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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Was ein großes Ziel gewesen war, wurde zu zwei kleineren. Hart hatte anscheinend etwas gesehen und war vorgetreten. Er zeigte auf etwas.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das wollen?«, fragte Gandy. »Sind Sie sicher, dass das die Richtigen sind?«
    »Ja«, herrschte Michelle ihn flüsternd an. »Das sind sie. Schießen Sie!«
    Aber auf wen?, überlegte Brynn. Mal angenommen, dass derjenige, den ich nicht treffe, in Deckung geht - wen soll ich mir da zuerst vornehmen?
    Triff deine Wahl. Sofort!
    Sie zielte auf den Partner, den Mann mit der Schrotflinte. Hob die Mündung ein Stück an. Fing wieder an, den Abzug zu drücken.

    Aber die Männer stiegen in die Schlucht hinab und wurden nach wenigen Schritten zu dunklen Schatten im Unterholz.
    »Nein!«, rief Michelle. »Schießen Sie trotzdem!«
    Dann gab es gar keine Ziele mehr. Die Männer waren verschwunden.
    Brynn senkte den Kopf. Wieso hatte sie gezögert? Wieso?
    »Wir sollten gehen«, sagte Gandy. »Die beiden kommen in unsere Richtung.«
    Brynn traute sich nicht, Michelle anzusehen. Es war, als hätte die junge Frau, die verwöhnte Prinzessin, die Dilettantin die Situation besser im Griff gehabt als sie.
    Warum habe ich nicht geschossen?
    Sie sicherte das Gewehr und starrte in das Dunkel, in dem Hart und sein Partner untergetaucht waren. Dann wandte sie sich ab und folgte den anderen.
    »Bis zum Wohnmobil ist es nicht weit«, sagte Gandy. »Etwa ein halber Kilometer. Mein Freund hat einen Transporter. Er wollte Essen und Bier holen. Wir springen alle hinein und hauen von hier ab.«
    »Wer ist denn alles da?«, fragte Michelle.
    »Meine Frau, meine Stieftochter und zwei unserer Freunde.«
    »Ihre Stieftochter?«
    »Amy. Sie ist neun.« Gandy fasste sich ans Ohr und betrachtete seine Finger. Die Wunde blutete nicht mehr.
    »Und sie ist mit Ihnen hier?«, fragte Brynn stirnrunzelnd.
    »Sie hat Ferien.« Er bemerkte ihre beunruhigte Miene. »Stimmt etwas nicht?«
    »Ich wusste nicht, dass Sie ein Kind dabeihaben«, sagte sie leise.
    »Sie machen uns keine Mühe, falls es das ist, was Sie glauben. Stellen Sie sich nur vor, was geschehen wäre, wenn wir uns nicht zufällig getroffen hätten. Diese Kerle hätten auf unser Wohnmobil stoßen und wer weiß was anrichten können.«
    »Haben Sie ein Telefon?«, fragte Michelle.

    Das war Brynns erste Frage gewesen, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Gandy nicht schwer verletzt worden war.
    »Wie ich Ihrer Freundin schon sagte, halte ich nichts davon, mein Gehirn starker Hochfrequenzstrahlung auszusetzen«, erwiderte er. »Aber wir haben ein Telefon im Wagen.« Er wandte sich an Brynn. »Sagen Sie mal, steht Ihnen ein Hubschrauber zur Verfügung? Damit ließe sich ziemlich schnell Verstärkung herschaffen.«
    »Es gibt einen Helikopter für medizinische Notfälle, aber nicht zum Transport von Einsatzkräften«, sagte Brynn. Sie dachte über die Tochter, die Frau und die Freunde des Mannes nach. Die ganze Zeit hatte sie versucht, keine unschuldigen Anwohner in diese grauenhaften Vorfälle zu verstricken … und nun hatte sie eine Familie mit Kind in Gefahr gebracht.
    Sie beeilten sich und gerieten außer Atem, weil der Weg fast nur bergauf verlief, doch sie ließen die Schlucht weit hinter sich zurück. Den Ort, an dem ich gezögert habe, dachte Brynn beschämt. Sie war deswegen wütend auf sich.
    »Sie haben erwähnt, diese Männer würden Sie verfolgen«, sagte Gandy zu Brynn. »Aber Sie haben mir nicht den Grund verraten.«
    »Die haben Freunde von mir ermordet«, sagte Michelle, der das schnelle Humpeln sichtlich Schmerzen bereitete. »Ich war Zeugin.«
    »Nein! O mein Gott.«
    »Bei einem Einbruch am Lake Mondac«, fügte Brynn hinzu.
    »Gerade … Sie meinen, heute Abend?«
    Michelle nickte.
    »Das tut mir ja so leid. Ich …« Gandy fand keine Worte. »Und Sie wollten die Männer festnehmen?«, fragte er Brynn.
    »Es gab einen kurzen Notruf. Wir waren uns nicht sicher, was er zu bedeuten hatte. Ich bin nach den Morden dort eingetroffen und habe den Wagen und meine Waffe verloren. Wir mussten fliehen.«

    »Der Lake Mondac? Wo liegt der?«
    »Acht oder zehn Kilometer südlich von hier. Wir waren zum Snake River unterwegs, als die Kerle uns eingeholt haben, also mussten wir einen Umweg machen. Wie weit ist es noch bis zu Ihrem Wohnmobil?«
    »Nicht weit.« Er blieb stehen, als eine Wolke sich vor den Mond schob und sie in völlige Dunkelheit getaucht wurden. Dann wurde es wieder ein wenig heller. Gandy wies nach

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