Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
stehen, nach ihm benannt wurde, hat Joliet diese 737 Kilometer lange Route nie benutzt. Er und Marquette reisten größtenteils auf dem Wasser. Der Joliet Trail wurde einige Jahre später von Pelzhändlern begründet und steht seitdem auch allen Wanderfreunden zur Verfügung.
    Hart konsultierte die GPS-Anzeige seines BlackBerry und die gedruckte Landkarte.
    »Und wohin sind die beiden Weiber nun abgebogen?«
    »Nach rechts, würde ich sagen. In der Richtung liegt die Ranger-Station, nur wenige Meilen von hier.«
    Lewis sah den Pfad hinauf und hinunter, der zu dieser Jahreszeit kaum in Gebrauch und daher zugewuchert war. Äste lagen im Weg, und immer wieder sprossen Schösslinge aus der matschigen Laubschicht empor.
    »Was ist los?«
    »Wenn du mich fragst, ist das gar kein Weg. Der Wald ist hier bloß nicht ganz so dicht.«
    Die Worte brachten Hart zum Lächeln. Was wiederum Lewis lächeln ließ.

31
    Hier waren sie nun, zwei Frauen, die unbeirrt einem Touristenpfad folgten. Eine mit einem Gehstock mit Einlegearbeiten aus Rosenholz, die andere mit einem ebensolchen Speer. Sie trugen
Bolas und Messer in den Taschen und stellten grimmige Mienen zur Schau.
    Der Pfad erinnerte Brynn daran, wie sie das letzte Mal auf einem Pferderücken gesessen hatte - vor einigen Jahren im Frühling. Sie hatte es genossen, in der Nähe von Humboldt auf einem Reitweg durch den Wald zu galoppieren. Früher, vor ihrer Zeit als Deputy, war sie begeisterte Amateurspringreiterin gewesen. Bei einem Springturnier hatte sie zum ersten Mal eine berittene Polizeieinheit aus Milwaukee auftreten gesehen. Die Achtzehnjährige hatte eine Weile mit einem der Beamten geplaudert, wodurch ihre Faszination geweckt worden war - aber ironischerweise nicht für das Dressurreiten, sondern für die Polizeiarbeit.
    Die einige Jahre darauf in ihr das gleiche freudige Gefühl hervorrief wie zuvor der Sprung über die Hindernisse, während sie auf einer halben Tonne Tier saß.
    Nun wurde ihr klar, wie sehr ihr das Reiten fehlte, und sie fragte sich, ob sie wohl je wieder die Gelegenheit haben würde, im Sattel zu sitzen.
    Auf ihrem Weg den Pfad entlang mehrten sich die Anzeichen dafür, dass dies für gewöhnlich ein weitaus friedfertigerer Ort war als im Augenblick. Zahlreiche Schilder lieferten geschichtliche und andere Informationen. Die größten Gefahren gingen von Feuern, steilen Abbruchkanten und ökologischen Risiken aus.
    WARNUNG VOR DEM ASIATISCHEN ESCHENPRACHTKÄFER!
    In Clausen erworbenes Brennholz kann mit dem Asiatischen Eschenprachtkäfer verseucht sein. Falls Sie Brennholz der Marke Henderson erworben haben, verbrennen Sie es bitte unverzüglich, um unsere Hartholzbäume vor einem Befall durch den Asiatischen Eschenprachtkäfer zu schützen!
    Ein Baum - eine massive Eiche - trug sogar ein eigenes Schild. Vielleicht weil er der größte oder älteste war (Touristen liebten ihre Superlative). Brynn hingegen sah in ihm lediglich eine mögliche Deckung. Der Pfad schlängelte sich hier teilweise durch offenes Gelände und gab sie den Blicken der Verfolger preis. Sich abseits des Weges im Unterholz zu halten, würde sie jedoch viel zu langsam machen.
    Es gab jede Menge Flughörnchen, und Fledermäuse flatterten leise vorbei, Eulen etwas geräuschvoller. Mehrere Male hörten sie das Rauschen der Schwingen, gefolgt vom letzten Quieken einer erfolgreich erlegten Beute des Raubvogels.
    Michelle hielt recht gut mit, aber Brynn machte sich zunehmend Sorgen um sie. Ihr Knöchel war nicht ernstlich verletzt - Brynn wusste von Berufs wegen und dank Joeys häufiger Missgeschicke genau über schwere Verletzungen Bescheid; wann es ausreichte, Trost zu spenden, und wann man einen Krankenwagen rufen musste. Nein, es lag an der Resignation der jungen Frau. Sie fiel zurück. Einmal blieb sie stehen, schaute einen steilen Hang hinauf und verzog das Gesicht.
    »Kommen Sie weiter«, drängte Brynn.
    »Ich muss mich ausruhen.«
    »Lassen Sie uns erst noch mehr Boden gutmachen.« Sie lächelte. »Wir müssen uns die Pause verdienen.«
    »Ich bin aber jetzt müde. So unglaublich müde. Mein Blutzucker, Sie wissen doch.« Dann keuchte sie plötzlich auf und zuckte zurück, als ein kleines Tier an ihr vorbeihuschte. »Was war das?«
    »Eine Wühl- oder Feldmaus«, erklärte Brynn. »Völlig harmlos.«
    »Sie könnte mir das Hosenbein hochkriechen.«
    Wohl kaum, dachte Brynn in Anbetracht von Michelles enger Jeans.
    Die zuvor gute Laune der jungen Frau war verflogen. Sie war wie

Weitere Kostenlose Bücher