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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht die vierte Klasse, er war kein herumwuselndes, zu Tode ge
    ängstigtes kleines Kind (jedenfalls nicht mehr) und würde sich nicht einschüchtern lassen. Nicht von dem unhöflichen Schild im Bibliotheksfoyer und auch nicht vom DubisteinenTagzuspätmitdeinenBüchernGekeife der Bibliothekarin.
    »Scheiß drauf!« sagte er laut. »Wenn du das verdammte Geld nicht willst, gib es dem Verteidigungsetat der Bibliothek, oder so was.«
    Er legte den Brief mit dem festgeklammerten Zwanziger auf den Schreibtisch. Er hatte nicht die Absicht, ihn persönlich abzugeben, damit sie ihm dumm kommen konnte. Er würde die beiden Bücher mit Gummiband zusammenbinden und den Umschlag mit dem Geld ciazustecken. Und dann würde er ganz einfach das Paket in den Rückgabebriefkasten werfen. Er lebte seit sechs Jahren in Junction City und hatte Ardelia Lortz noch nie getroffen; mit etwas Glück würden wieder sechs Jahre vergehen, bis er ihr über den Weg lief.
    Jetzt mußte er nur noch die Bücher finden.
    Auf dem Schreibtisch lagen sie nicht, soviel stand fest. Sam ging ins Eßzimmer und sah auf den Tisch. Dort verstaute er für gewöhnlich Sachen, die zurückgebracht werden mußten. Zwei Videokassetten lagen da, die in Bruce’s Video Stop gebracht werden mußten, ein Umschlag, auf dem Paperboy geschrieben stand, zwei Hefter mit Versicherungspolicen darin aber kein Speaker’s Companion. Und auch kein Best Loved Poems of the American People.
    »Scheiße«, sagte Sam und kratzte sich am Kopf. »Wo, zum Teufel ?«
    Er ging weiter in die Küche. Auf dem Küchentisch lag nur die Morgenzeitung; er hatte sie dorthin gelegt, als er hereingekommen war. Er warf sie geistesabwesend in den Pappkarton beim Herd, während er auf der Arbeitsplatte nachsah. Dort lag lediglich die Verpackung, aus der er das Tiefkühlmenü gestern abend genommen hatte.
    Er ging langsam nach oben und sah in den Zimmern im ersten Stock nach, aber allmählich wurde ihm ziemlich mulmig zumute.

    3

    An diesem Nachmittag um drei Uhr hatte sich das mulmige Gefühl drastisch verschlimmert. Tatsächlich schlotterte Sam Peebles. Nachdem er das Haus zweimal von oben bis unten durchsucht hatte beim zweitenmal sah er sogar im Keller nach , war er ins Büro gegangen, obwohl er ziemlich sicher war, daß er die Bücher mit nach Hause gebracht hatte, als er letzten Montag spät von der Arbeit zurückgekommen war. Selbstverständlich hatte er dort nichts gefunden. Und jetzt war er, nachdem er einen wunderschönen Frühlingssamstag fast völlig mit einer vergeblichen Suche nach zwei Büchern aus der Bibliothek vergeudet hatte, keinen Schritt weiter.
    Er konnte ihren schadenfrohen Tonfall nicht vergessen Denken Sie an den Bibliothekspolizisten, Sam und mußte daran denken, wie glücklich sie sein würde, wenn sie wüßte, daß ihm dieser Satz unter die Haut gegangen war. Wenn es wirklich einen Bibliothekspolizisten gäbe, dachte Sam, würde ihm die Frau zweifellos mit größtem Vergnügen einen auf den Hals schicken. Je länger er darüber nachdachte, desto panischer wurde er.
    Er ging ins Arbeitszimmer zurück. Der Brief an Ardelia Lortz, an dem der Zwanziger festgesteckt war, starrte ihm mit leerem Blick vom Schreibtisch entgegen.
    »Mist!« schrie er und hätte sich fast wieder wie ein weißer Wirbelwind an die Hausdurchsuchung gemacht, doch dann riß er sich zusammen. Das würde nichts bringen.
    Plötzlich hörte er die Stimme seiner schon lange verstorbenen Mutter. Sie klang leise und hinreichend vernünftig. Wenn man etwas nicht finden kann, nützt es normalerweise gar nichts, wenn man herumrennt und danach sucht. Setz dich Heber hin und denk nach. Gebrauche den Kopf und schone die Füße.
    Als er zehn war, war das ein guter Rat gewesen; er überlegte sich, daß es jetzt, mit vierzig, immer noch ein guter Rat war. Sam setzte sich hinter seinen Schreibtisch, machte die Augen zu und versuchte, die Spur dieser gottverdammten Bibliotheksbücher von dem Augenblick an nachzuvollziehen, als Ms. Lortz sie ihm gegeben hatte, bis nun ja, wann auch immer.
    Von der Bibliothek hatte er sie ins Büro mitgenommen; unterwegs war er kurz in Sam’s House of Pizza gewesen, wo er sich eine Peperonipizza mit einer doppelten Portion Pilzen geholt hatte, die er dann an seinem Schreibtisch gegessen hatte, während er den Speaker’s Companion auf der Suche nach zweierlei durchblätterte: nach guten Witzen und wie man sie einsetzte. Er erinnerte sich, wie sorgsam er darauf bedacht gewesen war, kein

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