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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihn wie einen Wurm.
    Die anderen aber hatten sich schon wieder von dem Schlag erholt. Manche von ihnen hatten sich in die formale Gefechtsstellung begeben und feuerten auf Renshaw. Einige hatten Deckung bezogen, andere wiederum waren in die Feldkiste zurückgekrochen. Feine Nadelstiche durchbohrten seine Beine und seinen Unterleib, keiner jedoch reichte höher als bis zum Brustkasten. Vermutlich war die Entfernung zu groß. Um so besser. Er hatte nicht die Absicht, sich in die Flucht schlagen zu lassen. Jetzt ging es ums Ganze.
    Der nächste Schuß, den Renshaw abgab, verfehlte sein Ziel nur um Haaresbreite. Sie waren so verdammt klein! Mit dem zweiten aber traf er einen der kleinen Soldaten und riß ihn in Stücke. Jetzt flogen die Kampfhubschrauber zu einer erbarmungslosen Attacke an. Die stecknadelkopfgroßen Kugeln bohrten sich in sein Gesicht ober- und unterhalb der Augen.
    Während unerträgliche Schmerzen am ganzen Körper ihn peinigten, gelang es ihm doch, nacheinander zwei der Helikopter abzuschießen. Die verbliebenen sechs bildeten zwei Flügel und schwenkten ab.
    Renshaws Gesicht war blutüberströmt. Er hob den Arm und wischte es so gut es ging mit dem Ärmel ab. Gerade wollte er den Kampf wieder aufnehmen, als er etwas sah, das seinen Atem stocken ließ. Die Soldaten, die sich nach dem Schlag mit der Kramkiste in die Metallbox zurückgezogen hatten, waren jetzt dabei, etwas herauszuschieben. Etwas, das aussah wie …
    Ein plötzliches grelles Aufflackern, eine gelbliche Stichflamme, und im nächsten Augenblick splitterten Holz-und Tapetenfetzen aus dem Türrahmen zu seiner Linken.
    Ein Raketenwerfer!
    Er feuerte einen Schuß in diese Richtung ab, verfehlte jedoch sein Ziel, warf sich herum und rannte ins Bad am Ende der Diele. Er riß die Tür hinter sich ins Schloß und schob den Riegel vor. Das Gesicht, das ihm aus dem Spiegel über dem Waschbecken entgegenblickte, war rot wie das eines Indianers. Die Augen starrten glanzlos, der Blick war verschwommen. Ein Indianer in voller Kriegsbemalung, mit roten und weißen Streifen quer über den von winzigen dunklen Einstichen übersäten Wangen. Ein Fetzen Haut hing lose über den Wangenknochen.
    Tiefe blutige Schrammen zogen sich diagonal verlaufend über seinen Hals.
    Ich verliere!
    Mit zitternden Fingern fuhr er sich durchs Haar. Der Weg durch die Korridortür auf den Hausflur war versperrt, ebenso unzugänglich waren Küche und Telefon. Wenn er seine Deckung verließ, würde ein gezielter Schuß mit dem Raketenwerfer genügen, um ihm den Kopf von den Schultern zu reißen.
    Der verdammte Raketenwerfer stand noch nicht einmal auf der Liste!
    Er holte tief Atem, verschluckte sich und rang prustend nach Luft. Mit einem lauten Knall hatte irgend etwas ein faustgroßes Loch in die Tür geschlagen, Stichflammen züngelten hoch und verglimmten in dem zerborstenen Holz. Dann wurde ein weiteres verkohltes Oval aus dem Furnier gerissen, Splitter schleuderten nach innen und fraßen sich wie silberne Pfeile glimmend in den Badevorleger. Er trat sie aus und sah, wie zwei der Kampfhubschrauber durch die Löcher in der Tür drangen und auf ihn zuflogen. Winzige Kugeln schlugen an seine Brust.
    Aufheulend griff er einen der Helikopter mit der bloßen Hand und nahm in Kauf, daß sich seine Propeller wie die spitzen Zacken eines Stacheldrahtzaunes in seine Handflächen bohrten. Nach dem anderen schlug er, einer verzweifelten Eingebung folgend, mit einem schweren Badetuch. Der Helikopter stürzte ab und kreiselte auf den glatten Fliesen, bis Renshaw ihn in Stücke trat. Er schnaufte wie ein Pferd. Blut rann ihm in ein Auge und vernebelte heiß und ätzend seinen Blick.
    Da habt ihr’s! Das fürs erste! Demnächst werdet ihr vorsichtiger sein!
    Tatsächlich sah es so aus, als seien sie vorsichtiger geworden.
    Eine Viertelstunde lang tat sich nichts. Renshaw saß auf dem Rand der Badewanne und dachte fieberhaft nach. Es mußte einen Weg geben, der ihn aus dieser Sackgasse hinausführte.
    Es mußte! Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, sie zu umgehen und aus dem Hinterhalt anzugreifen …
    Da streifte sein Blick das schmale Fenster über der Badewanne. Das war es! Natürlich. Das war seine Chance!
    Gerade wollte er nach der Nachfüllflasche für sein Benzinfeuerzeug greifen, die oben auf dem Apothekenschrank stand, als er ein leises Knistern aus Richtung der Tür vernahm. Blitzschnell fuhr er herum, den Revolver im Anschlag … Doch sah er nichts als einen Fetzen Papier, der

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