Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Welt), und sie verging viel langsamer als in dieser Welt aber verstrich sie nicht immer schneller, je näher der Hund der Kamera kam? Pop fand, daß dies der Fall war. Die Bewegung des Hundes am Zaun entlang war anfangs kaum ersichtlich gewesen; jetzt würde nur ein Blinder nicht sehen, daß der Hund jedesmal ein Stück näher war, wenn der Auslöser gedrückt wurde. Man konnte die verringerte Entfernung sogar sehen, wenn man zwei Bilder rasch nacheinander machte. Es war fast, als würde die Zeit da drüben versuchen nun, versuchen, irgendwie mit der hier Schritt zu halten und im Einklang mit ihr zu verlaufen.
    Das allein wäre schon schlimm genug gewesen. Aber es war nicht alles.
    Das war kein Hund, verdammt noch mal.
    Pop wußte nicht, was es war, aber er wußte es so sicher, wie er wußte, daß seine Mutter auf dem Friedhof Homeland begraben war: Das war kein Hund.
    Als er sich an dem Lattenzaun entlanggeschnuppert hatte, der inzwischen gut zehn Schritte hinter ihm lag, da hatte Pop geglaubt, es wäre ein Hund, weil er wie ein Hund ausgesehen hatte, wenn auch ein ausgesprochen bösartiger, wie man sah, als er anfing den Kopf zu drehen und die Schnauze zeigte.
    Aber jetzt fand Pop, er sah nicht wie ein Geschöpf aus, das je auf Gottes Erde existiert hatte, und wahrscheinlich auch nicht in Luzifers Hölle. Und noch mehr bekümmerte Pop folgendes: Die wenigen Menschen, für die er Vorführbilder geschossen hatte, schienen das nicht zu sehen. Sie wichen unwillkürlich zurück, sie sagten unweigerlich, es wäre die häßlichste, bösartigste Promenadenmischung, die sie je gesehen hatten, aber das war alles. Kein einziger wies darauf hin, daß sich der Hund in Kevins Sun 660 in ein Monster verwandelte, während er auf den Fotografen zuging. Während er sich der Linse näherte, die möglicherweise eine Tür zwischen seiner und dieser Welt war.
    Pop dachte wieder (wie schon Kevin): Aber er kann unmöglich durchkommen. Niemals, Wenn etwas passiert, kann ich genau sagen, was es sein wird, denn dieses Ding ist ein TIER, vielleicht ein verdammt häßliches, vielleicht sogar ein furchteinflößendes, wie es sich ein kleines Kind in seinem Schrank vorstellen könnte, wenn Mama das Licht ausgeschaltet hat, aber es ist und bleibt trotzdem nur ein TIER, und wenn überhaupt etwas passieren wird, dann folgendes: Es wird ein letztes Bild herauskommen, auf dem man überhaupt nichts mehr erkennen kann, außer Schlieren, weil der Teufelshund gesprungen sein wird, man kann sehen, daß er das vorhat, und danach wird die Kamera entweder nicht mehr funktionieren, oder, falls doch, wird sie nur noch Bilder machen, die schwarze Quadrate sind, weil man mit einer Kamera mit kaputter Linse, oder einer völlig entzwei gebrochenen, eben keine Bilder mehr machen kann, und falls derjenige, zu dem dieser Schatten gehört, die Kamera fallen läßt, wenn der Teufelshund ihn anspringt, was er meiner Meinungnach machen wird, dann wird sie auf den Gehwegfallen und ZERSCHELLEN. Schließlich besteht das verdammte Ding nur aus Plastik, und Plastik und Beton vertragen sich nicht so gut.
    Aber inzwischen war Emory Chaffee auf seine abgeblätterte Veranda herausgekommen, wo die Farbe sich wie Schuppen von den Brettern löste und die Bretter selbst sich durchbogen und die Jalousien die Farbe von getrocknetem Blut annahmen und teilweise s ogar klaffende Löcher aufwiesen; Emory Chaffee trug einen Blazer, der einmal königsblau gewesen, inzwischen aber so oft gewaschen worden war, daß er nichtssagend grau wie die Uniform eines Fahrstuhlchauffeurs aussah; Emory Chaffee mit der hohen Stirn, die immer höher und höher wurde und zuletzt unter dem bißchen Haar verschwand, das er noch sein eigen nennen konnte, der sein riesiges AllestollalterKumpelallestollhmhmGrinsen grinste, so daß seine gigantischen Hasenzähne zu sehen waren und Pop dachte, so würde wahrscheinlich Bugs Bunny aussehen, wenn Bugs Bunny einer katastrophalen Verblödung unterliegen würde.
    Pop nahm den Gurt der Kamera Herrgott, wie er dieses Ding inzwischen haßte! , stieg aus dem Auto aus und zwang sich, Winken und Grinsen des Mannes zu erwidern.
    Geschäft war schließlich Geschäft.
    »Das ist aber mal ein häßlicher Köter, finden Sie nicht auch?«
    Chaffee studierte das Polaroidbild, das inzwischen fast völlig entwickelt war. Pop hatte erklärt, was die Kamera vollbrachte, und war von Chaffees unverhohlenem Interesse und seiner Neugier ermutigt worden. Dann hatte er dem Mann die Sun gegeben

Weitere Kostenlose Bücher