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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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lang oder vierhundert , aber wenn der Fotograf den Winkel nicht ändert, was er auf keinem der vorliegenden Fotos gemacht zu haben scheint, würde man den Passanten lediglich von der Taille an abwärts sehen. Mehr oder weniger.« Und dann wiederholte er, was Kevins Vater gesagt hatte, ohne auch nur zu wissen, wer Kevins Vater war: »Bitte entschuldigen Sie, daß ich das sage, Mr. Merrill, aber Sie haben mir etwas gezeigt, das ich nie f ür möglich gehalten hätte: ein unerklärliches und beinahe unwiderlegbares paranormales Phänomen, das ziemlich langweilig ist.«
    Diese erstaunliche, aber offenbar aufrichtige Bemerkung zwang Pop, nicht daran zu denken, was Chaffee von seinem Geisteszustand halten mochte, und noch einmal zu fragen: »Es ist wirklich nur ein Hund, soweit Sie sehen können?«
    »Gewiß«, sagte Chaffee, der gelinde überrascht dreinsah. »Ein streunender Straßenköter, der überaus gemein aussieht.«
    Er seufzte.
    »Und es würde selbstve rständlich nicht ernst genommen werden. Will sagen, es würde von Leuten nicht ernst genommen werden, die Sie nicht kennen, Mr. Merrill. Leuten, die nichts von Ihrer Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit in solchen Dingen wissen. Verstehen Sie, es würde wie ein Trick aussehen. Und nicht einmal ein guter. Etwas vom Schlage des Magie EightBalls eines Kindes.«
    Vor zwei Wochen hatte sich Pop entschieden gegen diese Theorie ausgesprochen. Aber das war, bevor er nicht aus dem Haus dieses Dreckskerls McCarty gegangen, sondern förmlich hinausbefördert worden war.
    »Nun, wenn das Ihr letztes Wort ist«, sagte Pop, stand auf und
    »Es tut mir sehr leid, daß Sie den weiten Weg für nichts auf sich genommen haben«, sagte Chaffee und dann war sein ekliges Grinsen wieder zur Stelle, Gummilippen und gewaltige Zähne, auf denen Spucke glänzte. »Ich wollte mir gerade ein Sandwich ma
    chen, als Sie gekommen sind. Möchten Sie mir gerne Gesellschaft leisten, Mr. Merrill? Ich mache ziemlich gute Sandwiches, wenn ich das einmal so sagen darf. Ich nehme etwas Rettich und Bermu
    dazwiebeln dazu das ist mein Geheimrezept , und dann nehme ich «
    »Ich muß leider ablehnen«, sagte Pop düster. Wie im Salon der Schwestern Ekel wollte er momentan nur raus hier und ein paar Meilen zwischen sich und diesen grinsenden Idioten bringen. Pop hatte entschieden eine Allergie gegen Häuser, wo er gespielt und verloren hatte. Und in letzter Zeit schien ihm das öfter zu passie
    ren. Zu oft. »Ich habe schon gegessen, will ich damit sagen. Muß mich auf den Heimweg machen.«
    Chaffee lachte saftig. »Wer reich sät, wird reich ernten«, sagte er.
    In letzter Zeit nicht, dachte Pop. In letzter Zeit ernte ich überhaupt nichts.
    »Man lebt«, antwortete Pop und durfte das Haus schließlich verlassen, wo es feucht und kalt war (wie es sein würde, im Februar in so einem Haus zu wohnen, konnte sich Pop nicht vorstellen) und der Mausgeruch von Mehltau vorherrschte, als würden Vorhänge und Sofabezüge und dergleichen verfaulen vielleicht war es aber auch nur der Geruch, den Geld hinterläßt, wenn es lange an einem bestimmten Ort verwahrt worden ist und schließlich doch verschwindet. Er fand, die frische Oktoberluft mit dem deutlichen Aroma von Kiefernadeln hatte noch nie so gut gerochen.
    Er stieg in sein Auto e in und ließ es an. Emory Chaffee stand auf der vorderen Veranda anders als die Schwestern Ekel, die ihn bis zur Tür gebracht und diese dann hastig geschlossen hatten, als hätten sie Angst, die Sonne könnte auf sie fallen und sie wie Vampire zu Staub zerfallen lassen , grinste sein idiotisches Grinsen und winkte doch wahrhaftig, als würde er sich nach einer verfluchten Ozeankreuzfahrt von Pop verabschieden.
    Ohne nachzudenken, so wie er das Bild der alten Frau (oder zumindest das in ihre Richtung) aufgenommen hatte, knipste er Chaffee und das im Verfall begriffene Haus, das den traurigen Rest der Besitztümer der Familie Chaffee bildete. Er konnte sich nicht erinnern, wie er die Kamera vom Sitz hochriß, wo er sie verdrossen hingeworfen hatte, ehe e r die Tür zuschlug, merkte nicht einmal dass er die Kamera in Händen hielt und den Auslöser drückte, bis er das Surren hörte, mit dem das Bild wie eine mit grauer Flüssigkeit belegte Zunge herauskam möglicherweise mit Magnesiummilch.
    Dieser Laut schien inzwischen auf seinen Nervenenden zu vibrieren und sie zu reizen; vergleichbar dem Gefühl, das man hatte, wenn etwas zu Kaltes oder zu Heißes an eine neue Zahnplombe kam.
    Er

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