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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Schlammlöcher verbergen konnten. Ihr Weg führte sie in ein steiles Hügelgebiet, und schon jetzt fielen manche der Steigungen dramatisch aus. Jeder Ausrutscher konnte dazu führen, dass sie viele Meter einen Abhang hinunterrollten, über scharfkantige Steine und mitten durch dornige Ranken.
    Die Männer mussten inzwischen den Fuß der Klippe erreicht haben. Brynn hoffte, dass sie der Schlucht zu der Ranger-Station folgen würden, wenn sie dort unten keine Leichen vorfanden. Es konnte eine Dreiviertelstunde oder Stunde dauern, bevor sie begriffen, dass man sie hereingelegt hatte, und sie zum Joliet Trail zurückkehren würden, um die Jagd fortzusetzen.
    Sie legte eine kurze Pause ein, um erneut den Kompass abzulesen.
Der Kurs stimmte weitgehend immer noch, genau nach Norden.
    Brynn hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass sie und Michelle diese Nacht überleben könnten.
    Schon bald würden sie den Fluss erreichen. Und dann folgten sie dem Ufer entweder nach Osten bis Point of Rocks oder sie wählten den kürzeren, aber anstrengenderen - und gefährlicheren - Weg die Schlucht hinauf. Sie bekam das Bild einfach nicht aus dem Kopf: der Wanderer, der abgestürzt und von dem Ast aufgespießt worden war.
    Das Team hatte eine Kettensäge benötigt, um die Leiche bergen zu können. Brynn und ihre Kollegen hatten eine Stunde vor Ort warten müssen, bis schließlich jemand das Werkzeug brachte.
    Nun kniff sie die Augen zusammen, weil sie in der Ferne etwas silbern schimmern sah. War das der Fluss?
    Nein, nur ein schmaler Streifen Gras, der im Mondschein glänzte. Sie fragte sich, worum genau es sich handelte. Graham hätte ihr die Pflanzenart sofort sagen können.
    Aber sie wollte jetzt nicht an Graham denken.
    Dann erschrak sie, weil hinter ihnen plötzlich ein Heulen erklang, gefolgt von einem Bellen. War das der Wolf, der ihnen ebenso hartnäckig zu folgen schien wie die Männer?
    Michelle drehte sich zu dem Geräusch um. Sie erstarrte. Und dann schrie sie.
    »Michelle, nein!«, flüsterte Brynn barsch. »Das ist bloß der …«
    »Das sind sie, die beiden Kerle!« Die junge Frau zeigte auf etwas in der Dunkelheit.
    Was? Was sah sie da? Brynn konnte lediglich immer neue Schatten erkennen, manche in Bewegung, andere regungslos. Einige glatt, andere mit Struktur.
    »Wo?«
    »Da! Da ist er!«

    Endlich konnte auch Brynn es sehen: In etwa dreißig Metern Entfernung stand ein Mann hinter einem Busch.
    Nein! Die beiden waren nicht auf den Trick bei der Abzweigung hereingefallen. Brynn packte ihren Speer. »Runter!«
    Doch was auch immer sich in der jungen Frau angestaut hatte, es explodierte nun in Zorn und Raserei. »Ihr Schweine!«, brüllte sie. »Ich hasse euch!«
    »Nein, Michelle. Bitte, seien Sie still. Wir müssen fliehen. Sofort!«
    Aber die jüngere Frau war wie gebannt, als wäre Brynn gar nicht da. Sie warf das Queue weg, das ihr als Gehstock gedient hatte, und zog eine Billardkugel-Bola aus der Tasche.
    Brynn trat vor und packte Michelles Lederjacke. Doch die Frau stieß sie mit wutverzerrter Miene weg, sodass Brynn ein Stück auf einer glatten Laubschicht entlangrutschte.
    Mit der Bola in einer Hand und dem Messer in der anderen stürmte Michelle auf den Mann los - und das trotz ihres Humpelns mit beachtlicher Geschwindigkeit. »Ich hasse euch, ich hasse euch!«, schrie sie.
    »Nein, Michelle, nein! Die haben Schusswaffen!«
    Aber die Warnung traf auf taube Ohren. Als sie noch zehn Meter von dem Kerl entfernt war, schleuderte sie die Bola, die in fast gerader Linie auf ihn zuflog und seinen Kopf nur knapp verfehlte. Er rührte sich nicht vom Fleck - so wie auch Brynn in der Auffahrt der Feldmans standhaft geblieben war.
    Michelle setzte ihren Angriff unerschrocken fort.
    Brynn überlegte. Sollte sie ihr folgen? Es wäre Selbstmord …
    Ach, zum Teufel, entschied sie. Sie verzog das Gesicht, erhob sich und eilte der Frau geduckt hinterher. »Michelle, halt!« Der Mann würde jede Sekunde feuern. Es musste Hart sein; er wartete reglos auf die beste Schussmöglichkeit.
    Michelle lief genau auf ihn zu.
    Er konnte sie nicht verfehlen.
    Aber niemand schoss.

    Brynn blieb stehen und erkannte den Grund. Das war gar keine Person. Die hysterische junge Frau war auf einen Baumstamm losgegangen, der in knapp zwei Metern Höhe abgebrochen war und dessen Äste und Zweige ihn zufällig wie einen menschlichen Umriss wirken ließen. Er erinnerte an eine Vogelscheuche.
    »Ich hasse euch!«, hallte die schrille Stimme der jungen Frau

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