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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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die auf der anderen Seite zu tiefen Schluchten hin abfielen. Lücken zwischen den Bäumen ließen zerklüftete Sandsteinklippen erkennen.
    »Schauen Sie. Dort.«
    Sie sahen eine Gabelung. Ein anderer Pfad, schmaler als der Joliet Trail, zweigte nach links ab, einen Hügel hinauf, vorbei an einer steilen Felswand und weiter in ein finsteres Tal. Br ynn mahnte ihre Begleiterin zur Eile. Michelle folgte ihr, blickte gelegentlich zurück und behielt ihre Hand unter der Jacke, wo das Küchenmesser in ihrem Hosenbund steckte. Sie schien es als tröstlich zu empfinden, die Waffe bei sich zu spüren.
    An der Gabelung hielten sie inne. Es gab ein offenes Schutzhäuschen mit einer Bank - und ohne Telefon, wie Brynn sofort registrierte. Außerdem einen leeren Mülleimer. Auf dem Boden unter dem Schutzdach waren zahlreiche Schuhabdrücke sichtbar, ein Überbleibsel des harten Winters in Wisconsin. Der Joliet Trail führte weiter in die tiefschwarze Nacht und fiel nach
rechts hin ab - nach Nordosten. Der schmale Pfad war mit einem Schild gekennzeichnet.
    APEX LAKE 1,8 KM
TRAPPER GROVE 3,1 KM
RANGER-STATION UMSTEAD 3,5 KM
    Brynn ging zu dem Geländer am Rand der Klippe und sah ins Tal. Sie zeigte nach links. »Da unten. Können Sie es erkennen? Das Gebäude? Das ist die Ranger-Station.«
    »Oh. So weit noch? Ich sehe nirgendwo Lichter.«
    »Nein, die Station ist bestimmt geschlossen.«
    Per Luftlinie betrug die Entfernung gerade mal anderthalb Kilometer quer durch ein tiefes Tal, auf dem Pfad hingegen mehr als doppelt so viel, wenn man dem Schild glauben durfte. Die Strecke zur Station - über den Apex Lake und Trapper Grove - beschrieb wahrscheinlich zahlreiche Windungen.
    Brynn konnte sich noch vage an die Station erinnern, die bei einer der beiden Suchaktionen als Einsatzzentrale gedient hatte. Auch damals - mitten im Winter - war sie geschlossen gewesen, aber Brynn sah sie noch immer vor sich.
    »Ich weiß, dass es da Telefone gab. Aber ich habe keine Ahnung, ob sie jetzt funktionieren werden. Und einen Waffenschrank, glaube ich. Doch wir können nicht auf dem Pfad bleiben.« Sie wies auf das Schild. »Das würde zu lange dauern. Wir würden es niemals bis dorthin schaffen.«
    »Vielleicht nehmen die Männer ja nicht diesen Pfad, sondern bleiben einfach auf dem Joliet Trail.«
    Brynn überlegte. »Ich glaube, sie werden sich ausrechnen können, dass wir zu der Station unterwegs sind.« Sie starrte in die dunkle Leere jenseits der Klippe und trat sogar noch näher an die Kante heran. Bei einem Warnschild blieb sie stehen. Und sah nach unten.
    Klettern oder nicht?

    Was auch immer sie tun würden, sie mussten sich schnell entscheiden. Die Männer würden in zehn oder fünfzehn Minuten hier sein.
    »Geht es da senkrecht nach unten?«, fragte Michelle.
    Brynn, die immer noch in die Dunkelheit starrte, entdeckte etwa sechs Meter unter ihnen ein schmales Sims; danach fiel der Fels weitere fünfzehn oder zwanzig Meter ab.
    »Ich glaube, wir können hinunterklettern. Es ist schwierig, aber zu schaffen.«
    Falls sie den Talgrund erreichten, würden sie ohne weitere Schwierigkeiten direkt zu der Ranger-Station weitergehen können.
    Wo Aussicht auf ein funktionierendes Telefon, eine Waffe und Munition bestand.
    Brynn war unschlüssig. Es war riskant.
    Sie kam zu dem Schluss, dass der Einbruch kein Problem sein dürfte. Sobald sie bei dem Gebäude eintrafen, würde nicht mal das sicherste Türschloss der Welt sie draußen halten können.
    »Ich hasse Höhen«, flüsterte Michelle.
    Wem sagst du das, Schätzchen?
    »Wollen wir es versuchen?«, fragte die junge Frau mit zittriger Stimme.
    Brynn packte einen Birkenschössling, beugte sich in die Leere vor und musterte die unterhalb gelegenen Felsen.

32
    Sie gingen schnell voran und verfielen von Zeit zu Zeit in Laufschritt.

    Lewis blieb stehen und hielt sich die Seite. Er lehnte sich gegen einen Baum.
    »Bist du in Ordnung?«
    »Ja. Ich hab letzte Woche mit dem Rauchen aufgehört.« Er atmete tief durch. »Na ja, eigentlich schon vor einem Monat, aber letzte Woche hab ich noch mal eine gequalmt. Dann war endgültig Schluss. Aber ich merke es noch. Rauchst du?«
    Hart verzog das Gesicht, weil ein Schmerz durch seinen angeschossenen Arm zuckte. Sein Blick schweifte fortwährend hin und her. »Nein.« Er war zu der Überzeugung gelangt, dass die Frauen unbewaffnet waren, aber es gefiel ihm nicht, dass dieser verdammte Hund oder Wolf oder was auch immer hier herumschnüffelte. Menschen

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