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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sonst hätten sie sich auf die Lauer gelegt, um die Männer zu erledigen. Gleichwohl hatte er darauf bestanden, dass er und Lewis weiterhin die Taschenlampen benutzten und nicht einfach das Licht im Haus einschalteten.
    Kurz zuvor hatte Hart eine Bewegung gesehen, war herumgewirbelt und hatte gefeuert. Doch das Ziel erwies sich bloß als der vergrößerte Schatten einer fliehenden Ratte. Das Tier machte sich gemächlich aus dem Staub. Hart ärgerte sich über seine Panikreaktion. Er hatte sich dabei an seinem verletzten Arm wehgetan, und sie waren wieder mal vorübergehend halb taub. Am meisten ärgerte ihn der Kontrollverlust. Sicher, es war nur logisch. Der jähe Eindruck, dass etwas ihn anspringen wollte … Natürlich hatte er geschossen.
    Aber Rechtfertigungen besaßen für Hart stets einen bitteren Beigeschmack. Nur man selbst trug die Schuld daran, wenn man ein Brett falsch zuschnitt, eine Delle in ein Stuhlbein hobelte, das eigentlich gerade sein sollte, oder eine Holzverzahnung splittern ließ.
    »Zweimal messen, einmal schneiden«, hatte sein Vater immer gesagt.
    Sie gingen hinauf in die dunkle Küche. Hart schaute aus den hinteren Fenstern in den Wald und fragte sich, ob er womöglich direkt die Frauen anstarrte. »Die Suche hat uns einige wertvolle Minuten gekostet. Deshalb auch das kleine Arrangement in dem Schlafzimmer. Um Zeit zu schinden.«
    Und uns erblinden zu lassen. Er konnte das Ammoniak bis hier unten riechen, obwohl die Zimmertür im Obergeschoss geschlossen war.
    »Aber wo sind sie?«, grübelte Hart laut. »Wohin würde ich an ihrer Stelle gehen?«

    »In den Wald? An uns vorbei und weiter zur Landstraße?«
    »Ja«, stimmte Hart ihm zu. »Vermutlich. Es führt kein anderer Weg von hier weg. Die beiden hoffen wohl darauf, einen Wagen anhalten zu können, aber um diese Zeit dürfte es in der Gegend kaum Verkehr geben. Zum Teufel, schon auf dem Hinweg war so gut wie nichts los. Außerdem werden sie in der Nähe des Seitenstreifens bleiben müssen, draußen im Freien. Und all das Blut auf Brynns Uniform? Sie ist verletzt. Kommt nur langsam voran. Wir werden die beiden mühelos entdecken können.«

20
    Brynn McKenzie durchsuchte das Haus der Feldmans so schnell wie möglich. Dabei schaltete sie natürlich nicht das Licht ein, sondern tastete nach Waffen und Mobiltelefonen. Sie fand nichts.
    Michelles Handtasche war weg, was bedeutete, dass die Killer sie hatten - und dass sie nun wussten, wie die Frau hieß und wo sie wohnte.
    Brynn ging in die Küche zu den beiden Toten, die immer noch so dalagen, wie sie gestorben waren. Rund um den Mann hatte das Blut ein Paisleymuster gebildet, rund um die Frau einen nahezu perfekten Kreis. Brynn zögerte kurz, kniete sich dann hin und durchsuchte die Taschen der beiden nach Telefonen. Vergebens. Sie nahm sich die Jacken vor. Auch leer. Dann stand sie auf und betrachtete die Leichen. Wünschte, sie hätte die Zeit, ein paar Worte zu sagen, wenngleich ihr nichts Konkretes in den Sinn kam.
    Hatte das Paar einen Laptop besessen? Brynn sah zu der
Aktentasche, die auf dem Wohnzimmerboden lag - es war die der Frau -, und zu den Mappen, auf die jeweils das Wort VER-TRAULICH gestempelt war. Kein Computer. Der Mann hatte statt eines Aktenkoffers offenbar einen Rucksack benutzt, aber der enthielt lediglich einige Zeitschriften, ein Taschenbuch und eine Flasche Wein.
    Die wund geriebenen Stellen an Brynns Füßen fingen wieder an zu schmerzen; das Seewasser hatte die trockenen Socken durchnässt. In der Wäschekammer fanden sich zwei Paar Wanderstiefel. Brynn zog sich neue Socken und das größere Stiefelpaar an. Das andere Paar nahm sie für Michelle mit. Sie fand außerdem einen Kerzenanzünder und steckte ihn ein.
    Gab es sonst noch etwas …?
    Sie zuckte erschrocken zusammen. Das Quaken der Frösche und das Raunen des Windes wurden urplötzlich vom grellen Lärm einer Autoalarmanlage übertönt.
    Gefolgt von Michelles verzweifelter Stimme. »Brynn!«, rief sie. »Kommen Sie schnell! Hilfe!«
    Brynn rannte nach draußen, den provisorischen Speer kampfbereit in der Hand.
    Michelle stand neben dem Mercedes. Eine der Seitenscheiben war zerbrochen. Die junge Frau hatte panisch die Augen aufgerissen. Und war wie gelähmt.
    Brynn eilte herbei und schaute zum Haus Nummer 2. Die Taschenlampen gingen aus.
    Sie sind unterwegs. Na toll.
    »Es tut mir leid!«, jammerte Michelle. »Ich hab nicht nachgedacht, ich hab nicht nachgedacht …«
    Brynn riss die Beifahrertür auf,

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