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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ein Kind, das seinen Nachmittagsschlaf verpasst hatte.
»Kommen Sie schon, Michelle«, sagte Brynn geduldig. »Je weiter wir gehen, desto eher sind wir wieder zu Hause. Und hier können wir nicht bleiben.« Sie standen auf einer Lichtung und waren im Mondschein deutlich zu erkennen.
    Mit verkniffener Miene, beinahe schmollend, fügte die junge Frau sich, und sie erklommen den steilen Hügel. Oben roch Brynn auf einmal Rosmarin und wäre fast in Tränen ausgebrochen, weil sie an das Osterlamm denken musste, das sie erst kürzlich zubereitet hatte.
    Sie durchquerten ein Gehölz aus drahtigen Bäumen, die so schaurig aussahen, als wären sie dem Herrn der Ringe entsprungen.
    Brynns Gesicht pochte nun bei jedem einzelnen Schritt. Sie fasste sich an die Wange und atmete tief durch, als der Schmerz durch ihren Kopf und Nacken zuckte. Die Schwellung hatte sich verschlimmert. Sie fragte sich, ob die Wunde sich entzünden würde. Würde es eine schreckliche Narbe geben? Sie dachte an plastische Chirurgie und musste unwillkürlich lächeln. Du eitles Ding, tadelte sie sich. Vielleicht solltest du dich lieber darauf konzentrieren, am Leben zu bleiben, bevor du dich darum sorgst, für den samstäglichen Kinoabend möglichst vorzeigbar auszusehen.
    Graham hatte sie mal dabei ertappt, wie sie sich über die Delle in ihrem schiefen Kinn strich. Sie war rot geworden, aber er hatte gelächelt und ihr zugeflüstert: »Das ist sexy. Ärgere dich nicht.«
    Es ärgerte sie jedoch, wie hartnäckig ihr heute Abend Erinnerungen an ihre Vergangenheit in den Sinn kamen. Sie hatte in den letzten Jahren kaum an Keith gedacht. Und auch Graham und Joey drängten sich immer wieder in den Vordergrund - während es Brynns einziges Ziel war, sich und Michelle in Sicherheit zu bringen.
    Wie dieses alte Klischee, dass kurz vor dem Tod das eigene Leben an dir vorbeizieht.

    Verflucht, reiß dich zusammen!
    Sie folgten dem Pfad um eine Linksbiegung. Brynn schaute zurück. Sie hatte klare Sicht und erkannte in etwa hundert Metern Entfernung den Grat eines lang gestreckten Hügels.
    Da drüben bewegte sich etwas von Baum zu Baum.
    Sie packte Michelles Arm. »Was ist das?«
    Es war, als würde ein Scharfschütze in Position kriechen, um einen Schuss anzubringen.
    »Runter«, befahl Brynn. Sie duckten sich. Ihr Blick schweifte über den Kamm und den Pfad. Es standen keine Wolken mehr am Himmel, und der Halbmond lieferte genug Licht, um schießen zu können. Auf diese Entfernung hatten sie von einer Schrotflinte vermutlich nichts zu befürchten, aber Hart hatte vorhin aus einer Glock auf sie gefeuert. Ein Neunmillimeterprojektil reichte mühelos bis hierher, und er war eindeutig ein guter Schütze.
    Brynn kniff die Augen zusammen.
    Dann lachte sie. »Das ist bloß unser Freund.« Sie zeigte auf ihn und stand auf. »Oder womöglich einer seiner Freunde.«
    Der Verfolger war ein Vierbeiner und trottete von Baum zu Baum. Wahrscheinlich der Grauwolf. Die Tiere lebten normalerweise in Rudeln, glaubte Brynn. Doch dieser hier war unverkennbar allein. Folgte er ihnen? Vielleicht hatte ihr Knurren ihn nicht genug eingeschüchtert.
    Dann erstarrte die Kreatur und wandte den Kopf. Und war im Bruchteil einer Sekunde verschwunden.
    »Haben Sie das gesehen? Als hätte er sich in Luft …« Brynns Lächeln verschwand. »Nein…O nein!«
    In der Ferne eilten zwei Männer auf dem Joliet Trail in ihre Richtung. Sie waren noch etwa einen knappen Kilometer weit weg und liefen entschlossen voran. Es gab keinen Zweifel, dass es sich um Hart und seinen Partner handelte; einer der beiden trug eine Schrotflinte bei sich. Der Pfad verschwand im Schutz der Bäume, und die Männer gerieten damit außer Sicht.

    »Nein!«
    »Das sind sie«, flüsterte Michelle. »Wie haben sie uns gefunden?«
    »Die hatten einfach Glück. Es gab ein Dutzend Richtungen, die wir hätten einschlagen können. Die Kerle haben sich eine davon ausgesucht und einen Zufallstreffer gelandet. Los jetzt. Beeilung!« Die Frauen liefen und humpelten hastig los. Ihr Atem beschleunigte sich.
    Schnell, schnell, schnell …
    »Ich habe nicht geglaubt, dass sie uns wirklich folgen würden«, jammerte Michelle mit abgehackter Stimme. Es klang erbärmlich. »Warum nur?«
    Hart, dachte Brynn. Die Antwort lautet Hart.
    Der Pfad bog nach rechts ab, genau in Richtung Osten, und als sie unter den Bäumen hervortraten, eröffnete sich ihnen ein Ausblick auf mondbeschienenes felsiges Gelände. Über dem Pfad ragten hohe Hügel auf,

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