein Junge vorbei und bringt den Garten in Ordnung. Ich weiß, er sieht so schon nicht besonders aus, aber wenn ich den Jungen nicht hätte herrje!«
    »Dann sollten wir vielleicht das Vergrößerungsglas nehmen und die Bilder ansehen«, sagte Mr. Delevan und stand auf. Er ließ die wenigen Plastikscherben in einen rostigen Abfalleimer fallen, der in der Nähe stand, und klopfte sich die Hände ab.
    »Mir recht«, sagte Pop.
    »Und dann verbrennen wir sie«, mahnte Kevin. »Vergeßt das nicht.«
    »Nein«, sagte Pop. »Ich fühle mich auch wohler, wenn sie nicht mehr da sind.«
    »Himmel!« sagte John Delevan. Er beugte sich über Pop Merrills Werkbank und betrachtete das vorletzte Foto durch das beleuchtete Vergrößerungsglas. Auf diesem war der Gegenstand um den Hals des Hundes am deutlichsten zu sehen; auf dem letzten Foto hatte der Hund sich wieder in die andere Richtung gedreht. »Kevin, sieh dir das an und sag mir, ob ich richtig gesehen habe.«
    Kevin nahm das Vergrößerungsglas und sah durch. Er hatte es selbstverständlich gewußt, aber es war dennoch kein ProformaBlick. Clyde Tombaugh mußte die erste Fotografie des Planeten Pluto mit derselben Faszination betrachtet haben. Tombaugh hatte gewußt, daß er da sein mußte; Berechnungen, welche Abweichungen in den Bahnen von Neptun und Uranus ergaben, hatten Pluto nicht zu einer Möglichkeit, sondern zu einer Notwendigkeit gemacht. Aber zu wissen, daß etwas da war, selbst zu wissen, was es war das änderte nichts an der Faszination, es zum erstenmal zu sehen.
    Er ließ den Schalter los und gab Pop die Lupe zurück. »Ja«, sagte er zu seinem Vater. »Du hast richtig gesehen.« Seine Stimme klang so flach so flach wie die Gegenstände in dieser Polaroidwelt, vermutete er, und verspürte den Drang zu lachen. Aber er ließ das Lachen nicht hinaus, weil es einerseits unangebracht gewesen wäre zu lachen (obwohl er argwöhnte, daß es so war), sondern weil sich das Lachen auch nun, flach angehört haben würde.
    Pop wartete, und als ihm klar wurde, daß er sie drängen mußte, sagte er: »Nun laßt mich hier nicht von einem Fuß auf den anderen treten. Was ist es?«
    Kevin hatte es ihm zuvor schon nicht sagen wollen, und jetzt wollte er es auch nicht. Es gab keinen Grund dafür, aber
    Hör auf, dich so verdammt albern zu benehmen! Er hat dir geholfen, als du Hilfe gebraucht hast, womit er auch immer seine Knete verdient. Sag es ihm und verbrenn die Bilder und verschwinde, ehe sämtliche Uhren anfangen, fünf zu schlagen.
    Ja. Wenn er noch hier war, wenn das geschah, wäre es wahrscheinlich der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte; er

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