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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Gelegenheit mussten sie auf einem umgestürzten Baumstamm ein dichtes Gebüsch aus giftigem Efeu überqueren, gegen den Graham allergisch war. Hätte irgendetwas davon sein Gesicht berührt, wäre er durch den Ausschlag und die Schwellung erblindet. Sogar abgestorbene Pflanzen waren gefährlich. Munce trat auf ein Sims voller Blätter aus dem Vorjahr, die unter ihm wegrutschten und eine kleine Lawine aus Lehm, Geröll und Erde auslösten. Zum Glück bekam er im letzten Moment einen überhängenden Ast zu fassen und rettete sich dadurch vor einem sechs Meter tiefen Sturz den steilen Felshang hinab.
    Während sie sich allmählich nach unten schlängelten und dabei immer nach dem sichersten Weg Ausschau hielten, musste Graham unwillkürlich daran denken, dass der unbeabsichtigte Tritt auf einen vertrockneten Zweig oder in einen Haufen raschelnder Blätter ebenso gut auch die Killer vorwarnen konnte.

    Sie stießen auf einige Pfade, die im Sommer von Wanderern ausgetreten worden waren, aber es gab davon nur wenige und sie reichten nicht weit, sodass die Männer gezwungen waren, sich eigene Routen zu suchen. Mancher Weg endete am Rand einer Klippe, und sie mussten zwei oder drei Meter nach unten klettern. Munce reichte die gesicherte Schrotflinte dann jeweils an Graham weiter, stieg als Erster hinab und ließ sich die Waffe zurückgeben. Graham empfand dabei stets ein leises Bedauern.
    Sie befanden sich nun etwa hundert Meter von der Interstate entfernt. Der gefährliche Abgrund der Schlucht lag nicht weit zu ihrer Linken.
    Um das Schweigen zu wahren, gab Munce ihm Handzeichen. Er bedeutete, wann sie anhalten sollten, nach rechts oder links gehen, hierhin oder dorthin schauen. Graham hielt das für genauso dämlich wie die Gesichtsbemalung, aber er hatte Munce zu dieser Mission überredet, und falls der junge Mann nun Soldat spielen wollte, würde er ihn lassen.
    Die beiden Männer blieben stehen und sahen einen sehr steilen Hügel hinunter. Sie würden sich beim Abstieg an Schösslingen und Bäumen festhalten müssen. Munce verzog das Gesicht und wollte nach dem ersten Ast greifen. »Nein!«, rief Graham flüsternd aus. »Eric, nein!«
    Der Deputy wandte sich mit großen Augen zu ihm um und ließ beinahe die Schrotflinte fallen. Er rutschte auf dem Hang aus, stürzte schwer und glitt mit dem Kopf voran über das eisglatte Bett aus Kiefernnadeln. Graham sprang vor und bekam Munce gerade noch am Hosenbein zu fassen.
    »Meine Güte, was war denn los?« Der Deputy streckte den Arm aus, packte Grahams Hand und kroch mit ihm auf ein ebenes Stück Boden. »Haben Sie was bemerkt?«
    »Tut mir leid«, sagte Graham. »Schauen Sie.«
    Eric erkannte es zunächst nicht und runzelte die Stirn. Dann sah er, dass Graham auf den dünnen Baumstamm deutete, nach
dem er beinahe gegriffen hätte. Daraus ragten nadelspitze, etwa fünf Zentimeter lange Dornen hervor.
    »Das ist eine Gleditschie. Der gefährlichste Baum im ganzen Wald. Es ist häufig verboten, die überhaupt anzupflanzen. Diese Dornen würden glatt Ihre Hand durchbohren. Es sind schon Menschen an den Infektionen gestorben.«
    »O Gott, ich hab gar nicht hingesehen. Gibt’s hier noch mehr davon?«
    »Ja, wo eine ist, sind auch andere. Und sehen Sie das da drüben?« Graham zeigte auf einen flachen, breiten Strauch. »Die Herkuleskeule. Man kann es im Dunkeln nur schwer erkennen, aber auch die hat Dornen. Und je lichter der Wald wird, desto mehr Sonne dringt durch, das heißt, es wachsen mehr Brombeeren und Wildrosen. Brombeerdornen brechen in der Haut ab. Und wenn man sie nicht gleich herauszieht, entzünden sich die Wunden. Meistens sehr stark.«
    »Verdammte Landminen«, murmelte Munce. Dann erstarrte er und vergaß seine kryptischen Handzeichen. »Da ganz unten«, flüsterte er. »Das Licht. Sehen Sie das auch?«
    Graham nickte - ein schwacher bläulicher Schimmer. Vielleicht eine Taschenlampe oder das Mondlicht, das von einem Stück Metall oder Glas reflektiert wurde. Es war rund einen Kilometer entfernt.
    Munce löste den Riemen, der seine schwarze Pistole im Holster sicherte, und bedeutete Graham, er möge ihm folgen.

61
    Hart schaute auf die GPS-Anzeige seines BlackBerry, der den Absturz des Transporters besser überstanden hatte als er selbst.
Es war nichts gebrochen, aber alles tat ihm weh, und die Schussverletzung in seinem Arm blutete wieder.
    Danke, Michelle.
    Danke, Brynn.
    Die Wut kochte in ihm hoch, und einen Moment lang war ihm jegliche Professionalität

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