Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
vielleicht auch nichts von den anderen Morden mitbekommen.
    Der Mond stand nun tiefer, und es wurde immer finsterer. Amy war seltsamerweise die Einzige unter ihnen, die sich nicht daran zu stören schien. Mit Eltern wie den ihren war die Angst vor der Dunkelheit vermutlich eher ein geringeres Problem.
    Plötzlich segelte ein Flughörnchen an ihnen vorbei und ließ Amy zusammenzucken. Brynn hoffte, sie würde beim Anblick des bizarren Tiers lachen oder ein wenig Freude erkennen lassen, doch ihr Gesicht blieb eine Maske.
    »Ich habe laute Geräusche gehört«, sagte Michelle. Sie meinte die Schüsse. »Unsere Freunde …?«
    »Sind immer noch aktuell. Einer hat ein paar Blessuren davongetragen, kann aber noch laufen.«
    »Sie könnten also hierher unterwegs sein.«
    »Wir müssen los. Zum Snake River. Wir klettern die Schlucht hinauf und sind in fünfundvierzig Minuten an der Interstate. Spätestens in einer Stunde.«
    »Sie haben doch gesagt, es gebe einen einfacheren Weg.«
    »Einfacher, aber viel weiter. Und Hart glaubt, wir gehen dorthin.«
    Michelle sah sie ungläubig an. »Sie haben mit ihm geredet?«
    »Ja.«
    »Ehrlich?«, flüsterte die Frau erstaunt. »Wie ist es dazu gekommen?«
    Brynn erzählte ihr kurz von der Gefangenschaft in dem Transporter.

    »O mein Gott. Er hätte Sie fast umgebracht.«
    Umgekehrt wäre es mir auch beinahe geglückt, dachte Brynn.
    »Und was hat er gesagt?«
    »Nicht viel. Aber ich habe ihm erzählt, wir wollten zur Interstate, damit er denkt, wir wollen nach Point of Rocks.«
    »So eine Art umgekehrte Psychologie?«
    »Ja.« Brynn zog die Landkarte aus der Tasche und klappte sie auf.
    »Woher haben Sie die denn?«
    »Von ihm geklaut - von unserem Freund Mr. Hart.«
    Michelle lachte verblüfft auf.
    Brynn orientierte sich und zeigte ihr, wo sie sich befanden. Sie brauchte keinen Kompass. Die Karte war detailliert, und die Geländepunkte verrieten ihnen die beste Route. Brynn zeigte in die entsprechende Richtung.
    »Ich will zu meiner Mommy.«
    Brynn sah Michelle an und schüttelte den Kopf. »Kleines, wir müssen erst von hier weg, bevor wir sie suchen können«, sagte sie zu Amy. »Und das bedeutet eine kurze Wanderung. Gehst du gern wandern?«
    »Irgendwie schon.«
    »Und dann klettern wir einen Hügel hinauf.«
    »Ist das wie Felsklettern? In der Nähe meiner Schule gibt es eine Kletterwand. Charlie hat gesagt, er würde mal mit mir hingehen, aber das hat er nie gemacht.«
    »Tja, das hier wird so ähnlich sein. Nur noch abenteuerlicher.«
    »Wie bei Dora, der Entdeckerin«, sagte Michelle. »Und Boots …« Als Amy sie nur verständnislos ansah, fügte die junge Frau hinzu: »Das Äffchen.«
    »Ich weiß. Es ist nur, dass … na ja, ich hab das schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Mom und Charlie schauen sich andere Sachen an.«
    Brynn wollte sich gar nicht erst ausmalen, was für ein Unterhaltungsprogramm
in diesem Haushalt bevorzugt wurde. »Lasst uns aufbrechen«, sagte sie fröhlich. Und zu Michelle: »Behalten Sie den Speer. Sie können ihn als Krücke benutzen. Leihen Sie mir Ihr Messer.«
    Michelle zog es aus der Jacke und reichte es Brynn.
    Ein wenig Kontrolle. Nicht viel. Aber besser als nichts.
    Ein leises Lachen. Brynn wandte sich zu Michelle um, die sie musterte. »Sehe ich genauso schlimm aus wie Sie?«, fragte die junge Frau.
    »Wohl kaum. Ich habe gerade den zweiten Autounfall des Abends hinter mir, also liege ich eindeutig in Führung. Aber ja, ganz taufrisch sind Sie auch nicht mehr. Ich würde Ihnen raten, etwas Make-up aufzulegen, bevor Sie ausgehen.«
    Michelle drückte ihren Arm.
    Sie machten sich auf den Weg.
    Der Snake River lag näher als vermutet. Sie schafften es in einer halben Stunde, und das obwohl sie stets die beste Deckung wählten und sich häufig nach den Verfolgern umsahen.
    Von den Männern war keine Spur zu entdecken. Das war zwar beruhigend, aber Brynn würde sich keinesfalls darauf verlassen, dass Hart auf den Bluff hereingefallen und am Fluss in die entgegengesetzte Richtung abgebogen war.
    Sie hielten im hohen Grass inne und schauten das Ufer hinauf und hinunter. In dem breiten, flachen Flusslauf waren zahlreiche Felsen, Baumstämme und kleine Inseln zu sehen.
    Aber nirgendwo eine Menschenseele.
    »Wartet hier.« Brynn nahm das Messer und schlich voran. Sie kniete sich ans Ufer und tauchte ihr Gesicht ins eisige Wasser. Diesmal war die Kälte ihr egal, denn sie linderte den Schmerz in Wange und Nacken. Dann trank Brynn mindestens einen

Weitere Kostenlose Bücher