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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verkaufen.
    Als ich bei den Pfadfinderinnen war, hat meine Mutter immer als einzige Kekse von mir gekauft.«
    »Naomi. Meine Teuerste. Nein sehen Sie nicht gleich wieder so nervös und besorgt drein. Ich werde Ihnen keinen Antrag machen.
    Das haben wir vor zwei Jahren hinter uns gebracht.«
    »Auf jeden Fall«, stimmte Naomi zu, sah aber weiterhin nervös drein und vergewisserte sich, daß sie einen freien Fluchtweg zur Tür hatte, falls sie ihn brauchen sollte.
    »Ist Ihnen klar, daß ich seit dieser verdammten Rede zwei Häuser verkauft und Policen über fast zweihunderttausend Dollar ausgestellt habe? Sicher, die meisten waren gewöhnliche Lebensversicherungen mit kleinen Raten und hohen Renditen, aber es läuft letztendlich doch auf den Preis eines neuen Autos hinaus. Wenn Sie die zwanzig nicht nehmen, werde ich mich beschissen fühlen.«
    »Sam, bitte!« sagte sie und sah ihn pikiert an. Naomi war gläubige Baptistin. Sie und ihre Mutter gingen in eine kleine Kirche in Proverbia, die fast so eine Ruine war wie das Haus, in dem sie wohnten. Er wußte es; er war selbst einmal dort gewesen. Aber er war glücklich zu sehen, daß sie auch erfreut aussah und ein wenig entspannter.
    Im Sommer 1988 war Sam zweimal mit Naomi ausgegangen.
    Beim zweitenmal hatte er Annäherungsversuche gemacht. So gehörig wie ein Annäherungsversuch nur sein konnte, aber nichtsdestotrotz ein Annäherungsversuch. Hatte ihm nicht eben viel genützt; wie sich herausstellte, waren die Abwehrtechniken von Naomi besser als die des Mittelfelds der Denver Broncos. Nicht, daß sie ihn nicht mochte, erklärte sie; sie war nur zur Überzeugung gelangt, daß sie beide >damit< nie zurechtkommen würden.
    Sam hatte sie bestürzt gefragt, warum nicht. Naomi hatte lediglich den Kopf geschüttelt. Manches ist schwer zu erklären, Sam, aber deshalb ist es nicht weniger zutreffend. Es würde nie funktionieren. Glauben Sie mir, unmöglich. Und mehr hatte er nicht aus ihr herausbekommen können.
    »Tut mir leid, daß ich geflucht habe, Naomi«, sagte er jetzt zu ihr.
    Er sagte es zerknirscht, obwohl er irgendwie bezweifelte, daß Naomi nur halb so zimperlich war, wie sie sich immer gab. »Ich wollte sagen, wenn Sie die zwanzig nicht nehmen, werde ich mich angekotet fühlen.«
    Sie steckte den Schein in die Tasche und machte sich dann daran, mit einem Ausdruck würdiger Prüderie zu ihm aufzusehen. Sie schaffte es fast aber ihre Mundwinkel bebten ein klein wenig.
    »So. Zufrieden?«
    »Ich hätte Ihnen lieber fünfzig gegeben«, sagte er. »Würden Sie fünfzig nehmen, Omes?«
    »Nein«, sagte sie. »Und nennen Sie mich bitte nicht Omes. Sie wissen, daß ich das nicht leiden kann.«
    »Bitte um Entschuldigung.«
    »Entschuldigung akzeptiert. Könnten wir das Thema jetzt bitte fallenlassen?«
    »Okay«, sagte Sam einlenkend.
    »Ich habe von verschiedenen Leuten gehört, daß Ihre Rede gut war. Craig Jones hat förmlich Loblieder gesungen. Glauben Sie im Ernst, dies ist der Grund dafür, daß Sie mehr Geschäfte gemacht haben?«
    »Ist der Papst « begann Sam, verkniff sich dann aber eine Anzüglichkeit und fing noch einmal an. »Ja. Das glaube ich. So läuft es eben manchmal. Komisch, aber es stimmt. Die olle Verkaufskurve ist diese Woche steil nach oben geklettert. Natürlich wird sie wieder runtergehen, aber ich glaube, nicht ganz so weit. Wenn den neuen Kunden gefällt, wie ich mein Geschäft führe und ich glaube, das wird es , dann werden sie mich weiterempfehlen.«
    Sam lehnte sich auf dem Stuhl zurück, verschränkte die Finger hinter dem Kopf und sah nachdenklich zur Decke hinauf.
    »Als Craig Jones angerufen und mir den Schwarzen Peter zugeschoben hat, war ich bereit, ihn zu erschießen. Ohne Flachs, Naomi.«
    »Ja«, sagte sie. »Sie haben ausgesehen, als hätten sie sich eine schlimme Vergiftung geholt.«
    »Tatsächlich?« Er lachte. »Ja, kann schon sein. Komisch, wie sich manchmal etwas entwickelt reines Glück. Wenn es einen Gott gibt, fragt man sich manchmal doch, ob Er alle Schrauben an der großen Maschine festgezogen hat, ehe Er sie in Gang setzte.«
    Er rechnete damit, daß Naomi ihn ob seiner Respektlosigkeit schelten würde (es wäre nicht das erstemal gewe sen), aber heute nahm sie die Herausforderung nicht an. Statt dessen sagte sie: »Sie haben mehr Glück, als Sie denken, wenn Ihnen die Bücher aus der Bibliothek wirklich geholfen haben. Normalerweise macht sie freitags nämlich erst um fünf Uhr auf. Ich wo llte es Ihnen sagen, hatte

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