Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Sie hielt Amys Hand und blickte stur geradeaus auf den Weg, der vor ihnen lag.

    Einmal blieb sie stehen und drehte sich um. Michelle war zwar sichtlich erschöpft, konnte humpelnd aber ziemlich gut mithalten. Das Kind schien nahezu apathisch zu sein.
    Es war immer noch sehr früh am Morgen, und nach den Geräuschen zu schließen, herrschte bislang kaum Verkehr auf der Straße. Trotzdem würden vereinzelte Lastwagen oder Pkw unterwegs sein. Und sie brauchten nur einen einzigen.
    Plötzlich ragte vor ihnen und zu ihrer Rechten die Brücke auf. Sie durchquerten eine Baumreihe und gelangten auf einen etwa zehn Meter breiten Grasstreifen. Dann kamen auch schon die Standspur der Interstate und die herrliche graue Asphaltfahrbahn.
    Im Augenblick war weit und breit kein Fahrzeug in Sicht, und sie hatten es nicht bis hierhin geschafft, um nun einen Fehler zu begehen.
    Sie blieben im hohen Gras, wie schüchterne Anhalter. Brynn ertappte sich dabei, dass sie ein wenig wankte; dies war seit ungefähr neun Stunden praktisch das erste Stück glatter, ebener Boden für sie, und ihr Gleichgewichtssinn hatte offenbar Schwierigkeiten, sich darauf einzustellen.
    Dann schaute sie den Highway hinauf und lachte.
    Auf der Standspur kam soeben ein Wagen um die Kurve und fuhr weiter in ihre Richtung. Es war ein Streifenwagen des Kennesha County Sheriff’s Department, langsam und mit blitzenden Signalleuchten. Jemand musste im Vorbeifahren die Schüsse gehört und den Notruf gewählt haben.
    Brynn streckte den Arm aus und winkte. Ihr erster Gedanke war, dass sie unbedingt den Heckenschützen vom Sims melden musste.
    Der Wagen fuhr vom Asphalt auf das Gras und blieb zwischen Brynn und der Fahrbahn stehen.
    Die Türen öffneten sich.
    Auf der Fahrerseite stieg Hart aus, auf der anderen sein Partner.

76
    »Nein!«, rief Michelle erschrocken.
    Brynn seufzte angewidert auf. Sie sah sich den Wagen genauer an. Es war der von Munce. Ihre Augen weiteten sich.
    »Ja, er hat’s nicht geschafft«, sagte der Partner - der Mann, den sie im Esszimmer der Feldmans beinahe erschossen hätte. »Ist auf den ältesten Trick aller Zeiten reingefallen.«
    Sie schloss entsetzt die Augen. Eric Munce … der Cowboy war gekommen, um sie zu retten. Doch stattdessen war er den eiskalten Killern ins offene Messer gerannt.
    Hart sagte nichts. Er hatte seine schwarze Pistole in der Hand und musterte die Gefangenen.
    »Und wie geht es dir, Michelle ?«, fuhr der Partner fort und betonte dabei nachdrücklich ihren Namen. Er zog kurz eine kleine Damenhandtasche aus der Jacke und steckte sie wieder ein. »Wie schön, dass wir uns endlich begegnen.«
    Die Frau erwiderte nichts, sondern legte Amy lediglich schützend die Arme um die Schultern und zog sie an sich.
    »Haben die Damen einen hübschen Waldspaziergang gemacht? Sich nett unterhalten? Ein Tässchen Tee getrunken?«
    Hart sah Brynn an und nickte ihr zu. Sie hielt seinem Blick mühelos stand. Dann senkte er die Waffe, weil in Gegenrichtung ein Wagen vorbeikam. Der Fahrer wurde nicht mal langsamer. Wahrscheinlich ließ sich im Dämmerlicht ohnehin kaum erkennen, was für ein Drama sich im Gras jenseits der Interstate anbahnte. Gleich darauf war der Wagen verschwunden.
    »Comp?«, setzte Hart an, ohne Brynn aus den Augen zu lassen.
    Der hagere Mann sah zu ihm und rieb sich dabei das Ohrläppchen. »Ja?«

    »Bleib genau vor ihnen.«
    »Hier?«
    »Ja.«
    »Alles klar«, sagte der Partner, der offenbar »Comp« hieß. »Soll ich sie in Schach halten?« Er wollte nach der silbernen Automatikpistole unter seiner Jacke greifen.
    »Nein, schon in Ordnung.« Hart stellte sich direkt neben ihn und sah ihn an.
    Comp lächelte unschlüssig. »Was ist denn, Hart?«
    Hart zögerte nur einen Moment. Dann richtete er seine Pistole auf den anderen.
    Comp lächelte immer noch. Er berührte die blau-rote Kreuz-Tätowierung an seinem Hals, dann wieder das Ohrläppchen. Er schüttelte den Kopf. »He, was soll …?«
    Hart schoss ihm zweimal in die Stirn. Der Mann kippte nach hinten und blieb mit angewinkeltem linkem Bein liegen.
    Amy schrie. Brynn konnte nur hilflos mit ansehen, wie Hart seine Waffe nun auf die beiden Frauen und das Mädchen richtete und rückwärts zu der Leiche seines Partners ging.
    Michelles Züge verhärteten sich.
    Hart bückte sich, zog Comp die SIG-Sauer aus dem Hosenbund und legte sie dem Toten in die schlaffen Finger.
    Das also hatte er vor, begriff Brynn. Mit der Hand des Toten an Griff und Abzug würde er die

Weitere Kostenlose Bücher