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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ist doch gerade etwas eingefallen.«
    Ihm war wahrhaftig etwas eingefallen. Wie eifrig war Pop gewesen, nach unten zu gehen und die ursprünglichen Polaroids zu holen, damit sie sich das Ding um den Hals des Hundes alle genauer ansehen konnten, das Ding, welches sich als Kevins neueste Krawatte von Tante Hilda entpuppte, die mit der Nadel, die wahrscheinlich ein Specht war.
    Wir könnten auch mit Ihnen runtergehen, hatte Kevin gesagt, als Pop sich angeboten hatte, die Fotos zu holen, aber war Pop nicht selbst zappelig wie eine Grille aufgesprungen? Dauert nicht lange, hatte der alte Mann gesagt, oder etwas Ähnliches, und in Wahrheit, sagte sich Mr. Delevan, habe ich kaum darauf geachtet, was er gesagt oder gemacht hat, weil ich mir dieses verdammte Band noch einmal ansehen wollte. Und die Wahrheit war auch: Pop hatte das Vertauschen nicht einmal vor ihren Augen durchführen müssen aber nachdem er sie so eingewickelt hatte, dachte Mr. Delevan, hätte der alte Hurensohn wahrscheinlich auch das fertiggebracht, falls es notwendig gewesen wäre. Da sie aber nun mal oben waren, und er unten, um angeblich nur Kevins Fotos zu holen, hätte er ganz nach Belieben zwanzig Kameras vertauschen können.
    »Dad?«
    »Ich denke, er hätte es tun können«, sagte Mr. Delevan. »Aber warum?«
    Kevin konnte nur den Kopf schütteln. Er wußte nicht warum.
    Aber das machte nichts; Mr. Delevan glaubte es zu wissen, was gewissermaßen eine Erleichterung war. Vielleicht mußten ehrliche Männer doch nicht die großen Wahrheiten der Welt immer wieder von neuem lernen; vielleicht blieben einige dieser Wahrheiten doch einmal hängen. Er mußte sich die Frage nur laut stellen, um die Antwort zu finden. Warum machten die Pop Merrills dieser Welt überhaupt etwas? Aus Gewinnstreben. Das war der Grund, der ganze Grund und nichts als der Grund. Kevin hatte sie vernichten wollen. Nachdem er Pops Videoband gesehen hatte, war Mr.
    Delevan damit einverstanden gewesen. Wer von den dreien hatte als einziger längerfristig denken können?
    Selbstverständlich Pop. Reginald Marion >Pop< Merrill.
    John Delevan hatte auf dem Rand des Bettes seines Sohns gesessen und Kevin einen Arm um die Schulter gelegt. Jetzt stand er auf.
    »Zieh dich an. Ich geh runter und ruf an. Ich werde Brandon sagen, daß ich möglicherweise nur etwas später komme, vielleicht heute aber auch gar nicht mehr.«
    Er war im Geiste schon damit beschäftigt, mit Brandon Reed zu sprechen, aber nicht so beschäftigt, daß er nicht gesehen hätte, wie Dankbarkeit das besorgte Gesicht seines Sohns erhellte. Mr. Delevan lächelte zaghaft und spürte, wie die untypische Düsternis erst nachließ und dann völlig verschwand. Wenigstens das blieb ihm: Sein Sohn war noch nicht zu alt, sich von ihm trösten zu lassen, oder ihn als höhere Macht zu akzeptieren, an die man manchmal eine Bitte in der Gewißheit richten konnte, daß sie erfüllt werden würde; und er selbst war noch nicht zu alt, Trost aus dem Trost seines Sohnes zu beziehen.
    »Ich glaube«, sagte er und ging zur Tür, »wir sollten Pop Merrill einen Besuch abstatten.« Er sah auf die Uhr auf Kevins Nachttisch.
    Es war zehn Minuten nach acht, und hinter dem Emporium Galorium sauste ein Vorschlaghammer auf die Imitation einer deutschen Kuckucksuhr herunter. »Normalerweise macht er gegen halb neun auf. Um diese Zeit werden wir dort sein. Das heißt, wenn du in deine Kleider kommst.«
    Auf dem Weg nach draußen blieb er noch einmal stehen, und ein knappes, kaltes Lächeln spielte um seine Lippen. Er lächelte seinen Sohn nicht an. »Ich glaube, er wird ein paar Erklärungen abgeben müssen, will ich damit sagen.«
    Mr. Delevan ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu. Kevin zog sich rasch an.
    Kapitel Vierzehn
    LaVerdiere’s Super Drug Store in Castle Rock war wesentlich mehr als nur eine Drogerie. Anders ausgedrückt, es war eigentlich nur am Rande eine Drogerie, so als hätte jemand im letzten Augenblick
    sagen wir, kurz vor der großen Eröffnung noch festgestellt, daß ein Wort auf dem Ladenschild immer noch >Drug< war. Dieser Jemand hatte sich vielleicht im Geiste eine Notiz gemacht, jemand anderem zu sagen, vielleicht jemand in der Geschäftsführung der Firma, daß sie noch ein LaVerdiere’s eröffneten und durch schlichtes Übersehen wieder versäumt hatten, das Schild zu korrigieren, damit es einfacher und zutreffender LaVerdiere’s Super Store lautete und nach dieser Notiz im Geiste hatte derjenige, der das Sagen

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