Nachts
Leichen. Mrs. Seger schichtete kleine Leichen im Schaufenster ihres FiveandDime auf und wußte es nicht einmal. Da überlegte ich mir, daß mir jemand eine Nachricht zukommen lassen wollte, und diese Nachricht war vielleicht, daß es noch nicht zu spät war, nicht einmal jetzt. Vielleicht konnte ich Ardelia nicht aufhalten, vielleicht doch. Und selbst wenn nicht, vielleicht konnte ich es noch abwenden, mit ihr zusammen zur Hölle zu fahren.
Da habe ich zum erstenmal aufrichtig gebetet, Sarah. Ich habe um Kraft gebetet. Ich wollte Tansy Power nicht umbringen, aber ich ging noch weiter ich wollte sie alle retten, wenn es in meiner Macht stand.
Ich ging zurück zur einen Block entfernten TexacoTankstelle
die war dort, wo jetzt das PigglyWiggly ist. Auf dem Weg dorthin bückte ich mich und hob ein paar Kieselsteine aus dem Rinnstein auf. Neben der Tankstelle stand eine Telefonzelle die steht eigentlich immer noch da, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Als ich dort ankam, wurde mir klar, daß ich keinen Cent hatte. Als letzte Hoffnung suchte ich in der Münzrückgabe. Darin lag ein Zehncentstück. Seither muß ich jedesmal, wenn mir jemand sagt, daß es keinen Gott gibt, daran denken, was ich empfunden habe, als ich in die Münzrückgabe griff und das Geldstück darin fand.
Ich überlegte, ob ich Mrs. Power anrufen sollte, entschied dann aber, daß es besser wäre, es im Büro des Sheriffs zu versuchen. Jemand würde John Power die Nachricht übermitteln, und wenn er so mißtrauisch war, wie Ardelia zu vermuten schien, würde er die richtigen Schritte einleiten. Ich machte die Tür der Zelle zu und schlug die Nummer nach das war noch in den Zeiten, als man manchmal ein Telefonbuch in einer Zelle finden konnte, wenn man Glück hatte , und dann, bevor ich wählte, steckte ich mir die Kie
selsteine, die ich aufgehoben hatte in den Mund John Power selbst ging ans Telefon, und ich glaube heute, darum sind Patsy Harrigan und Tom Gibson gestorben und John Power selbst und Ardelia wurde damals nicht ein für allemal aufgehalten. Wißt ihr, ich hatte die Telefonistin erwartet damals war das Hannah Verrill und wollte ihr sagen, was ich wußte, damit sie es dem Hilfssheriff weitergeben konnte.
Statt dessen hörte ich diese barsche VerscheißermichnichtStimme sagen: >Büro des Sheriffs, Hilfssheriff Power am Apparat.
Womit kann ich Ihnen helfen?< Ich verschluckte fast die Kieselsteine, die ich im Mund hatte, und konnte eine Zeitlang gar nichts sagen.
Er sagte: >Verdammte Bengel<, und ich wußte, er würde gleich auflegen.
>Moment!< sag ich. Mit den Kieselsteinen hörte es sich an, als würde ich durch einen Mund voller Baumwolle sprechen. >Hängen Sie nicht auf, Hilfssheriff !<
>Wer spricht?< fragte er.
>Das ist nicht wichtige antworte ich. >Schaffen Sie Ihre Tochter aus der Stadt, wenn Sie sie lieben, aber was Sie auch tun, lassen Sie sie nicht in die Nähe der Bibliothek. Im Ernst. Sie ist in Gefahr.< Und dann legte ich auf. Einfach so. Wenn Hannah abgenommen hätte, hätte ich wahrscheinlich mehr gesagt. Ich hätte Namen genannt Tansy, Tom, Patsy und Ardelia auch. Aber er hat mir Angst gemacht mir war, als könnte er durch die Leitung sehen und mich am anderen Ende erkennen, wie ich in der Zelle stand und wie eine Tüte fauler Pfirsiche stank.
Ich spuckte die Kieselsteine in meine Handfläche und verließ hastig die Zelle. Ihr Bann über mich war gebrochen das wenigstens hatte der Anruf bewirkt , aber ich war in Panik. Habt ihr je einen Vogel gesehen, der sich in eine Garage verirrt hat, herumfliegt und gegen die Wände knallt, weil er so verzweifelt wieder hinaus möchte? So ähnlich ging es mir. Plötzlich machte ich mir keine Gedanken mehr um Patsy Harrigan oder Tom Gibson oder gar Tansy Power. Mir war, als wäre Ardelia hinter mir her, als wüßte Ardelia, was ich getan hatte, und hätte es auf mich abgesehen.
Ich wollte mich verstecken, Mist, ich mußte mich verstecken. Ich ging die Main Street entlang, und als ich am Ende ankam, rannte ich fast. Jetzt war Ardelia in meinem Denken völlig eins mit dem Bibliothekspolizisten und dem dunklen Mann geworden der die Dampfwalze und das Auto mit dem Einfaltspinsel fuhr. Ich rechnete damit, sie alle drei im Buick des dunklen Mannes auf die Main Street einbiegen und nach mir suchen zu sehen. Ich lief wieder zum Güterbahnhof und versteckte mich unter der Laderampe. Dort kauerte ich mich zitternd und schlotternd zusammen, weinte sogar ein wenig und wartete darauf, daß sie
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