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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Menschen mit geringer Phantasie lassen sich meist nicht lange von trivialen Dingen wie Nachdenken aufhalten, »sind ein verflucht gerissener Händler!«
    Die Erinnerung an McCarty war immer noch frisch in Pops Verstand, und sie reizte ihn immer noch.
    »Wenn Sie sie für eine Fälschung halten « begann er.
    »Eine Fälschung? Ganz im Gegenteil! Ganz im Gegenteilig Chaffees Zahnlückengrinsen erblühte in all seiner widerlichen Pracht. Er breitete die Arme zu einer Siescherzendochgewiß
    Geste aus. »Aber ich fürchte, bei diesem speziellen Stück kommen wir nicht ins Geschäft, Mr. Merrill, wie Sie sicher verstehen werden. Tut mir leid, das zu sagen, aber «
    »Warum?« platzte Pop heraus. »Wenn Sie nicht glauben, daß das verfluchte Ding eine Fälschung ist, warum wollen Sie es dann nicht?« Er stellte zu seinem Erstaunen fest, daß seine Stimme einen schrillen, empört flehenden Ausdruck angenommen hatte. So etwas hatte es noch nie gegeben, in der ganzen Weltgeschichte noch nicht, dessen war Pop sicher, und es würde es auch nie wieder geben. Und dennoch schien er das verdammte Ding nicht einmal verschenken zu können.
    »Aber « Chaffee sah verwirrt drein, als wüßte er nicht, wie er es sagen sollte, weil es für ihn so deutlich auf der Hand zu liegen schien. In diesem Augenblick sah er wie ein freundlicher, aber nicht sehr fähiger Grundschullehrer aus, der versucht, einem zurückgebliebenen Kind beizubringen, wie man seine Schuhe bindet.
    »Aber sie macht doch nichts, oder?«
    »Macht nichts?« kreischte Pop beinahe. Er konnte nicht glauben, daß er i n einem solchen Ausmaß die Beherrschung verloren hatte und sie zusehends mehr verlor. Was war mit ihm los? Oder, um es genauer zu sagen, was machte diese dreimal gottverfluchte Kamera aus ihm? »Macht nichts? Was ist los, sind Sie blind? Sie macht Bilder aus einer anderen Welt! Sie macht Bilder, die kontinuierlich in der Zeit fortschreiten, und zwar ganz gleich, wo oder wann man sie in dieser Welt aufnimmt! Und dieses dieses Ding dieses Monster. ..«
    Oh. Liebe Güte. Jetzt hatte er es getan. Er war tatsächlich einmal zu weit gegangen. Er sah es an der Art, wie Chaffee ihn betrachtete.
    »Aber es ist doch nur ein Hund«, sagte Chaffee mit leiser, beruhigender Stimme. Es war die Stimme, mit der man versuchte, einen Wahnsinnigen zur Vernunft zu bringen, während die Schwestern zu dem Schränkchen liefen, wo sie Spritzen und Beruhigungsmittel aufbewahrten.
    »Jaha«, sagte Pop langsam und müde. »Nur ein Hund, mehr nicht. Aber Sie haben selbst gesagt, daß es ein verdammt häßlicher Köter ist.«
    »Stimmt, stimmt, das habe ich«, sagte Chaffee, der viel zu hastig zustimmte. Pop dachte, wenn das Grinsen des Mannes noch breiter werden würde, könnte er vielleicht zu sehen bekommen, wie die oberen zwei Drittel von Chaffees Kopf in seinen Schoß fielen.
    »Aber Ihnen ist doch sicher klar, Mr. Merrill was das für ein Problem für den Sammler darstellt. Den ernsthaften Sammler.«
    »Nein, ich glaube nicht«, sagte Pop, aber nachdem er die gesamte Liste seiner Verrückten Hutmacher durchgegangen war, eine Liste, die apfangs so vielversprechend schien, kam er allmählich dahinter. Er sah sogar einen ganzen Haufen Probleme, die die Sun für den ernsthaften Sammler bot. Was Emory betraf Gott allein wußte, was Emory genau dachte.
    »Es gibt mit ziemlicher Sicherheit so etwas wie Gespensterfotografien«, sagte Chaffee mit einer so vollmundigen, pedantischen Stimme, daß Pop ihm den Hals herumdrehen wollte. »Aber das sind keine Gespensterfotografien. Das sind «
    »Das sind ganz eindeutig keine normalen Fotografien!«
    »Genau darauf wollte ich hinaus«, sagte Chaffee mit gelindem Stirnrunzeln. »Aber was für Fotos sind es dann! Das kann man kaum sagen, richtig? Man kann lediglich eine ganz normale Kamera vorzeigen, die einen Hund aufnimmt, der offenbar zum Sprung ansetzt. Und wenn er springt, wird er aus dem Bild verschwinden. An diesem Punkt kann dreierlei passieren. Die Kamera könnte normale Bilder machen, will heißen, die Sachen fotografieren, auf die sie tatsächlich gerichtet wird; sie macht vielleicht gar keine Bilder mehr, da ihr e inziger Existenzzweck, den Hund zu fotografieren zu dokumentieren, könnte man sagen , erfüllt ist; oder sie könnte einfach weiter Bilder von dem weißen Lattenzaun und dem ungepflegten Rasen dahinter machen.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Ich könnte mir denken, daß irgendwann einmal jemand vorbeiläuft, vierzig Fotos

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