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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kannst du doch nicht glauben.«
    »Ich glaub’s aber. Ihre Erfolgsquote liegt bei achtundneunzig Prozent.«
    »Moment mal«, sagte Morrison. Er bestellte sich noch einen Drink und zündete sich eine Zigarette an. »Binden diese Leute dich fest und du mußt so lange rauchen, bis es dir hochkommt?«
    »Nein.«
    »Geben sie dir irgendein Zeug zu schlucken, so daß dir jedesmal übel wird, wenn du dir eine -«
    »Nein, nichts dergleichen. Geh mal hin und überzeug dich selbst.« 
    Er deutete auf Morrisons Zigarette.
    »Du willst doch auch damit aufhören, oder?«
    »Jaaa, aber -«
    »Als ich das Rauchen aufgab, hat sich in meinem Leben wirklich vieles geändert. Es geht bestimmt nicht jedem so, aber bei mir bewirkte es eine regelrechte Kettenreaktion. Gesundheitlich ging es mir besser, und ich verstand mich wieder mit Sharon. Ich bekam neue Energie, und auch meine beruflichen Leistungen stiegen.«
    »Du hast mich neugierig gemacht. Könntest du mir nicht wenigstens -«
    »Tut mir leid, Dick. Aber ich kann wirklich nicht darüber sprechen.«
    Es klang endgültig.
    »Hast du danach zugenommen?«
    Einen Augenblick lang schien es ihm, als verhärteten sich Jimmy McCanns Züge.
    »Ja. Ich wurde sogar zu dick. Aber ich nahm wieder ab. Jetzt habe ich ungefähr mein Idealgewicht. Früher war ich ja mager.«
    »Die Passagiere für Flug 206, bitte zum Ausgang 9«, ertönte es aus dem Lautsprecher.
    »Das ist meine Maschine«, sagte McCann und stand auf. Er warf eine Fünf-Dollar-Note auf den Bartresen. »Trink noch einen, wenn du magst. Und denk mal darüber nach, was ich dir gesagt habe, Dick. Das solltest du wirklich tun.« Er entfernte sich und steuerte auf die Rolltreppen zu. Morrison nahm die Karte in die Hand, betrachtete sie versonnen, steckte sie in seine Brieftasche und vergaß sie.
    Einen Monat später fiel die Karte aus der Brieftasche und landete auf einem anderen Bartresen. Morrison hatte das Büro früh verlassen und wollte den Nachmittag mit einigen Drinks herumbringen. In der Agentur Morton war nicht alles bestens gelaufen. Offengestanden sah die Situation ziemlich mies aus.
    Er gab Henry einen Zehner, dann griff er nach der Karte und las sie noch einmal - 237 East 46. Straße lag nur zwei Blocks weiter. Draußen herrschte kühles, sonniges Oktoberwetter, und vielleicht sollte er, nur zum Spaß -
    Als Henry ihm das Wechselgeld brachte, leerte er sein Glas und trat einen Spaziergang an.
    Die Nonfumo-Gesellschaft befand sich in einem neuen Gebäude, wo die monatliche Miete für Büroraum vermutlich so hoch war wie Morrisons Jahreseinkommen. Dem Plan, der im Foyer aushing, entnahm er, daß die Gesellschaft eine ganze Etage gemietet hatte, und das roch nach Geld. Nach sehr viel Geld sogar.
    Mit dem Aufzug fuhr er nach oben und betrat einen mit dickem Teppichboden ausgelegten Vorraum. Er folgte der Beschilderung und gelangte in das Empfangszimmer, dessen riesiges Fenster zur Straße wies. Unten krochen die Autos wie Käfer hin und her.
    Drei Männer und eine Frau saßen auf Stühlen längs der Wand und lasen in Zeitschriften. Dem Aussehen nach stufte Morrison sie als Geschäftsleute ein. Er ging zur Anmeldung.
    »Ein Freund gab mir das hier«, sagte er und reichte der Sekretärin die Karte. »Ein ehemaliger Patient von Ihnen, könnte man vielleicht sagen.«
    Die Frau lächelte und spannte ein Formular in ihre Schreibmaschine. »Wie ist Ihr Name, Sir?«
    »Richard Morrison.«
    Klaccklackklaccklack. Das Klappern klang gedämpft; es war eine IBM Schreibmaschine.
    »Ihre Adresse?«
    »Neunundzwanzig Maple Lane, Clinton, New York.«
    »Verheiratet?«
    »Ja.«
    »Kinder?«
    »Eins.« Er dachte an Alvin und runzelte leicht die Stirn. »Ein Kind« war nicht der richtige Ausdruck. »Ein halbes« hätte besser gepaßt. Sein Sohn war geistig zurückgeblieben und in einer Sonderschule in New Jersey untergebracht. 
    »Auf wessen Empfehlung kommen Sie zu uns, Mr. Morrison?«
    »Ein alter Schulfreund erzählte mir von Ihnen. James McCann.«
    »Wunderbar. Möchten Sie bitte Platz nehmen? Es dauert noch einen Moment.«
    »In Ordnung.«
    Er setzte sich auf den freien Stuhl zwischen der Frau, die ein streng geschnittenes blaues Kostüm trug, und einem jungen Mann, Managertyp, in Fischgrätsakko und mit modischem Haarschnitt. Morrison holte eine Packung Zigaretten aus der Tasche, sah sich nach einem Aschenbecher um und stellte fest, daß es im ganzen Zimmer keinen gab.
    Er steckte die Zigaretten wieder fort. Es störte ihn nicht. Er

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