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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein letztes optisches Drücken oder womöglich ein Kneifen, ehe sie sich wieder umdrehte.
    »Ja«, sagte er ruhig und durchgeistigt, und er zeigte nicht mehr Interesse an ihr, als würde er mit einer dieser automatischen Bankmaschinen sprechen. Molly war das recht.
    »Ich hätte gerne « Und dann ein Wort, das sie entweder nicht verstand oder das reines Gestammel war. Wenn es sich um Gestammel handelte, dachte sie voll Hoffnung, zeigten vielleicht die ersten Teile des komplizierten Netzes aus Dämmen, Kanälen und Überläufen, das der alte Bock gegen das steigende Meer der Senilität errichtet hatte, doch endlich Abnutzungserscheinungen.
    Es hatte sich angehört, als hätte er Tafilmbak gesagt, aber dieses Produkt führten sie nicht es sei denn, es handelte sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament.
    »Pardon, Mr. Merrill?«
    »Film«, sagte er so laut und deutlich, daß Molly mehr als enttäuscht war; sie war überzeugt, er mußte es schon beim erstenmal so gesagt haben und ihre Ohren hatten es nicht richtig mitbekommen. Vielleicht war sie diejenige, deren Dämme und Kanäle versagten.
    »Was für einen hätten Sie denn gern?«
    »Polaroid«, sagte er. »Zwei Packungen.« Sie wußte nicht genau, was hier los war, aber es stand außer Frage, daß der geile alte Mann Nummer eins von Castle Rock heute nicht er selbst war. Seine Augen blickten immer noch nicht klar, und die Worte die erinnerten sie an etwas, das sie mit ihrer fünfjährigen Nichte Ellen in Verbindung brachte, aber im Augenblick nicht richtig erklären konnte.
    »Für welches Modell, Mr. Merrill?«
    Sie fand selbst, daß sie sich spröde und schauspielernd anhörte, aber Pop Merrill bemerkte es nicht einmal ansatzweise. Pop schwebte irgendwo in der Ozonschicht.
    Nach einem Augenblick des Nachdenkens, währenddessen er sie gar nicht anzustarren, sondern das Zigarettenregal hinter ihrer linken Schulter zu betrachten schien, sagte er ruckartig: »Für eine Polaroid SunKamera. Modell 660.« Und da fiel es ihr ein, während sie ihm erklärte, daß sie die vom Display holen mußte: Ihre Nichte besaß einen großen weichen SpielzeugPanda, den sie aus Gründen, die vielleicht nur einem kleinen Mädchen einsichtig waren, Paulette genannt hatte. Irgendwo im Inneren von Paulette waren elektrische Schaltkreise und ein primitiver ErinnerungsChip verstaut, auf dem etwa vierhundert einfache, kurze Sätze wie »Ich möchte dich in den Arm nehmen, du auch?« oder »Ich wünschte, du würdest nie fortgehen« gespeichert waren. Wenn man Paulette über ihrem pelzigen kleinen Nabel drückte, folgte eine kurze Pause, und dann kam eine dieser reizenden kurzen Bemerkungen heraus, beinahe herausgeschossen und zwar mit einer distanzierten und emotionslosen Stimme, die durch ihren Tonfall den Sinn der Worte Lügen zu strafen schien. Ellen hielt Paulette für den totalen Hammer. Molly fand, daß das Spielzeug etwas Unheimliches hatte; sie rechnete stets damit, daß Ellen ihrer PandaPuppe eines Tages auf den Bauch drücken würde, und dann würde diese sie alle überraschen (ausgenommen Tante Molly aus Castle Rock), indem sie sagte, was sie wirklich dachte. Vielleicht: »Ich glaube, heute nacht, wenn du schläfst, drehe ich dir den Hals um«, oder vielleicht nur: »Ich habe ein Messer.«
    Pop Merrill hörte sich heute morgen wie Paulette der PlüschPanda an. Sein leerer Blick erinnerte ebenfalls nervtötend an Paulette. Molly hatte gedacht, jede Abweichung vom sonst üblichen geilen Sabbern des alten Mannes wäre prima. Sie hatte sich geirrt.
    Molly beugte sich über die Vitrine, achtete diesmal nicht darauf, wie ihre Kehrseite abstand, und versuchte, so schnell sie konnte zu finden, was der alte Mann wollte. Sie war sicher, wenn sie sich umdrehte, würde Pop alles ansehen, nur nicht sie. Diesmal hatte sie recht. Als sie den Film hatte und zurückging (und dabei ein paar verirrte Herbstblätter von den Packungen stach), betrachtete Pop immer noch das Zigarettenregal, und zwar auf den ersten Blick so starr, als wollte er eine Inventur des Bestands durchführen. Man brauchte einen oder zwei Augenblicke, um zu sehen, daß sein Ausdruck gar kein Ausdruck war, sondern eine Miene von fast göttlicher Leere.
    Bitte, verschwinde von hier, betete Molly. Bitte, nimm deinen Film und geh. Und was du auch machst, faß mich nicht an. Bitte.
    Wenn er sie anfaßte, solange er so aussah, dachte Molly, würde sie schreien. Warum mußte der Laden leer sein? Warum konnte nicht mindestens noch

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