Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
irgendeinem Grund empfand er es stets als tröstlich, die Namen seiner Gegner zu kennen.

18
    Die gedämpften Schüsse aus dem Haus am Lake View Drive Nummer 2 klangen wie ein ungeduldiges Fingerschnippen. Es gab eine Pause, und dann folgten weitere Schüsse.

    Brynn und Michelle näherten sich dem Haus der Feldmans, wo mittlerweile kein Licht mehr brannte. Es roch durchdringend nach dem Rauch eines Kaminfeuers, nach Lehmboden und vermoderndem Laub. Die junge Frau schmollte wieder, war wortkarg und mürrisch. Sie benutzte ein Billardqueue als Gehstock und humpelte nun noch langsamer voran.
    Brynn drückte ihren Arm.
    Keine Reaktion.
    »Na los, Michelle, wir müssen uns beeilen.«
    Die junge Frau gehorchte, war aber sichtlich aufgewühlt. Sie schien regelrecht wütend zu sein. Als wäre sie hier das einzige Opfer. Es erinnerte Brynn an Joeys Benehmen, wenn sie darauf bestand, dass er erst seine Hausaufgaben machte, bevor er Computerspiele spielte oder seinen Freunden Textnachrichten schickte.
    Sie dachte an den Streit mit Michelle zurück, den es im Haus Nummer 2 gegeben hatte, nachdem sie gerade erst übereingekommen waren, die Heizung einzuschalten.
    Doch Brynn hatte mit dieser Maßnahme lediglich erreichen wollen, dass die Männer sie beide dort im Gebäude vermuteten. »Kommen Sie«, hatte sie zu der jungen Frau gesagt. »Wir gehen zurück zu den Feldmans.«
    »Was?«
    »Schnell.«
    Michelle - mit ihrem verletzten Knöchel und unter Schock wegen der Ermordung ihrer Freunde - hatte sie angefleht, im Haus Nummer 2 bleiben und sich verstecken zu dürfen, notfalls sogar in dem Keller voller Spinnen, um auf die Polizei zu warten. Sie hatte sich wie eine verzogene Prinzessin aufgeführt und sich zunächst standhaft geweigert, nach draußen zu gehen. Es leuchtete ihr nicht ein, weshalb Brynn so sicher war, dass die Männer kehrtmachen würden, anstatt zur Route 682 weiterzufahren.

    Doch Brynn war davon überzeugt gewesen, dass es sich bei der Fahrt zur Landstraße bloß um einen Trick handelte.
    »Aber warum?«, hatte die junge Frau beharrlich nachgefragt. »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Brynn erklärte es ihr. »Nach allem, was Sie mir erzählt haben, glaube ich nicht, dass dies ein zufälliger Überfall war. Diese beiden Männer sind professionelle Killer. Das bedeutet, dass sie uns jagen werden. Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig. Wir können sie identifizieren. Und das wiederum bedeutet, dass wir womöglich ihrem Auftraggeber auf die Schliche kommen könnten. Also haben sie doppelten Anlass, uns auszuschalten. Falls nicht, würde ihr Boss sie nämlich dafür zur Verantwortung ziehen.«
    Brynn verschwieg Michelle jedoch, dass es noch einen anderen Grund für ihre Schlussfolgerung gab: den Mann namens Hart. Er würde nicht aufgeben. Sie wusste noch, wie zuversichtlich er geklungen hatte, als er sie im Haus überreden wollte, ihren Wagenschlüssel herauszurücken. Völlig leidenschaftslos und gewillt, sie ohne jedes Zögern zu töten, sobald sie sich blicken ließ.
    Hart erinnerte sie an den Chirurgen, der ihr in absolut gleichmütigem Tonfall mitgeteilt hatte, dass ihr Vater während eines Untersuchungseingriffs gestorben war.
    Und was noch schlimmer war - der Killer erinnerte Brynn an ihren Exmann. Harts Gesichtsausdruck war der gleiche gewesen wie damals der von Keith, den sie dabei ertappt hatte, dass er eine ihr unbekannte Pistole in der Metallkassette im Schlafzimmer versteckte. Sie hatte ihn danach gefragt, und der Staatspolizist hatte schließlich widerstrebend eingeräumt, dass es unter seinen Kollegen üblich war, die an einem Tatort gefundenen Waffen bisweilen einzustecken, sofern es sich nicht um unmittelbare Beweise handelte. Sie würden sie sammeln. »Einfach nur so«, hatte Keith behauptet.
    »Soll das … soll das etwa heißen, damit ihr die Waffe einem
Verdächtigen unterschieben könnt - und es so hinstellen, als hättet ihr ihn in Notwehr erschossen?«
    Ihr Mann hatte nicht darauf geantwortet. Aber er hatte sie auf die gleiche Weise angesehen wie Hart, als der mit seiner Waffe aus dem Dickicht zum Vorschein gekommen war, um nach einem Ziel Ausschau zu halten.
    Und es hatte noch etwas in diesem Blick gelegen, dachte Brynn. Bewunderung?
    Vielleicht.
    Und auch eine Herausforderung.
    Möge der Bessere gewinnen …
    In der Annahme, dass die Männer das Haus durchsuchen würden, in dem sie und Michelle sich versteckten, hatte Brynn den Fernseher eingeschaltet, einen Shoppingkanal gewählt, die

Weitere Kostenlose Bücher