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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Deputy, keine Ehefrau oder Mutter.
    Sie war eine Wölfin, ein primitives Geschöpf, das nur an sein Überleben dachte. Ein Schritt, zwei Schritte, bei denen die Schuhspitzen sich in die harte Erde gruben, in ihren Händen
der Speer, der nun im kalten Licht hell glänzte und genau auf den Mann gerichtet war. Sie widerstand dem mächtigen Impuls, ein lautes Geheul auszustoßen.

44
    Wo waren sie hin?
    Verflucht. Zehn Minuten lang hatte Hart den Abstand zwischen sich und den Frauen immer weiter verringert und dabei genau auf die Lichtung zugehalten - das Gefechtsfeld, wie er es insgeheim nannte -, während er zugleich Lewis im Blick behielt.
    Der andere Mann hatte etwas auf der rechten Seite - im Osten - gehört oder gesehen und war den Hügel hinuntergeeilt, um sich umzuschauen. Anscheinend war es ein Fehlalarm gewesen, denn Lewis war auf den bewaldeten Hang zu Harts Linken zurückgekehrt, und beide Männer waren sodann weiter vorgestoßen. Doch die Beute war verschwunden.
    Wo steckten die beiden?
    Hatten sie ihn oder Lewis bemerkt?
    Und falls ja, welche Fluchtmöglichkeiten hatten sie? Vor ihnen, im Norden, lag die Lichtung, und dort waren sie offensichtlich nicht. Lewis befand sich derzeit auf einem Hügel im Westen, und Hart schaute zurück nach Süden. Am Rand der Lichtung standen Bäume und boten ein eventuelles Versteck. Oder die Frauen waren rechts den steilen Hang hinuntergelaufen und steuerten nach Osten auf den tiefen Wald zu. So würden sie letztlich wieder auf den Joliet Trail stoßen, doch laut der GPS-Anzeige lag er inzwischen weit abseits, und das würde viele Meilen durch dichtes Unterholz bedeuten.

    Was würde Brynn tun?
    Hart kam zu dem Schluss, dass sie den Hügel zum Bachbett hinabklettern und dann wieder nach Norden zum Snake River abbiegen würde - ohne sich auf der Lichtung ins Freie wagen zu müssen. Diese Route war länger und schwieriger, aber sicherer.
    Die Frau war wie ein Tier mit ausgeprägtem Überlebensinstinkt, das mit Hart rechnete.
    Er blickte den Hügel hinauf zu Lewis, der innegehalten hatte und sich umsah. Dann wandte er sich Hart zu und hob beide Arme. Was bedeutete: Sie sind verschwunden.
    Hart wies auf sich selbst und dann auf Lewis. Der nickte. Hart machte sich daran, den Hang zu erklimmen und sich zu seinem Partner zu gesellen.

45
    Wo?
    Wo war Michelle?
    Brynn McKenzie hielt inne und sah sich um. Sie trug das Gewehr in einer Hand, den Speer in der anderen und war desorientiert. Sie hatte sich so sehr auf Harts Partner konzentriert, dass sie nicht mehr daran gedacht hatte, sich den Weg zu der Stelle einzuprägen, an der die andere Frau unter Blättern versteckt lag.
    Oder war Michelle zu dem Sammelpunkt gelaufen?
    Hoffentlich nicht. Der See lag weiter abseits als gedacht, und sie wollte keine Umwege machen müssen. Das alles war so schon anstrengend genug.
    Dann entdeckte Brynn eine Ansammlung von Bäumen, die
ihr bekannt vorkam. Sie blieb stehen und hielt nach den Verfolgern Ausschau. Nichts zu sehen. Sie lief einen kleinen Hügel hinunter, bog um einen großen Felsen und erstarrte abrupt.
    Die erschrockene Michelle griff nach ihrem Messer. Ihr Blick war wild und entschlossen. Brynn rührte sich nicht. Die junge Frau seufzte erleichtert auf. »Mein Gott, Brynn. Sie haben mir vielleicht Angst eingejagt.«
    »Psst. Die Kerle sind immer noch irgendwo in der Nähe.«
    »Was ist passiert?«, fragte die junge Frau. »Woher haben Sie das Gewehr?«
    »Kommen Sie. Schnell. Ich habe jemanden verwundet.«
    »Einen der beiden Männer?« Michelles Augen blitzten auf.
    Brynn verzog das Gesicht. »Nein.«
    »Was?«
    »Es war jemand anders. Hier entlang.«
    Sie stiegen den Hügel zu dem Brombeergebüsch empor, wo der bärtige Mann mit gesenktem Kopf am Boden saß und sich das verletzte Ohr hielt. Er blickte erstaunt zu Michelle auf. Dann nickte er mit schmerzverzerrter Miene.
    Brynn erklärte, dass sie ihn mit der Billardkugel am Kopf getroffen und zum Angriff mit dem Speer angesetzt habe. Da habe er ihre Schritte gehört und sich umgedreht.
    Beim Anblick des bärtigen Gesichts hatte sie ihren Irrtum erkannt und im letzten Moment innehalten können. Sie hatte nicht damit gerechnet, hier draußen auf einen anderen Bewaffneten zu stoßen, und so war ihr vor lauter Aufregung entgangen, dass er ein Jagdgewehr und keine Schrotflinte bei sich trug und außerdem eine andere Statur als Harts Partner hatte.
    Brynn hatte sich ausgiebig bei ihm entschuldigt. Dennoch war sie eine Polizistin, und so

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