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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Cartoonfigur eine unwirkliche Straße entlangschlenderte.
    Okay, leg los.
    »Joey, darf ich dich fragen, wieso du den Unterricht ausfallen lässt?«
    »Den Unterricht?«
    »Warum? Gibt es Probleme mit den Lehrern? Oder vielleicht mit anderen Schülern?«
    »Ich schwänze nicht.«
    »Die Schule hat sich gemeldet. Du hast heute geschwänzt.«
    »Nein, hab ich nicht.« Er spielte unterdessen weiter.
    »Doch, ich glaube, das hast du.«
    »Nein«, versicherte der Junge. »Hab ich nicht.«
    Der Ansatz, es mit einem Dialog zu versuchen, hatte deutliche Nachteile, erkannte Graham. »Hast du noch nie geschwänzt?«
    »Keine Ahnung. Einmal ist mir auf dem Weg zur Schule
schlecht geworden, und ich bin nach Hause gegangen. Mom war bei der Arbeit, und ich konnte sie nicht erreichen.«
    »Du kannst jederzeit auch mich anrufen. Von meiner Firma aus sind es fünf Minuten bis nach Hause und fünfzehn Minuten bis zur Schule. Ich kann im Handumdrehen da sein.«
    »Aber du kannst mir keine Entschuldigung schreiben.«
    »Doch, kann ich. Ich stehe auf der Liste. Deine Mutter hat mich dort eintragen lassen.« Wusste der Junge das denn nicht? »Hör mal, Joey, schalt das aus.«
    »Ausschalten?«
    »Ja. Ausschalten.«
    »Ich bin fast schon …«
    »Nein. Keine Diskussion. Schalt es aus.«
    Er spielte weiter.
    »Oder ich ziehe den Stecker.« Graham bückte sich nach dem Kabel.
    Joey starrte ihn an. »Nein! Dann geht alles verloren. Nicht. Lass mich erst abspeichern.«
    Er spielte noch eine Weile weiter - angespannte zwanzig Sekunden lang - und drückte dann ein paar Knöpfe. Der Computer gab ein Geräusch von sich, als würde Luft aus einem Ballon entweichen. Die Bildschirmanzeige fror ein.
    Graham setzte sich auf das Bett, dicht neben den Jungen.
    »Ich weiß, dass deine Mutter mit dir über deinen heutigen Unfall gesprochen hat. Hast du ihr erzählt, dass du nicht in der Schule gewesen bist?« Graham fragte sich, ob Brynn davon gewusst und es ihm verschwiegen hatte.
    »Ich habe nicht geschwänzt.«
    »Mr. Raditzky sagt etwas anderes. Er sagt, du hättest eine schriftliche Entschuldigung gefälscht.«
    »Er lügt.« Mit ausweichendem Blick.
    »Weshalb sollte er lügen?«
    »Er kann mich nicht ausstehen.«
    »Er schien sich aber große Sorgen um dich zu machen.«

    »Du kapierst es einfach nicht.« Offenbar dachte er, damit ein für alle Mal seine Unschuld bewiesen zu haben, denn er wandte sich wieder dem Monitor zu. Irgendein Geschöpf hüpfte dort auf und ab und rannte auf der Stelle. Der Junge beäugte das Gamepad, aber er griff nicht danach.
    »Joey, jemand aus der Schule hat dich auf der Elden Street beim Asphaltsurfen gesehen.«
    Der Blick des Jungen huschte unstet umher. »Auch das ist gelogen. Es war Rad, oder? Er hat sich das ausgedacht.«
    »Das glaube ich nicht, Joey. Ich glaube vielmehr, dass man dich dabei gesehen hat, wie du mit sechzig Kilometern pro Stunde auf deinem Skateboard die Elden Street entlanggezogen wurdest, bevor du gestürzt bist.«
    Der Junge ließ sich neben Graham auf das Bett fallen und zog ein Buch aus dem Regal.
    »Du hast deiner Mutter also weder von der Schulschwänzerei noch vom Asphaltsurfen erzählt, richtig?«
    »Ich war nicht asphaltsurfen. Ich bin bloß mit meinem Skateboard gefahren und die Parkplatztreppe hinuntergesprungen.«
    »Hattest du dort heute deinen Unfall?«
    Eine Pause. »Nicht wirklich. Aber ich war nicht asphaltsurfen.«
    »Noch nie?«
    »Nein.«
    Graham war völlig ratlos. Das hier führte zu nichts.
    Instinkt …
    »Wo ist dein Board?«
    Joey warf Graham einen Blick zu und sagte nichts. Schaute wieder in das Buch.
    »Wo?«, ließ sein Stiefvater nicht locker.
    »Keine Ahnung.«
    Graham öffnete den Kleiderschrank. Das Skateboard des Jungen lag auf einem Haufen Joggingschuhe.
    »Du wirst einen Monat lang kein Skateboard mehr fahren.«
    »Mom hat gesagt, zwei Tage!«
    Graham meinte sich zu erinnern, dass Brynn von drei Tagen gesprochen hatte. »Ein Monat. Und du musst versprechen, dass du nie wieder asphaltsurfen wirst.«
    »Das mache ich doch gar nicht!«
    »Joey.«
    »Was soll diese Scheiße?«
    »Rede nicht so mit mir.«
    »Mom hat nichts dagegen.«
    Stimmte das? »Tja, ich aber.«
    »Du hast mir gar nichts zu sagen. Du bist nicht mein Vater!«
    Graham hätte am liebsten Einspruch erhoben und dem Jungen von Autorität, Hierarchie und Familienstrukturen erzählt, von den Rollen, die er und Joey im Haushalt einnahmen. Aber in diesem Moment sachlich diskutieren zu wollen, schien ein von

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