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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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aufgebrochen, um irgendwie den Reifen flicken zu können, und dabei nicht mit einer Alarmanlage gerechnet. Er und Lewis waren zunächst in gerader Linie auf das Haus zugelaufen, aber schon bald auf morastigen Untergrund und einige breite Bäche gestoßen. Hart wollte hindurchwaten, aber Lewis hielt ihn zurück. »Nein, du würdest dir übel die Füße wund scheuern. Sie dürfen nicht nass werden.«
    Von selbst wäre Hart, der noch nie viel Zeit in der Wildnis verbracht hatte, gar nicht darauf gekommen. Die Männer kehrten zu der Auffahrt zurück, liefen zum Lake View Drive und dann nach Norden auf Haus Nummer 3 zu.
    »Wir müssen … vorsichtig bleiben«, keuchte Hart auf halber Strecke. »Es könnte trotz allem … eine Falle sein.« Sein verletzter Arm tat beim Laufen höllisch weh. Er verzog das Gesicht und versuchte, ihn anders zu halten. Nichts half.

    »Eine Falle?«
    »Vielleicht haben … sie immer noch … eine Pistole.«
    Lewis führte sich längst nicht mehr so nervig auf wie zuvor.
    Am Briefkasten verringerten sie ihr Tempo und bogen in die Auffahrt ein. Hart ging voran, und beide hielten sich im Schatten. Lewis blieb zum Glück still. Der Junge hatte es endlich kapiert - sofern man einen Fünfunddreißigjährigen als Jungen bezeichnen konnte. Abermals musste Hart an seinen Bruder denken.
    Nach etwa fünfzehn Metern machten sie halt.
    Hart ließ den Blick über den sichtbaren Teil des Geländes schweifen, der wegen der Dunkelheit nicht allzu groß ausfiel. Ganz in der Nähe huschten Fledermäuse durch die Luft. Dann irgendein anderes Tier, das zu Boden schwebte und hastig weiterrannte.
    Verdammt, ein Flughörnchen. Hart hatte noch nie eines gesehen.
    Er kniff die Augen zusammen und musterte den Mercedes. Eine Scheibe war eingeschlagen. Wo steckten die Frauen?
    Es war Lewis, der sie entdeckte, als er zufällig einen Blick über die Schulter in Richtung des Ufers warf. »Hart. Sieh mal. Was ist das?«
    Er drehte sich um und rechnete halb damit, dass Brynn aus dem Unterholz zum Vorschein gekommen war, um ihre schwarze Dienstwaffe auf ihn abzufeuern. Aber er sah nichts.
    »Was denn?«
    »Das sind die beiden! Auf dem See.«
    Harts Blick folgte Lewis’ ausgestrecktem Arm. Ungefähr sechzig Meter vom Ufer entfernt befand sich ein flaches Boot, ein Skiff oder Kanu. Es hielt auf die gegenüberliegende Seite zu, wenngleich nur sehr langsam. Man konnte es zwar kaum erkennen, aber es schienen zwei Personen darin zu sitzen. Brynn und Michelle hatten die Männer bemerkt, aufgehört zu paddeln und sich geduckt, um weniger Angriffsfläche zu bieten.
Das Boot trieb derweil weiter in die ursprüngliche Richtung.
    »Dieser Alarm war kein Zufall«, sagte Lewis. »Er sollte uns ablenken, damit sie in diesem Scheißboot fliehen können.«
    Der Mann hatte wirklich einen Glückstreffer gelandet. Hart hatte den See nämlich keines Blickes gewürdigt. Schon wieder wäre er beinahe überlistet worden - und vermutlich ging der Versuch auf Brynns Konto.
    Die Männer rannten zum Ufer.
    »Das ist zu weit für die Schrotflinte«, sagte Lewis und verzog enttäuscht das Gesicht. »Und ich bin kein sonderlich guter Pistolenschütze.«
    Aber Hart war einer. Er ging wenigstens einmal pro Woche auf den Schießstand. Nun streckte er die Hand mit der Waffe aus, fing in langsamer Folge an zu feuern und korrigierte dabei die Ausrichtung des Pistolenlaufs. Jeder laute Knall rollte einmal quer über den See und kehrte als mattes Echo zurück. Der erste und zweite Schuss ließen Wasser vor dem Boot aufspritzen; die restlichen nicht. Sie landeten genau im Ziel. Alle paar Sekunden schlug ein weiteres Projektil in den Bootsrumpf ein und wirbelte Holz- oder Fiberglasfragmente auf. Hart musste mindestens eine der Frauen getroffen haben, denn sie sackte nach vorn, und ein panischer Schrei hallte durch die feuchte Luft.
    Mehr Schüsse. Das Wehklagen verstummte abrupt. Das Kanu kenterte und sank.
    Hart lud seine Waffe nach.
    »Da rührt sich nichts mehr«, stellte Lewis fest. Er musste schreien, weil sie wieder fast taub waren. »Du hast sie erwischt, Hart.«
    »Nun, wir sollten auf Nummer sicher gehen.« Hart deutete auf ein kleines Skiff am Ufer. »Kannst du rudern?«
    »Klar«, antwortete Lewis.
    »Such ein paar Steine zusammen. Um die Leichen zu beschweren.«

    »Das war erstklassig gezielt, Hart. Ganz ehrlich.« Lewis drehte das kleine Boot um.
    Doch Hart dachte nicht über seine Treffsicherheit nach. Der Umgang mit einer Schusswaffe war eine

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