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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Und er wäre in Bewegung geblieben, tagein, tagaus, wie gefährlich das auch sein mochte. Alles war besser als sich zu verstecken. Doch das sagte er Lewis nicht. »Nein, glaube ich nicht. Die halten nicht an. Außerdem habe ich vorhin im Schlamm Fußabdrücke gesehen.«
    Lewis lachte laut auf. Das Geräusch hatte Hart anfangs genervt. Jetzt störte es ihn nicht mehr so sehr. »Du bist der letzte Mohikaner«, sagte der Mann. »Der Film war übrigens geil … Ich möchte wetten, du gehst auf die Jagd.«
    »Nein, war ich noch nie«, sagte Hart.
    »Scheiße. Ehrlich nicht?«
    »Nein. Und du?«
    Lewis sagte, er sei schon eine Weile nicht mehr jagen gewesen, früher aber häufig. Er habe Spaß daran. »Ich glaube, dir würde das auch gefallen. Du scheinst dich hier bestens zurechtzufinden.«
    »Das hier ist nicht der kanadische Urwald. Das wäre was anderes. Wir sind in Wisconsin. In einem State Park. Ich folge bloß der Logik.«
    »Nein, ich glaube, du bist ein Naturtalent.«
    Hart wollte fragen: »Ein Naturtalent wofür?« Doch er erstarrte. Der Wind trug einen Ruf zu ihnen heran, eine weibliche Stimme. Sie rief um Hilfe. Er hatte den Eindruck, die Frau bemühte sich, möglichst leise zu sein, aber er hörte Bestürzung heraus, wenn nicht sogar Verzweiflung. Es kam aus einiger Entfernung, war aber nicht allzu weit weg, vielleicht fünf-, sechshundert Meter den Joliet Trail hinauf, genau in ihrer Richtung.
    Noch ein Ruf, diesmal unverständlich.
    »War das dieselbe Person?«, fragte Hart.
    »Ich weiß nicht.«
    »Los.«
    Geduckt liefen sie schnell, aber vorsichtig weiter.
    »Sieh dich vor. Ich traue ihr nicht. Eine von denen hat vorhin am See schon mal einen Schrei vorgetäuscht, vergiss das
nicht. Vielleicht wollen die uns bloß anlocken und dann überfallen. Sie haben zwar keine Schusswaffen bei sich, aber dafür Messer.«
    Zehn Minuten später hielten die Männer inne und sahen sich sorgfältig nach allen Seiten um. Vor ihnen wurde der Joliet Trail breiter, und ein schmalerer Pfad zweigte nach links ab. An der Gabelung stand ein hölzernes Schild, wie man im Mondlicht erkennen konnte. Ein Pfeil wies auf die Abzweigung, die Hart schon in seinem BlackBerry gesehen hatte. Der Pfad verlief nach Westen und Norden, umrundete einen kleinen See und endete schließlich an der Ranger-Station. Von dort aus führte eine zweispurige Straße zum Highway.
    Hart winkte Lewis zu sich ins Gebüsch und suchte mit seinen Blicken weiterhin die Umgebung ab. »Ist dir was aufgefallen?«
    »Nein.«
    Hart lauschte angestrengt. Keine weiteren Rufe, keine Stimmen. Nur der Wind, der durch die Zweige fuhr und die Blätter rauschen ließ.
    Dann berührte Lewis ihn am Arm und zeigte auf etwas. Fünf Meter hinter der Abzweigung stand ein dunkler Holzzaun mit einem Warnschild. Dahinter, wo die Klippe in die Schlucht abfiel, war es schwarz. »Der Baum da, Hart.«
    »Wo?« Schließlich sah er es auch. Von dem Baum am Rand der Klippe war ein Ast abgebrochen. Man konnte das weiße Holz unter der Rinde erkennen.
    »Ich weiß nicht, ob es ein Trick ist oder nicht«, flüsterte Hart. »Du gehst da rechts herum. Zu den Sträuchern.«
    »Alles klar.«
    »Ich gehe zur Kante und schaue mich um. Dabei mache ich ein paar Geräusche, um den beiden eine Gelegenheit zum Handeln zu geben.«
    »Sobald ich eine von denen sehe, lege ich sie um. Erst hoch schießen, dann tief.« Lewis grinste. »Und ich halte meinen Mund.«

    Zum ersten Mal an jenem Abend wirkte Lewis zuversichtlich. Hart, der sich an seinen Partner in dieser schwierigen Situation endlich gewöhnt hatte, war überzeugt, dass der Mann gut zurechtkommen würde. »Dann los. Und lauf nicht durch das Laub.«
    Lewis duckte sich, überquerte leise den Pfad und ging hinter einem Gebüsch in Deckung. Als Hart sah, dass der Mann von seiner Position aus das ganze Gelände gut im Blick behalten konnte, machte auch er sich geduckt auf den Weg. Sein Kopf schwenkte beständig hin und her.
    In der Ferne auf dem Grund der Schlucht fiel ihm ein Gebäude auf. Das musste die Ranger-Station sein.
    Mit der Waffe im Anschlag stieß Hart bis zu dem Warnschild vor und untersuchte den abgebrochenen Ast. Dann spähte er über den Rand der Klippe. Er konnte niemanden entdecken. Also nahm er seine Taschenlampe und leuchtete hinab in die Nacht.
    Mein Gott.
    Er richtete sich auf, steckte die Waffe ein und rief Lewis zu sich.
    »Was ist?«
    »Sieh selbst. Die beiden haben es mit Klettern versucht, aber es hat nicht geklappt.«
    Beim

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