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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Minuten. Sie wohnen im Norden der Stadt. Höchstens vierzig Minuten. Ich hab’s auch schon in einer halben Stunde geschafft.«
    »Als ich sie angerufen habe, war ein anderer Deputy am Apparat und hat gesagt, es gebe einen Fall von häuslicher Gewalt. Und dass Brynn gerade mit der Frau sprechen würde. Das Jugendamt sei auch schon verständigt.«
    Eine Pause. »Das höre ich zum ersten Mal, Graham. Mit wem haben Sie gesprochen?«
    »Ich weiß nicht mehr genau. Ich glaube, er hieß Billings.«
    »Tja, so heißt bei uns niemand. Moment mal …« Gedämpfte Geräusche eines Gesprächs.
    Graham rieb sich die Augen. Brynn war seit fünf Uhr morgens auf den Beinen, er seit halb sechs.
    Der Deputy kam zurück an den Hörer. »Okay, Graham, Folgendes: Der Kerl, der den Notruf abgesetzt hatte, hat danach noch mal angerufen und gesagt, es sei ein Irrtum gewesen. Brynn wollte umdrehen und zurückkommen. Das war so gegen neunzehn Uhr, neunzehn Uhr dreißig.«

    »Ich weiß. Aber dieser Deputy hat gesagt, es sei doch kein Irrtum gewesen, sondern irgendein Ehekrach, und Brynn habe die Sache übernehmen sollen. Könnte sie da oben vielleicht mit der Staats- oder Stadtpolizei zusammenarbeiten?«
    »Das kommt vor, aber so was ist eigentlich kein Fall für die Staatspolizei.«
    Graham erschauderte. »Eric, irgendwas stimmt hier nicht.«
    »Lassen Sie mich den Sheriff verständigen. Er wird sich bei Ihnen melden.«
    Graham legte auf. Er ging in der Küche auf und ab. Musterte die neuen Bodenfliesen. Schob einen Stapel Rechnungen ordentlich zusammen. Zog einen Strich in die Staubschicht auf dem kleinen Fernsehgerät. Lauschte dem Computerspiel von oben.
    Verdammt noch mal. Warum hörte der Junge nicht auf ihn? Er beschloss, Joey das Skateboard für den Rest des Schuljahrs zu verbieten.
    Wut oder Instinkt?
    Das Telefon klingelte.
    »Hallo?«
    »Graham, hier ist Tom Dahl. Eric hat gerade angerufen. Wir haben bei der Staatspolizei nachgefragt. Vom Lake Mondac wurden dort heute keine Vorfälle gemeldet. Auch nicht aus Clausen, Point of Rocks oder gar aus Henderson.«
    Graham wiederholte, was er bereits Eric Munce mitgeteilt hatte, und ärgerte sich, dass der Mann nicht auf die Idee gekommen war, den Sheriff selbst davon zu unterrichten. »Der Deputy nannte sich Billings.«
    Es herrschte kurz Stille. »So heißt eine Straße zwischen Clausen und dem State Park.«
    Die jemand vielleicht noch im Hinterkopf hatte, als er versuchte, sich schnell einen Namen auszudenken. Grahams Hände waren feucht.
    »Brynns Telefon schaltet nun wieder sofort auf die Mailbox um, Tom. Ich mache mir große Sorgen.«

    »Was ist los?«, rief eine Stimme. Die von Joey.
    Graham blickte auf. Der Junge stand auf halber Treppe. Er hatte gelauscht. »Was stimmt nicht mit Mom?«
    »Nichts. Geh zurück ins Bett. Es ist alles in Ordnung.«
    »Nein. Irgendwas stimmt nicht.«
    »Joey«, herrschte Graham ihn an. »Sofort!«
    Der Junge sah ihm einen Moment lang in die Augen, und sein eisiger Blick ließ Graham frösteln. Dann machte er kehrt und stampfte die Treppe hinauf.
    Anna erschien in der Tür und bemerkte Grahams verkniffene Miene. »Was ist?«, flüsterte sie.
    Er schüttelte den Kopf und sagte: »Ich spreche gerade mit dem Sheriff.« Dann: »Tom, was machen wir jetzt?«
    »Ich schicke einige Leute hin. Machen Sie sich nicht verrückt. Brynn hat wahrscheinlich bloß eine Autopanne und keinen Empfang mit ihrem Mobiltelefon.«
    »Wer war dann dieser Billings?«
    Wieder eine Pause. »Wir machen uns sofort auf den Weg, Graham.«

34
    Keuchend und in kalten Schweiß gebadet hockte Michelle sich hin und stützte sich mit ihrem Billardqueue ab. Brynn stand neben ihr. Sie befanden sich immer noch auf dem Joliet Trail und versteckten sich in einem Gestrüpp aus Wacholder und Buchsbaum, das für Brynns Empfinden nach Urin roch.
    Die Weggabelung mit dem Warnschild und dem Schutzhäuschen lag einen knappen Kilometer hinter ihnen, und sie waren die ganze Strecke so schnell wie möglich gerannt.

    Nun beobachteten sie, wie der nach unten gerichtete Strahl einer Taschenlampe langsam das Sims und die Klippe ableuchtete, während Hart und sein Partner hinabkletterten. Die Frauen eilten weiter den Pfad entlang.
    Die Männer waren auf Brynns Schwindel hereingefallen: die Rufe, der abgebrochene Ast, das auf dem Sims verspritzte Blut - ihr eigenes. Hart und sein Kumpan würden nun bis zum Grund der Schlucht vordringen, entweder direkt von der Klippe aus oder auf dem Pfad rund um den Apex

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