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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Lake, und die Ranger-Station ansteuern. Das würde Brynn und Michelle eine zusätzliche Stunde Zeit verschaffen, um sich in Sicherheit zu bringen, bevor die Männer begriffen, dass sie überlistet worden waren.
    Letztendlich hatte nicht Michelles - oder Brynns - Höhenangst den Ausschlag gegeben, sondern Brynn war zu dem Schluss gelangt, dass sogar der Abstieg die Klippe hinunter und die nachfolgende Wanderung durch das Unterholz in der Schlucht zu viel Zeit erfordern würde. Die Männer hätten sie spätestens auf halber Strecke zur Ranger-Station eingeholt. Doch die Klippe bot eine gute Gelegenheit, ihre Verfolger in die Irre zu führen. Brynn hatte den Ast abgebrochen, um es wie einen Unfall aussehen zu lassen, und war vorsichtig auf das Sims hinabgestiegen. Dort hatte sie tief durchgeatmet und sich dann mit dem Küchenmesser einen Schnitt in die Kopfhaut zugefügt. Als Deputy wusste sie viel über Kopfverletzungen, so zum Beispiel auch, dass Schnittwunden nicht allzu sehr schmerzten, aber dafür stark bluteten. (Sie hatte das bei Joey und bei diversen Unfalleinsätzen schon oft genug beobachten können.) Nachdem sie das Blut auf dem Fels verschmiert hatte, war sie zurück nach oben geklettert, und die beiden Frauen hatten ihre Flucht auf dem Joliet Trail fortgesetzt.
    Nun wandte sie sich um. Der schwankende Taschenlampenstrahl war zwischen den Bäumen immer noch sichtbar. Dann kam eine Wegbiegung, und die Frauen verloren die Killer aus dem Blick.

    »Tut es sehr weh?« Michelle wies auf Brynns Kopf. Sie glaubte offenbar, Brynn habe ihre Entscheidung aus Rücksicht auf Michelles Höhenangst getroffen. Die junge Frau glühte vor Dankbarkeit.
    Brynn sagte, es gehe ihr gut.
    Michelle fing an draufloszureden und erzählte, sie sei mal auf dem Spielplatz von einem anderen Mädchen auf den Kopf geschlagen worden und habe ihr neues Kleid vollgeblutet, was für sie schlimmer gewesen sei als der Streit. »Mädchen sind brutaler als Jungen.«
    Brynn widersprach ihr nicht. Sie führte an den Highschools Kampagnen gegen Bandenkriminalität durch. Banden … sogar im beschaulichen Humboldt.
    Ein Bild von Joey, keuchend und blutig, nachdem er sich in der Schule mal wieder geprügelt hatte, kam ihr ebenfalls in den Sinn. Sie schob es beiseite.
    Michelle hörte gar nicht mehr auf zu reden, und Brynn blendete sie so gut wie möglich aus. Sie blieb stehen und sah sich um. »Ich glaube, wir sollten jetzt vom Pfad abbiegen und den Fluss suchen.«
    »Müssen wir? Wir kommen doch gut voran.«
    Brynn erklärte ihr, dass der Joliet Trail sie lediglich immer tiefer in den Wald führen würde. In jener Richtung waren es fast fünfundzwanzig Kilometer bis zur nächsten Stadt.
    »Ich brauche den Kompass.« Sie kniete sich am Wegrand hin und legte die Plastikflasche auf den Boden. Nach einigen Stupsern richtete die Nadel sich endlich nach Norden aus. »Wir müssen da entlang. Es ist nicht weit. Ein paar Kilometer, würde ich sagen.« Brynn steckte die Flasche wieder ein.
    Sie befanden sich hier auf etwas höherem Gelände und konnten hinter sich immer noch erkennen, wie die Killer mit ihrer Taschenlampe langsam nach einer Möglichkeit suchten, die Klippe hinunterzuklettern und durch das Tal zu der Ranger-Station vorzustoßen. Sie würden irgendwann merken, dass die
Frauen einen anderen Weg gewählt hatten, aber jede Minute, die sie an der Klippe zubrachten, war eine Minute mehr, die Brynn und Michelle zur Flucht nutzen konnten.
    Brynn fand ein Waldstück mit nicht ganz so dichtem Unterholz und bog vom Pfad ab. Michelle, die wieder ernst geworden war, betrachtete den felsigen und morastigen Boden und verzog vor Abscheu das Gesicht, wie ein Mädchen, das nur wider willig zu seinem Freund in dessen dreckiges Auto stieg.

35
    Sie fuhren hundertdreißig, allerdings ohne Signalleuchten oder die gellende Sirene. Es war nicht nötig. Hier draußen gab es um diese Uhrzeit so gut wie keinen Verkehr. Und lebensmüde Tiere würden sich von der Sonderausstattung des Dodge ohnehin nicht abschrecken lassen. Sheriff Tom Dahl hatte den Eindruck, dass Rehe ohne Hirn geboren wurden.
    Er saß auf dem Beifahrersitz und ein junger Deputy, Peter Gibbs, am Steuer. Hinter ihnen folgte ein zweiter Streifenwagen, der von Eric Munce gelenkt wurde. Neben ihm saß Howie Prescott, ein massiger Deputy mit kahl geschorenem Schädel, der bei Verkehrskontrollen stets überaus respektvoll behandelt wurde.
    Dahl hatte seine Deputys verständigt und jede Menge Freiwillige

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