Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
weiter. »Was machen wir jetzt?«, fragte Hart. »Die Sache mit dem Reifen klappt ja ziemlich gut.«
    »Der Ford hält tapfer durch«, pflichtete Lewis ihm bei.
    »Und in zehn Minuten sind wir an der Landstraße. Ich würde liebend gern von hier abhauen.«
    »Amen.«
    »Andererseits würden wir dann die Gelegenheit verpassen, es der Alten heimzuzahlen. Herrje, ihre Kugeln haben meinen Kopf um höchstens fünfzehn Zentimeter verfehlt. Ich kann den Dingern nicht so gut ausweichen wie du.«
    »Stimmt ebenfalls«, sagte Lewis nachdenklich und lachte wegen der Sache mit dem Ausweichen.
    »Und es wäre keine schlechte Idee, jetzt gleich reinen Tisch zu machen, damit wir alle Sorgen los sind. Vor allem weil sie
doch meinen Namen kennt.« Hart zuckte die Achseln. »Aber ich weiß nicht. Entscheide du. Holen wir sie uns oder nicht?«
    Eine Pause. Dann nahm Lewis den Fuß vom Gas. »Okay. Vielleicht ist Michelle ja auch da … Denn der möchte ich noch viel lieber ordentlich eins reinwürgen, Kumpel.«
    »Gut, dann machen wir’s«, sagte Hart. Er blickte erneut über die Schulter und wies dann nach vorn auf die Auffahrt von Lake View Drive Nummer 1. »Mach das Licht aus, und bieg dort ein. Wir schleichen uns von hinten an. Sie wird keinen Verdacht schöpfen.«
    Lewis grinste. »Es ihr heimzahlen. Hart, du Schlitzohr. Wusst’ ich’s doch, dass du dafür zu haben bist.«
    Hart lachte auf und zog seine Pistole aus dem Gürtel.
    In Wahrheit hatte er nicht das Geringste im Fenster von Haus Nummer 2 bemerkt. Genau wie Lewis konnte er das Gebäude nicht mal sehen . Doch sein Instinkt hatte ihm verraten, dass die Polizistin sich dort aufhielt. Er wusste, dass sie nicht mit ihrem Wagen versunken war, denn er hatte ihre Fußspuren vom See wegführen gesehen. Sie würde den nächstmöglichen Unterschlupf aufsuchen, hatte er gefolgert: das zweite Haus am Lake View Drive. Allerdings hatte er Lewis nichts von alldem gesagt, weil während der letzten Stunden klar geworden war, dass sein Partner unbedingt zurück nach Milwaukee wollte. Zwar redete Lewis lautstark davon, die beiden Frauen irgendwann in der Zukunft aufzuspüren und zu erledigen, doch Hart wusste, dass es wirklich nicht mehr als Gerede war. Der Mann würde die Angelegenheit aus Faulheit einfach auf sich beruhen lassen - bis sie ihn eines Nachts unvermittelt von selbst einholen würde. Falls Hart aber darauf bestanden hätte, hier vor Ort zu bleiben und die Frauen zur Strecke zu bringen, hätte Lewis sich schon aus Prinzip dagegen gesträubt, und es wäre zu einer Auseinandersetzung gekommen.
    Hart konnte heute Abend keine weiteren Gegner gebrauchen.

    Als er dann gesehen hatte, wie Lewis im Haus der Feldmans die Öffnung der Flasche abwischte, war er nach einiger Überlegung zu dem Schluss gelangt, er könne den Mann zum Bleiben veranlassen, indem er gezielt mit dessen Unsicherheit spielte: Hart lobte seine Treffsicherheit und ließ es so aussehen, als habe Lewis aus eigenem Antrieb beschlossen, die Polizistin zu jagen.
    Man nannte Hart manchmal »den Handwerker«, weil er in seiner Freizeit gern Möbel anfertigte und mit Holz arbeitete. Meistens jedoch wurde er von Kollegen so bezeichnet, die dem gleichen Gewerbe nachgingen, das ihn heute Abend an den Lake Mondac geführt hatte. Und Regel Nummer eins in jedem Handwerk lautet, dass man seine Werkzeuge beherrschen muss: sowohl lebendige wie Lewis als auch die aus kaltem Stahl.
    Nein, Hart hatte nie vorgehabt, in die Stadt zurückzukehren, ohne vorher diese beiden Frauen auszuschalten, auch wenn es die ganze Nacht dauern sollte. Und notfalls auch noch den ganzen nächsten Tag, obwohl es in dieser Gegend dann von Cops und Sanitätern nur so wimmeln würde.
    Ja, er wollte Michelle tot sehen, aber sie besaß eine niedrigere Priorität als die Polizistin. Das war die Person, die er auf jeden Fall umbringen musste. Sie stellte eine echte Bedrohung dar. Hart konnte sie nicht vergessen. Wie sie neben ihrem Wagen stand. Einfach dastand und auf ihn wartete. Ihr Gesichtsausdruck, der plötzlich zu besagen schien: Ich hab dich , was eventuell nur seine Einbildung gewesen war, wenngleich er das bezweifelte. Wie eine Jägerin, die genau den richtigen Moment für den Blattschuss abpasst. Wie Hart selbst.
    Nur sein sofortiger Reflex, sich zu Boden zu werfen, hatte ihn gerettet. Das und die Tatsache, dass sie einhändig gefeuert und klugerweise ihren Wagenschlüssel bereitgehalten hatte. Er hatte eine der Kugeln tatsächlich dicht neben seinem

Weitere Kostenlose Bücher